ELAC Discovery Music Server im Test
Die Software des ELAC Discovery Music Server lässt jeden Hörer seine Sammlung ganz anders entdecken und erweitert den Horizont. Im Test zeigt sich der Server fürs Musikstreaming als innovativ und dynamisch.

Wenn es eine Auszeichnung gäbe für die unauffälligste HiFi-Revolution, wäre das neue Discovery System von ELAC wohl einer der heißesten Anwärter: Äußerlich macht das mit einem Strangguss-Profil umschlungene und gebürstete Alu-Gehäuse zwar einen wah...
Wenn es eine Auszeichnung gäbe für die unauffälligste HiFi-Revolution, wäre das neue Discovery System von ELAC wohl einer der heißesten Anwärter: Äußerlich macht das mit einem Strangguss-Profil umschlungene und gebürstete Alu-Gehäuse zwar einen wahrhaft highendigen Eindruck, bleibt aber völlig ohne Bedienelemente auch unauffällig und erstaunlich leicht. Welcher Funktionsumfang und welche ungeahnten Möglichkeiten sich dahinter verbergen, erfährt der Besitzer erst durch die passende (im Preis enthaltene) App.
Die heißt Roon Essentials und Insider wissen bereits, worauf das hinausläuft: Roon ist die Software-Schmiede, die von den Machern der Meridian-Sooloos-Reihe ins Leben gerufen wurde und die die intuitive Bedienung wie die zahlreichen Sonderfunktionen nun plattformunabhängig als reine Software-Lösung vermarkten will. Das Verwaltungs- und Player- Programm gibt es für Windows, MacOS, Android und iOS, Letzteres sowohl für Tablets als auch für Smartphones. Der ELAC Discovery Music Server spielt eine besondere Rolle, ist er doch das erste Hardware- Produkt von Fremdherstellern, das nicht nur "Roon-ready" (also von Roon steuerbar) ist, sondern gezielt für diese Software gebaut wurde und auch den vollen Funktionsumfang ohne den Einsatz eines PCs oder Laptops bietet.
Server und doch keiner
Wobei die Bezeichnung "Server" gerade IT-affine HiFiisten aufs falsche Assoziationsgleis schickt: Das 1000 Euro teure Kästchen ist kein Server im eigentlichen Sinne, beinhaltet er doch keine eigenen Speicher und ist auch nicht primär als Verteiler von auf einem zentralen Festspeicher gespeicherten Mediendaten im Netzwerk konstruiert. Vielmehr handelt es sich um einen Multizonen-Streamer mit eigener Musiksammlungsverwaltung: eine Art zentrales Musikverteilelement, ideal für den Aufbau einer drahtlosen Multiroom-Anlage auch für weniger netzwerk- affine Hörer.

Für das Browsen durch die Sammlung oder das Abspielen einzelner Alben oder Titel ist es dabei ohne Belang, ob diese auf einem lokalen Datenträger gespeichert sind, einem mit dem Netzwerk verbundenen Server (NAS) oder von einem Streaming-Service (zurzeit ist nur Tidal installiert, weitere sollen laut ELAC folgen) kommen. Roon behandelt alles gleich und sortiert die Alben rein nach den Vorgaben des Benutzers ohne Rücksicht auf deren tatsächliche physikalische Speicherung.
Was kann der Kleine?
Doch den ELAC "DMS" auf die Rolle eines reinen Navigators durch die Sammlung zu beschränken wird dem kleinen Tausendsassa auch nicht gerecht: So übersichtlich seine Platine im Inneren ist, so vielfältig sind bereits seine Möglichkeiten. So nimmt er zwar Musikdateien und -Streams nur über Ethernet-Anschluss oder USB-Massenspeicher entgegen, zeigt sich aber bei den Formaten sehr flexibel: Neben den Klassikern FLAC, WAV und MP3 dürfen es auch AIFF und ALAC (AppleLossless) sein, was vor allem Umsteigern von iTunes entgegenkommen dürfte. Und auch vor highendigen Auflösungen schreckt er nicht zurück und wandelt bis 24/192 alles, was sich PCM nennt.
Und das nicht nur für einen Stream gleichzeitig, denn in Wahrheit handelt es sich um einen Multizonen-Streamer mit drei simultanen Ausgängen, die sich individuell mit unterschiedlichem oder bei Bedarf auch identischem Material belegen lassen. Ein digitaler (S/PDIF und optisch parallel) sowie zwei analoge Cinch-Anschlüsse sind vorhanden. Wem das vom Start weg noch nicht genügt, der kann über das Zauberkästchen noch weitere Clients in der Multiroom-Umgebung ansteuern: entweder Netzwerk-Streamer, die bereits "Roon-ready" sind, oder AirPlay-, aber nicht selbst Multiroom-fähige Endgeräte, die der DMS mit einem der bis zu acht parallel ansteuerbaren, aber wahlweise auch in einzelne Gruppen zusammenlegbaren Ausgangs-Streams füttert.

