iPhone-Karten und -Navigation im Test
Mehr zum Thema: AppleApples neue Karten-Anwendung beherrscht nun auch die aktive Zielführung - ist das das Ende der kostenpflichtigen Navi-Apps?

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Auch bei Apple läuft nicht immer alles rund: Mit ihrer neuen Karten-Anwendung im iOS6-Betriebssystem haben die Kalifornier einen veritablen Fehlstart hingelegt. Schon kurz nach der Verfügbarkeit häuften sich in zahlreichen Internetforen Häme, Entrüstung und wütende Besc...
Auch bei Apple läuft nicht immer alles rund: Mit ihrer neuen Karten-Anwendung im iOS6-Betriebssystem haben die Kalifornier einen veritablen Fehlstart hingelegt. Schon kurz nach der Verfügbarkeit häuften sich in zahlreichen Internetforen Häme, Entrüstung und wütende Beschwerden über das schlechte Kartenmaterial, das schlecht lesbar ist und zahlreiche Fehler und Lücken aufweist.
Die Kartenfehler: Eine Frage der Ebene
Tatsächlich hat sich Apple bei den Sonderzielen offensichtlich veraltetes und fehlerhaftes Material andrehen lassen: Supermärkte, die schon vor Jahren umbenannt wurden, Tankstellen, die auf der falschen Straßenseite angezeigt werden, oder Stadtzentren, die auf einem Acker liegen - sofern der Ortsname nicht gleich völlig fehlt.
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Bei den Satellitenkarten zeigen sich ebenfalls erhebliche Lücken, oft ist die Qualität schlechter als bei der Vorgänger-App von Google. Man findet aber auch Gebiete, die nur wenige Monate alt und recht gut aufgelöst sind - mit der Zeit wird sich die Qualität wohl deutlich verbessern.
3D-Karten: Bislang nur für Berlin

Die 3D-Karten mit "Flyover"-Funktion gibt es in Deutschland bislang nur fürs Berliner Zentrum. Dort, wo sie funktionieren, ist die Darstellung aber eine Wucht: So flüssig und detailliert hat man noch keine 3D-City gesehen.
Wo noch keine dreidimensionalen Informationen vorliegen, zeigt die Karte das platte Satellitenbild - deswegen ist auch die Freiheitsstatue in New York nur als Stern zu erkennen. Es handelt sich also um keine Fehler - die 3D-Daten sind schlicht noch nicht flächendeckend.
Die Navigation klappt zuverlässig
Mit dem Hauptfeature an sich - der Navigation - hat das Ganze aber wenig zu tun: Eine digitale Karte ist in Ebenen oder Layern aufgebaut. In der untersten Ebene ist ausschließlich die Straßengeometrie beheimatet, und die (und nur die) stammt von Tomtom. Entsprechend sind die Daten so korrekt und vollständig wie bei allen Navigationssystemen - wir konnten bei den Straßendaten so gut wie keine Fehler finden. Bis Apple aktualisierte Daten einspielt, empfiehlt es sich daher, nicht zu Sonderzielen zu navigieren, sondern die Straßenadresse einzugeben.
Staumeldungen: HD-Traffic inklusive
Ungeschickt ist jedoch die Farbgebung: An vielen Stellen kann man Stadt und Land kaum voneinander unterscheiden, die blassen Pastelltöne bieten viel zu wenig Kontrast. Außerdem hat es Apple mit dem Vereinfachen übertrieben: Kleine Straßen in der Stadt erscheinen erst, wenn man ganz nah zoomt. Das verhindert die schnelle Orientierung:

So denkt man oft, dass an einer Stelle gar keine Straßen existieren oder man findet den ganzen Ort nicht. Auch Kapazitätsprobleme der Maps-Server in den Anfangsstunden ließen einige weiße Flächen auftauchen.
Top sind hingegen die Staumeldungen, die augenscheinlich exakt dem HD-Traffic-Dienst von Tomtom entsprechen. Allein, Ortsunkundigen helfen sie nicht viel. Das Manko gegenüber der Tomtom-App: Die Verkehrsinfos werden in der Zielführungsansicht nicht mehr dargestellt und fließen auch nicht in die Routenberechnung mit ein - die errechnete Ankunftszeit scheint die Verzögerungen dagegen zu berücksichtigen.
Zielführung: Butterweiche Animationen
Aktiviert man die Zielführung, schaltet die Apple-App in eine andere Darstellung, die äußerst schick ist und butterweich scrollt, obwohl alle Karten auf einem Server liegen. Dennoch verbraucht die Anwendung kaum Datenvolumen - bei typischen Pendelrouten fallen nur wenige hundert Kilobyte an.
Was wohl auch daran liegt, dass außer der Abbiegeanweisung alles ausgeblendet wird, was möglicherweise irritieren könnte. Geschwindigkeitsinformationen fehlen, eine Satellitenansicht ist nicht möglich - sogar für die Ankunftszeit muss man die Vollbilddarstellung abschalten. Das ist zuviel des Guten.
Sehr sparsam geht Apple mit Sprachanweisungen um, die wenigen Ansagen kommen dafür sehr präzise. Ebenso stimmig sind die jeweils drei zur Wahl errechneten Routen - hier merkt man die hohe Qualität der Tomtom-Karten.
Fazit: Die Navigation wird ihren Weg machen
Der große Wurf ist Apple mit seinen Karten zumindest vom Start weg nicht gelungen, dazu ist das Gesamtpaket zu fehlerhaft. Die an sich runde Navigation wird aber ihren Weg machen und einige kleinere Anbieter verdrängen.