Testbericht
Apple iPad Air 2 im Test
Letztes Jahr "so dünn wie ein Bleistift", heute noch fragiler. Verfällt Apple dem Magerwahn und speckt auch bei der Ausstattung ab? Mitnichten: Die schlanke Linie des iPad Air 2 ist das Ergebnis fortschrittlicher Displaytechnik und überzeugt im Test.
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Billig ist der Spaß nicht: Schon für das günstigste iPad Air 2 mit nicht üppigen 16 GB Speicher ohne LTE wechselt bei 489 Euro ein pinkfarbener Schein den Besitzer. Die High-End-Stufe im Test, mit LTE und 128 Gigabyte, kostet stolze 809 Euro. Mehr als das günstigste Surface Pro 3 (Test) und etliche andere Two-In-Ones mit Tastatur und Windows 8, die für das gleiche Geld allerdings weniger Speicher bieten.
Performance: Leistungsplus dank A8X
Aus der hohlen Hand kommen die Preise sicher nicht, und sie lassen sich auch nicht auf Apples Kultstatus reduzieren. Eigens für das iPad Air 2 hat Apple den erst mit dem iPhone 6 vorgestellten A8-Chip weiterentwickelt (beide lässt Apple übrigens nach jahrelangen Streitigkeiten nicht mehr von Samsung produzieren): Der A8X arbeitet wie der Vorgänger mit einem 64-Bit- Befehlssatz und kombiniert - erstmals bei einem iPhone oder iPad - drei Prozessorkerne und 2 Gigabyte Arbeitsspeicher. Wozu aber der Aufwand so kurz nach der Vorstellung des A8?
Lasst die Spiele beginnen
Dank ihrer intelligenten Sensorik, insbesondere Gyroskop und Beschleunigungsmesser, geben Tablets nahezu allen Spielformen, die nicht mehr auf dem Brett gespielt werden, eine besondere Nuance. Das reicht aber nicht, um den stationären Gaming-Plattformen wie Xbox, Playstation oder Wii mit ihrer grafisch exzellenten Darstellung der Spielszenen die Stirn zu bieten. Mit dem eigens für das iPad und dessen Display entwickelten A8X, wie beim A8 im Duett mit dem Motion-Co-Prozessor M8 für die Steuerung und Kalibrierung der Sensoren, will Apple die letzte Meile erobern.
Nicht, dass die mit großer Leidenschaft programmierten Spiele auf dem iPad nicht ohnehin schon eine tolle Bühne fänden: Bereits auf dem iPad mini 3 (Test) wirkt die Kulisse hinter dem aufwendig in Szene gesetzten Rennspektakel Asphalt 8 Airborne täuschend echt. Öffnet man den Blick für die Reflexionen der gestreiften Häuserfluchten auf der nächtlichen regennassen Fahrbahn, offenbart sich auf dem iPad Air 2 in der Fülle der blitzschnell gespiegelten Details ein grafisches Meisterstück. Grafik- und Rechen-Power können hierfür gar nicht groß genug sein.
Für die Umsetzung neuer Spiele und Apps, auch für die mobile Bild- und Videobearbeitung, hat Apple den Entwicklern die ebenfalls neue Grafikschnittstelle Metal ans Herz gelegt. Apps, die bereits mit der neuen API entwickelt oder optimiert wurden, tauchen inzwischen im App Store in einer eigenen Kategorie auf. Um sie zu finden, muss man auf dem iPad nur der in Apple-typischer Weise euphorisierenden Spur folgen, die über die Sammlung "Unglaubliche Apps und Spiele für das iPad Air 2" zur Rubrik "Tolle Spiele - optimiert durch Metal" führt.
