Elac AM 200 im Test
Die Aktivbox Elac AM 200 soll im Studio und im heimischen Hörraum für neutrale Klänge sorgen. Wie schlägt sich der kompakte Nahfeldmonitor im Test?

Eine kleine, unscheinbare Nahfeld-Aktivbox leitete bei ELAC vor über fünf Jahren die Wende vom reinen Passivboxen-Anbieter zum HiFi-Multitalent ein: die preiswerte AM 150. Sie war zwar mit einfacheren Chassis bestückt als die Spitzenmodelle des Hauses, mischte mit zahlreichen sinnvollen Funktione...
Eine kleine, unscheinbare Nahfeld-Aktivbox leitete bei ELAC vor über fünf Jahren die Wende vom reinen Passivboxen-Anbieter zum HiFi-Multitalent ein: die preiswerte AM 150. Sie war zwar mit einfacheren Chassis bestückt als die Spitzenmodelle des Hauses, mischte mit zahlreichen sinnvollen Funktionen aber sowohl die HiFi- als auch die Studiowelt gehörig auf.
Die neueste Inkarnation der Aktiv-Monitor oder kurz AM genannten Serie setzt bei den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei dem Urklassiker an: Sie soll im Studio genauso wie im Heimbereich für neutralste Klänge sorgen, was sich sowohl in den Anschluss- und Pegelanpassungsmöglichkeiten für beide Welten als auch in einer ausgeklügelten, fünfstufig schaltbaren Ortsentzerrungsbank mit jeweils mehreren Filtern äußert, die Nahfeld- und Midfield-Betrieb ebenso ermöglicht wie die wandnahe Position und die Korrektur einer Aufstellung auf dem Tisch oder Mischpult.
Für den Heimanwender sind die analogen und digitalen Zuspielmöglichkeiten sehr interessant und weit über dem Klassendurchschnitt, akzeptiert die kleine, in Schwarzweiß gehaltene Box doch neben analogsymmetrischen Signalen auch hochauflösende Digitalströme oder optische Lichtleiterimpulse bis zu HiRes von 192 kHz Samplingfrequenz.
Audiophile Gene
Für den HiFi-Fan ist diese auf den ersten Blick reichhaltige Ausstattung in der Praxis aber nicht so leicht nutzbar, hat die AM 200 doch keine Vorverstärkerfunktion, hält also immer alle Eingänge gleichzeitig aktiv und benötigt deshalb auf beiden Digitaleingängen ein digital lautstärkegeregeltes Signal. Das stellen nur die wenigstens HiFi-Komponenten zur Verfügung, bessere Chancen hat man noch mit einer digitalen Soundkarte beim Direktanschluss an den PC.
Doch neben praktischen Aspekten zählen auch in der Schaltung audiophile Werte: Da kann die kleine ELAC mit einem großen Ringkerntrafo und zwei analogen Verstärkerstufen im A/B-Betrieb punkten, wobei jeweils Tief- und Hochtöner von einem 50 bzw. 25 Watt starken Kanal einzeln angetrieben werden. Dieser Vollaktivbetrieb wird durch eine Analogweiche ermöglicht, die die Trennung in die einzelnen Frequenzbereiche bei etwa 3000 Hz zuerst herstellt und erst anschließend Entzerrungs- und optionale Ortsfilter über die Signale laufen lässt.
Überhaupt ist viel Entwicklungsenergie in die Zusammenarbeit der Chassis geflossen, was speziell im Nahfeldbetrieb akustisch wichtig ist: Der Tiefmittel- und der Hochtöner sitzen auf einer akustischen Ebene, und mit der gefrästen Schallwand sowie den angefasten Seitenteilen ist das Abstrahlverhalten im Übergangsbereich harmonisiert und zugleich von Kantenreflexionen so frei wie möglich.

Für den Hochton kommt ein in der hauseigenen Manufaktur entstandener JET5 zum Einsatz, der nach dem Prinzip des Air-Motion-Transformers mit seiner zickzack gefalteten Folienmembran eine große aktive Membranfläche mit einer kleinen akustisch wirksamen Abstrahlfläche (die wiederum das Bündelungsverhalten verbessert) kombiniert. Den Tiefmitteltonbereich bearbeitet ein 13er Sandwich-Konus aus einem rückwärtigen Papptrichter und einer ringförmig damit verklebten, invers geformten Aluminiumkalotte. Im Basskeller hilft noch der rückwärtige Reflexschlitz mit, um die entscheidenden Hertz mehr Tiefgang aus der Box zu kitzeln.
Hörtest
Wer typische Nahfeldmonitore kennt und schätzt, wird sich bei den ersten Klängen der ELAC gleich wohlfühlen. Punktete sie doch bei Tschaikowskys 6. Sinfonie (Stereoplay Vinyl Classics 3) mit einer sensationell transparenten, seidigen Durchhörbarkeit, die dem Hörer jedes feine Detail der Aufnahme nahebrachte, ohne ihn aus seinem Entspannungsmodus zu reißen oder ihn zu überfordern.
Das gelang der AM 200 auch insbesondere deshalb, weil sich ihre Raumabbildung selbst im Nahfeldbetrieb mit schöner Tiefe und plausibler Einbindung von Instrumenten in den Raum präsentierte und den typischen „Die singen mich zu sehr an“-Effekt weniger guter Nahfelder konsequent vermied. Diesen positiven Eindruck hielt sie auch bei Kari Bremnes „Norvegian Mood“ bei, und das weitgehend unabhängig von Hörabstand und Platzierung. Die Ortsfilter leisteten hier ganze Arbeit, in der „Midfield“-Position klang die ELAC dann auch voluminöser, als sie ist.
Der einzige kleine Wermutstropfen: Fies aufgenommene Bassläufe wie Hattlers „Fine Days“ oder Ralf Gaucks „Zauberwasser“ zeigen doch recht früh die grobdynamischen Limits für Lauthörer auf. Eben ein Nahfeldmonitor, wie er im Buche steht!