Breitband-Lautsprecher
Hornmanufaktur Aurora im Test
Herausragende Homogenität und Räumlichkeit ist nicht nur bei Klassik die Stärke der Kompaktbox Aurora.

Dass sich unter den Verfechtern von Breitbändern viele Überzeugungstäter tummeln, konnte man schon vermuten. Und Gerald Hüpfel aus dem österreichischen Jennersdorf bei Graz ist auch einer: Messungen im schalltoten Raum lehnt er ebenso ab wie er Frequenzweichen im Signalweg für klangverschlechternd erachtet. Doch bei aller Philosophie: Beim Mastermind hinter der klangvollen Bezeichnung Hornmanufaktor handelt es sich nicht um einen Dogmatiker.
Das kann man im Falle der Kompaktbox Aurora studieren, für deren Minihorn Hüpfel den idealen Konustöner fand: einen 18er mit Aluminiummembran und Phaseplug. Doch der war in den höchsten Höhen etwas schwächlich, weshalb er ihn zwar als Breitbänder ohne Frequenzweiche einsetzte, aber um einen Superhochtöner ergänzte. Hier kommt auch das einzige Weichenbauteil zum Einsatz: ein Kondensator, der den kleinen Magnetostaten mit runder Aluminiumfolie und spiralförmig aufgebrachten Leiterbahnen von den dem Konus zugedachten Frequenzen unter 13 kHz fernhält.
Um das Abstrahlverhalten konstanter zu halten und Kantenreflexionen zu verringern, sitzt dieser mittig zwischen Konus und Basshorn-Öffnung. Das vollständige Backloaded Horn erreicht fünffach gefaltet selbst im geringen Volumen eine stattliche Länge und ist dank seiner kontinuierlich vom schmalen Druckkammerausgang zum Hornmund mehrfach breiter werdenden Form effektiver und breitbandiger als ein Bassreflex.

Dass dafür auf das letzte Hertz Tiefgang und das letzte Dezibel Bassdruck verzichtet wird, ist für Hüpfel kein Nachteil, sondern lässt sich mit einer ausdrücklich vorgesehenen Positionierung an der Wand wieder weitgehend ausgleichen. Vor neugierigen Augen wird das ungewöhnliche Schallquellentrio per gelochter Acrylplatte geschützt. Diese kann nicht abgenommen werden, da sie zusammen mit der darunterliegenden Stofflage in tonale Abstimmung und Abstrahlverhalten mit eingerechnet worden ist. Insbesondere im Übergang zwischen Konus und Superhochtöner soll so der Abstrahlwinkel verbreitert werden.
Tuning für Freunde
Was den Hörer aber nicht von einer umfangreichen Aufstellungsoptimierung entband. So klang Pink Floyds "Shine On You Crazy Diamond" bei angewinkelter, frei aufgestellter Aurora zunächst stürmisch frisch mit einem Füllhorn voll Auflösung und Drive im Mittel- und Hochtonbereich, doch auch ohne den adäquaten Saft im Bass und mit einer übertriebenen Strahlkraft in den Höhen. Beides ließ sich mit jedem Grad Einwinkelung perfekt dosieren, sodass schließlich bei 20 Grad (also fast wandparallel) und nur 15 cm Wandabstand das Optimum gefunden war.
Solchermaßen optimiert und noch mit dem Ayon Spirit III adäquat angetrieben, blühte Natalie Coles Stimme bei "Ask A Woman Who Knows" förmlich auf. Die Aurora stellte sie genau in den weit nach hinten gespannten Raum und zeichnete vor allem die große Bigband mit hervorragender Staffelung in Tiefe und Breite. Dazu servierte sie eine nicht abgrundtiefe, doch kraftvolle Tonalität mit feinperligen, gut durchzeichneten Bläsereinsätzen.

Herausragende Homogenität und Räumlichkeit war auch ihre große Stärke bei Klassik: Klaus Mertens' Stimme bei Mahlers Liedern für Kammerorchester tönte wunderbar weit und zugleich geschlossen, klang wie das Klavier ansatzlos und homogen, alles exzellent durchzeichnet. Allenfalls bei den Streichern musste und konnte man kleinere tonale Ungenauigkeiten verzeihen. Obwohl der Fokus auf klassischen Breitbänder-Tugenden liegt, ist Gerhard Hüpfel mit der Aurora eine Kreation gelungen, die alte und moderne Hörphilosophie auf elegante Weise verbindet und auch bisherige Mehr-Wege-Fans zu überzeugen weiß. Insbesondere, wenn es sich um Röhrenanhänger handelt.