Testbericht
Elac FS 507 VX-Jet im Test
Der mechanisch justierbare Elac-Koax verspricht eine Anpassung an die Raumakustik in einer elegant schmalen Box. Gelingt dieses HiFi-Wunder?


Zu den unangenehmsten Ereignissen im Leben eines High Enders kann ein Umzug gehören. Die Anlage, die im alten Hörraum so wunderbar stimmig geklungen hat, will in der neuen Umgebung einfach nicht so recht tönen. Die Bässe? Langsam. Die Abbildung? Diffus oder flach. Die Mittenortung? Dahin.

Die akustischen Gründe liegen auf der Hand: Das Zusammenspiel von direktem und indirektem Schall im Raum beeinflusst stark die Bühnenabbildung, das Timing und das Entfernungsempfinden. Die verantwortlichen Parameter sind die Nachhallzeit des Raumes, der Hörabstand und das Bündelungsmaß des Lautsprechers. Boxen mit starker Fokussierung der Schallenergie auf den Hörplatz tönen bei größeren Distanzen und lebendigeren Räumen besser, breit strahlende Exemplare bei gut bedämpften Räumen oder im Nahfeld.
Elac: Mechanisch justierbare Lautsprecher
Dumm nur, dass man als Hörer diese Größen, vom Abstand abgesehen, nur schwer beeinflussen kann. Elac stellte deshalb bereits vor einiger Zeit mit der FS 509 eine Box vor, bei der eine mechanische Vorrichtung die Mittelhochton-Einheit vor- oder zurückschiebt, um damit den Abstrahlwinkel zu korrigieren. Ein Umzug in einen anderen Hörraum könnte damit den Schrecken verlieren: Ist der neue Raum halliger, wird die Mittelhochton-Einheit per Schraubknopf nach hinten geschoben und bündelt dann stärker. Rückt der Hörplatz ins Nahfeld oder ist der Raum stärker bedämpft, schiebt man den Koax nach vorn über die Schallwandebene hinaus.
Elac FS 507 VX-Jet: Aufbau und Funktion
Jetzt ergänzt Elac das Portfolio mit der FS 507. Beim Herzstück der Box handelt es sich natürlich um die neueste Version des "X-Jet"-Koax-Systems. Im Hochton spielt ein Treiber nach dem Air-Motion-Transformer-Prinzip: ein mehrfach gefalteter Folienwandler in einem extrem starken Magnetfeld, dessen Lamellen sich proportional zum Musiksignal auseinanderdrücken oder zusammenpressen. Drum herum platzierten die Elac-Entwickler einen Ringstrahler für den Mittelton. Dieser wird von einer außergewöhnlich großen 3-Zoll-Schwingspule angetrieben und außen wie innen durch eine kräftige Sicke in der Spur gehalten. Damit auch die Membran keine Partialschwingungen und sonstigen Klangtrübungen vollführt, ist ihre Oberfläche im Elac-typischen "Kristall"-Verfahren mehrfach geknickt. Weil die Membranfläche hier beschränkt ist, wird der Ring schon unterhalb von 550 Hertz ausgeblendet. Er übergibt an den oberen der beiden 18-Zentimeter-Konen, die ebenfalls mit einer Kristall-Membran aufwarten. Erst bei etwa 180 Hz wird der untere der zwei Tiefmitteltöner hinzugeschaltet, und beide arbeiten parallel. Der Sinn dieses 3,5-Wege-Konzepts ist es, Interferenzen zwischen den beiden Chassis im Grundton zu vermeiden.
Zwischen 30 und 40 Hertz werden die Bässe von einem Reflexrohr unterstützt, das großzügig verrundet ist und zudem nach unten auf den Sockel der Box arbeitet, um Kompressionseffekte und Störgeräusche zu vermeiden. Im Boxeninnern ist es, wie auch Frequenzweiche und Verkabelung, mit Akustikwolle verkleidet, um Reflexionen und Grundtonresonanzen keine Chance zu geben.

Bestnoten strich die Elac FS 507 VX-Jet bezüglich der Verarbeitung ein: Die Körbe mit der firmentypischen Formgebung sind extrem passgenau in die Schallwand eingelassen, der schwarze Klavierlack wurde so gut poliert, dass der Hörer sich locker darin spiegeln kann.
Elac FS 507 VX-Jet: Hörtest
Das rief natürlich nach einem Hörtest mit Klavier: Der große Steinway in Janina Fialkowskas überragendem "Liszt Recital" (Atma) klang über die Elac bestechend real, doch auch nüchtern. Die feinen Differenzierungen in den Anschlägen, den Körper des Instruments, den Raum drum herum - dies alles stellte die 507 unprätentios und ohne jegliche Effekthascherei dar. Allenfalls die Ortungsschärfe ließ in der Position "Koax nach vorne" noch Raum für Verbesserungen. Denn auch der Chor in Mozarts "Requiem" (z. Guttenberg) tönte zwar offen und wunderbar dynamisch, die einzelnen Sänger waren aber nicht so präzise projiziert wie gewohnt. Das ließ sich mit dem Drehknopf sehr gut justieren: Versenkte man den Koax sukzessive in seiner Schallführung, wurde die Abbildung genauer, das Klangbild geriet präsenter und fokussierte sich mehr auf den Raum zwischen den Boxen. Die Balance zwischen Räumlichkeit und Ortbarkeit gilt es in jedem Hörumfeld neu zu erhören.
Im stereoplay-Hörraum war's etwa 2 bis 3 Millimeter hinter der Schallwand ideal. Dann punktete die Elac in Yellos "Oh Yeah" mit einem knackigen, nur nicht unendlich kraftvollen Tiefbass, mit einer stimmig darauf aufbauenden Mittendarstellung und herausragender Balance aus Detailauflösung und räumlich tiefem Klangbild. Ein Lautsprecher, dessen Qualitäten man nur langsam entdeckt - den man aber spätestens beim ersten Umzug nicht mehr missen will.