Ausdauer: Verbessert trotz gleich Akkukapazität
Damit der Spaß auch möglichst lange anhält, hat Apple beim iPad Air 2 auch die Laufzeit optimiert und holt, wenn nicht nur gespielt, sondern zwischendurch auch mal getextet oder im Internet gesurft wird, jetzt achteinhalb Stunden heraus. Ob es am neuen Chip liegt oder an iOS 8 - am Akku jedenfalls nicht, denn der wurde offenbar für das dünnere Gehäuse entschlackt und um knapp 1500 mAh reduziert.
Display: Das Schlankheitsgeheimnis
Bestnoten erzielt das mit 128 Gigabyte und LTE voll ausgestattete iPad Air 2 nicht nur für die Ausdauer. Apple hat erfolgreich in die nächste Verbesserung des Retina-Displays investiert, das zu den besten seiner Klasse gehört. Mit nur noch 6 (!) Millimetern Bauhöhe erreicht das iPad Air 2 zudem eine Dimension, die einem natürlichen Arbeitsutensil wie einem Schreibblock näher kommt als je ein modernes Arbeitsgerät zuvor.

Displaymessung iPad Air 2
- Kontrast bei <1 Lux: 1:689
- Kontrast bei 500 Lux: 1:721
- Kontrast bei 20 000 Lux: 1:37,7
- Displayhelligkeit: 404 cd/m2
Das Schlankheitsgeheimnis des iPad Air 2? Ein bisschen weniger Luft! Es klingt so simpel, dass man sich fragt, warum es diese Luftschichten überhaupt jemals gab. Beim resistiven Touchscreen, der auf Druck reagiert und aus heutiger Sicht der Vorgänger des kapazitiven Touchscreens ist, führt ein leichter Druck mit Fingernagel oder Stift dazu, dass zwei metallisierte Ebenen sich berühren. Durch den Kontakt bilden sie an dieser Stelle einen Spannungsleiter, dessen Position bestimmt werden kann. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Ebenen einen Abstand zueinander haben.
Die längst üblichen kapazitive Touchscreens reagieren nicht mehr auf den mechanischen Druck, sondern auf die Störung eines elektrischen Feldes durch den Hautwiderstand, wenn die Fingerkuppe das Display berührt. Die Luftschichten haben bei dieser Technik an Bedeutung verloren, aber es dauerte einige Zeit, bis es gelang, die ITO-Schichten in die darüber- und darunterliegenden Ebenen zu migrieren. Nicht nur bei Apple, sondern zuvor unter anderem auch bei Sony und LG. Dieser reduzierte Aufbau etwa im Vergleich zum Vorgänger iPad Air (Test) hat noch einen weiteren positiven Effekt neben der Verschlankung: Je weniger Schichten Licht durchbrechen muss, umso weniger Reflexionen entstehen. Das verbessert die Kontraste und liefert ein schärferes Bild.
Äußere Schutzschicht
Zusätzlich überzieht Apple das iPad Air 2 mit einer Beschichtung, die Blendeffekte um über 50 Prozent reduzieren soll. Im Labor drückt sich der Gesamterfolg in deutlichen Zahlen aus: Der Haze-Wert, der das Streuverhalten beschreibt, kommt mit 4,1 nahe an das Ideal von 5. Typische Werte liegen zwischen 2 und 3. Der Gloss-Wert als messbare Größe für die Spiegelung liegt nicht selten knapp unter oder über 200 Prozent, beim iPad Air 2 sind es nur 44 Prozent. Das ist außergewöhnlich!
Fazit: Im Moment top
Dass der Anschluss für Ladekabel und Zubehör nicht dem USB-Standard folgt, sondern auf das proprietäre Lightning-Format setzt, ist ärgerlich, aber angesichts der Fülle an Zubehör nicht wirklich ein Problem - insbesondere, wenn man zusätzlich ein iPhone 5S (Test) der oder iPhone 6 (Test). Generation nutzt. In der getesteten Vollausstattung macht das iPad Air 2 jedenfalls alle nass - und setzt sich an die Spitze der connect-Bestenliste.