Testbericht
Hewlett Packard iPAQ hw6915
PDA-Phones mit GPS wollen reine Organizer in den Ruhestand schicken. Das HP iPAQ hw6915 muss im Test zeigen, was so ein vermeintlicher Alleskönner alles kann.


"Darf's ein bisschen weniger sein?" Was an der Ladentheke eine Seltenheit ist, dient IT-Herstellern zur erfolgreichen Kundenakquise: Die Jobs von Handy, PDA und Navisystem übernimmt ab sofort eine handliche Kombination aus den dreien - ein PDA-Phone mit GPS-Empfänger. Diese Feature-Kombination bietet beispielsweise das nagelneue HP-PDA-Phone iPAQ hw6915 für rund 700 Euro. Und damit dieses Mehr an Funktionen am Ende in weniger Gerät passt, wird die gesamte Elektronik in ein Gehäuse gequetscht, das nicht größer und schwerer ist als ein gewöhnlicher PDA. Einziger Unterschied zur herkömmlichen Bauweise: Der Touchscreen muss ein wenig der alphanumerischen Tastatur ausweichen und verkleinert sich auf quadratische 240 x 240 Pixel; üblich ist ein Format von 240 x 320 Bildpunkten. Für einen PDA ist die Anzeige etwas knapp bemessen, für ein Handy stattlich. So ist die Frage nach der Displaygröße ähnlich der nach dem halbvollen oder halbleeren Glas.
Funky: EDGE, WLAN, Bluetooth
Die Handyfraktion in dem HP-Silberling steht dem Geschäftsreisenden dank Quadband auch in fernen Ländern zur Verfügung. In Sachen Datenfunk verzichteten die Ingenieure auf UMTS, haben dafür aber den auf GSM basierenden Datenbeschleuniger EDGE implantiert. Da UMTS sehr stromintensiv ist, geht diese Lösung als pragmatisch und global gedacht durch. Allerdings ist die Versorgung mit EDGE je nach Land erst im Anrollen und spielt wegen dem meist forcierten UMTS-Ausbau oft nur eine Nebenrolle bei der nationalen Netzplanung. Hierzulande hat insbesondere T-Mobile einen flächendeckenden EDGE-Ausbau in den nächsten Jahren in Aussicht gestellt - zumindest dort, wo es kein UMTS geben wird.
Ohne EDGE und Hotspot lahmt der Datenfluss

Wenn keine EDGE-Versorgung besteht, tröpfeln die neuen (Spam-)Mails am Morgen nur im Schnecktempo via GPRS durch die Leitung. Dann ist Geduld gefragt und der Datentarif sollte keinesfalls nach Online-Zeit abrechnen, sonst reißt ein volles E-Mail-Postfach ein großes Loch in die Kasse. Da ist es sinnvoll, sich in einen Hotspot einzubuchen: Dort flutschen die Bytes dank integriertem WLAN-Modul mit einigen Megabit pro Sekunde durch die Luft. Die weitere Connectivity lässt aber keine Wünsche offen: Kurzstreckenverbindungen kann man via Bluetooth und Infrarot bewältigen, eine PC-Dockingstation mit USB-Stecker liegt ebenfalls im Karton.Ein Stereo-Headset sowie ein Poser-Gürtelclipvervollständigen den Lieferumfang des hw6915.
Die Speicherkapazität des HP bewegt sich mit 64 MB RAM und 128 MB ROM im Rahmen des Üblichen und kann bei Bedarf mit einer MiniSD-Karte erweitert werden. Die Ausstattung der Handyfraktion umfasst alles wesentliche, nur die Situationsprofile hätten gerne etwas umfangreicher ausfallen dürfen. So gibt es kein Profil für den Betrieb im Auto, wo das Phone auf Wunsch auch als Lotse dient.
Die PDA-Seite ist dank Windows Mobile 5.0 weitgehend vollständig. Allerdings ist die Synchronisation ab Werk nur mit der Windows-Welt vorgesehen. Immerhin klappt diese via Active-Sync vorbildlich einfach. Mac-User können diese Jobs von Tools wie Pocketmac oder Missing Sync erledigen lassen.
Nette Kombi: Kamera und GPS

Ein besonderes Goodie für die einen, ein Knock-out-Kriterium für die anderen ist die eingebaute 1,3-Megapixel-Kamera. Über Sinn und Unsinn von Kameras in Business-Geräten lässt sich trefflich streiten, aber Fakt ist: In manchen Gefilden sind Angestellte oder Gäste mit Kamera in der Tasche alles andere als wohlgelitten. Immerhin führt die HP-Cam ein interessantes Argument für sich ins Feld: Die mit ihr geschossenen Fotos lassen sich - Satellitenempfang vorausgesetzt - mit den Koordinaten des Standortes verknüpfen. Sollte man also zufällig auf eine Goldader stoßen, kann man deren Standort mit einem einfachen Foto sichern. Gleiches gilt auch beispielsweise für Wegpunkte einer Wanderroute: Die Koordinaten des Standorts werden dabei in den EXIF-Daten des Fotos gespeichert. Sinnvoll: Das HP-PDA-Phone gibt es als hw6910 für 50 Euro weniger auch ohne Kamera.
Trotz GPS-Antenne ist eine funktionierende Navi-Software nicht an Bord - das hätte wohl die Kalkulation zunichte gemacht. Aber hier sind dem Nachkauf dank weitverbreitetem Windows-Mobile-Betriebssystem keine Grenzen gesetzt. Alle namhaften Navigations-Anbieter haben eine entsprechende Lösung in ihrem Lieferprogramm.
Licht und Schatten: die Handhabung

Die Handhabung klappt an manchen Stellen ausgesprochen einfach, insbesondere wer ein Postfach eines bekannten Anbieters wie GMX oder Web.de einrichten will, spart sich einen Haufen Tipperei, da sich das HP die Postfachdaten wie POP3-Server etc. automatisch herunterlädt. Sehr praktisch sind auch die auf der Startseite aufgeführten Buttons für die Funkverbindungen GSM, WLAN, Bluetooth und GPS: So sieht man auf einen Blick, welche Funkverbindungen eingeschaltet sind und kann sie schnell an- oder ausknipsen. Ganz selbstständig gibt sich die GPS-Antenne: Sie schaltet sich automatisch zu, wenn eine Anwendung nach ihr verlangt. Weniger überzeugend sind die alphanumerischen Tasten, die sehr dicht gedrängt sitzen und sich trotz ordentlichem Druckpunkt billig anfühlen. Und obwohl die Tastatur den Nutzer schön hell anstrahlt, klappt die Eingabe via Touchscreen kaum schlechter.
Gut und schlecht: die Laborwerte

Wie die Handhabung ist auch das Ergebnis aus dem Messlabor durchwachsen. So sind die Ausdauerwerte sehr gut, die Sende- und Empfangsqualitäten dagegen durchweg mangelhaft. Bei schwacher Netzversorgung geht das HP-Phone also schnell offline. In Ballungsgebieten ist das kein Problem, aber Außendienstler sind auch nicht selten auf dem Land unterwegs. Ebenfalls mau: Der Systemleistung kann nach Durchlauf des Testparcours gerade mal ein "ausreichend" attestiert werden. Einigermaßen überzeugen können dagegen die akustischen Qualitäten des HP.