So lassen sich verschiedene Playlists anlegen und dann etwa lediglich auf den Wiedergabegeräten eines Stockwerkes spielen, während in der Küche eine völlig andere Musik läuft. Woher die Musik dabei kommt, spielt wiederum keine Rolle: vom Streaming-Dienst, von einer NAS-Platte im Netzwerk oder von einer angeschlossenen USB-Platte. Sind Alben einmal der persönlichen Datenbank hinzugefügt, lädt die Software alle verfügbaren Hintergrund-Informationen, Bilder und Verbindungen. Und dann verbleibt auch alles in der immer weiter wachsenden virtuellen Musiksammlung. Die ist Software-seitig unter Roon Essentials zurzeit auf 15.000 Titel beschränkt, ELAC ist aber an einem erweiternden Update dran.
Praxis statt Theorie
Der große Test der verschiedensten Serverkonzepte führte bei stereoplay dazu, dass teilweise mehrere Kollegen gleichzeitig im Hörraum herumbastelten und -konfigurierten. Der ELAC meisterte diese Phase nach dem Motto "er kam, sah und siegte": Wie schnell die Roon Software auf dem Android-Smartphone installiert war, die Verbindung zum Discovery herstellte und schon die ersten Tracks spielte, während manch ein Mitbewerber seinen Tester noch nach IP-Adressen und passenden Treibern suchen ließ, war schon verblüffend.
Insbesondere die Hauptoberfläche der Software ist denkbar intuitiv und kinderleicht: Alle Albumcover in individueller Sortierung einmal anklicken, und schon spielt sie los. Bei stereoplay war der Starter Peter Gabriels "So" in der jüngsten Remastered Version in 24 Bit. Diese klanglich knifflige 80er-Jahre-Scheibe meisterte der ELAC zeittypisch, aber mit Bravour: knackig-zackig, mit viel Feingefühl für die Dynamik und Energie dieser Aufnahme, ohne dabei aber das swingende Fundament zu vernachlässigen.

Von "So" verlinkt Roon erst einmal auf die Biografie von Peter Gabriel und bietet natürlich auch alle Genesis-Scheiben unter seiner Beteiligung an. Da fiel die Wahl natürlich auf "Trespass", den psychedelischen 1970er-Klassiker. Der startete in ein paar Sekunden, per Tidal getreamt, und gab klanglich ebenfalls nicht den geringsten Anlass zur Kritik: blitzsauber, blitzdynamisch und mit dem direkt ansatzlosen Charme seiner Zeit. Durch die Jahrzehnte und die Musikstile führt einen die Software spielerisch, bietet sie doch immer wieder neue Inspirationen auf Basis dessen, was man soeben gehört oder der virtuellen Sammlung hinzugefügt hat. Und bis auf eine etwas zu draufgängerische Art mit weniger Raumtiefe bei manchen Klassiktiteln (wie Prokofieffs "Romeo und Julia", dirigiert von Valery Gergiev) blieb der ELAC klanglich ein Alleskönner. Weniger ein Traum für Traditions-High-Ender, dafür die ideale Hauptquelle für Musik- Entdecker und -Durchforscher. Werden Sie mit ELAC auch einer?