Testbericht
Lautsprecher Vivid Audio Giya
Mit raffinierten Gehäusen und ambitionierter Technik sorgt eine südafrikanische Boxenschmiede für Furore. Exklusivtest der Vivid Giya (32000 Euro).
- Lautsprecher Vivid Audio Giya
- stereoplay Interview mit Laurence Dickie
- Datenblatt


Anfang der 1990er Jahre machte die damals nur mäßig erfolgreiche Lautsprecher-Manufaktur B&W einen entscheidenden Schritt. Die Briten entwickelten - frei von allen finanziellen Zwängen - einen echten Superlautsprecher. Es entstand die extravagante (vollaktive) Schneckenbox, die später Grundlage aller B&W-Nautilus-Modelle wurde. 1997 startete B&W dann mit den Nautilus-Lautsprechern eine beispiellose Erfolgsstory und ist heute unangefochten der größte Anbieter von High-End-Lautsprechern weltweit. Die entscheidenden Protagonisten hinter dem Ur-Nautilus-Projekt waren damals: B&W-Geschäftsführer Robert Trunz und Entwickler Laurence Dickie.
Womit wir endlich bei der Vivid Giya wären. Denn einer der Geschäftsführer der südafrikanischen Edel-Boxenschmiede ist Robert Trunz, der Mitte der 90er B&W verließ und bei seinem Eintritt bei Vivid - wen wundert's - Laurence Dickie zum Entwicklungschef berief.
Damit war die Marschroute für Vivid-Schallwandler klar: Konventionelle eckige Holzboxen erfüllen nicht annähernd den Anforderungskatalog Dickies. Als mächtigste Widersacher des guten Klangs hatte der nämlich schon zu Nautilus-Zeiten unerwünschte Resonanzen und Kanten-Reflexionen ausgemacht. Um die so weit wie möglich zu eliminieren, unternimmt der Brite besonders beim Gehäuse nicht unbeträchtliche Klimmzüge.

Das der Giya gleicht im Aufbau einem Flugzeugflügel: Mit seinem Sandwich aus Glasfaser/Balsaholz/Glasfaser (das wie im Flugzeugbau unter Vakuum verklebt wird) ist das Gebilde bei relativ geringem Gewicht extrem steif. Die (unvermeidlichen) Resonanzen der Gehäusewände verschiebt Dickie mit diesem Aufbau in höhere - er sagt "ungefährlichere" - Frequenzbereiche.
Zudem ermöglicht das Material jede denkbare Formgebung, so auch das neu interpretierte Schnecken-Bassgehäuse, das elegant an einen Notenschlüssel erinnert. Wie in dem berühmten Vorfahr verhindert in der Giya eine sich nach oben ständig verjüngende Schallführung stehende Wellen. Allerdings, und das nahm den Löwenanteil der Arbeit an der Gehäuse-Entwicklung ein, wollte Dickie hier für seine beiden 9-Zoll-Tieftöner eine Bassreflex-Unterstützung. stereoplay liegen endlose Messreihen seiner vielen Fehlversuche vor. Aber letztendlich fand der Freigeist dann doch eine überzeugende Lösung.

Apropos Bass: Wie auch Manfred Diestertich von Audio Physic schwört Dickie auf zwei gegenüberliegende Tieftöner - siehe Interview nächste Seite. Da bei jedem Impuls der eine Bass dem anderen exakt entgegen arbeitet, eliminieren die Bässe so jede Art von mechanischer Asymmetrie. Zudem kommt man mit solch einer Konstruktion ganz nebenbei zu einer Doppelbassbestückung, die im Falle der Giya zu unfassbar hohen Pegeln im Stande ist. Doch dazu später mehr.
Wer soviel Aufwand mit dem Gehäuse treibt, gibt sich bei der Chassis-Qualität nicht mit dem Zweitbesten zufrieden. Selbst die feinsten skandinavischen Adressen genügten den gestrengen Maßgaben des Meisters nicht. Vivid hat deshalb seine eigene Produktion der Hoch-, Mittel- und Tieftöner aufgebaut. So haben die Südafrikaner die Qualität jederzeit im Griff. Müssen sie auch, denn Dickie fordert beispielsweise von dem Kalottenmitteltöner eine Pegelfähigkeit von 120 Dezibel. Akustisch bewanderte Leser wissen: Das ist der Schalldruck eines startenden Jumbojets... Die Treiber selbst haben aus Homogenitätsgründen allesamt Membranen aus einem Aluminium/Magnesium-Mix. Dieses Komposit ist zwar extrem steif (und damit bestens geeignet), aber wegen ausgeprägter Resonanzen äußerst anspruchsvoll.
Um die Treiber klanglich optimal miteinander zu kombinieren und eben diese Resonanzen effektiv auszugrenzen, kommt hier eine Frequenzweiche vierter Ordnung (24 dB) nach Linkwitz/Riley zum Einsatz. Diese gilt als bester Kompromiss aus hoher Filterwirkung und guter Impulswiedergabe. Wegen der vier Wege ist die Weiche der Giya ein äußerst komplexes Werk, das nur mit viel PC-Rechenleistung und neuester Entwicklungssoftware beherrschbar war.

Doch trotz intensiven Computer-Einsatzes: So richtig glatt gelang der Frequenzgang nicht. Der Tiefmitteltöner (220 bis 900 Hz) ist etwas zu laut, der Hochtonbereich über 4000 Hertz etwas zu leise. Dafür aber beieindrucken die anderen Messlaborwerte umso mehr: Mit einer unteren Grenzfrequenz von stattlichen 32 Hertz bei einem Maximalpegel von 115 (!) Dezibel setzt die Giya Maßstäbe für High-End-Schallwandler und kann damit locker mit den Hochpegelboxen von Seite 18 mithalten. Im Gegensatz zu denen aber arbeitet die Südafrikanerin über den gesamten Frequenzbereich fast gänzlich verzerrungsfrei - Respekt!
Schlagen sich solche Messlabor-Künste auch klanglich nieder? Aber hallo! Vom Start weg spielte die Giya wunderbar locker und geschmeidig. Lizz Wrights "Speak Your Heart" (stereoplay Ultimate Tunes) kam mit genau dem richtigen Schmelz in der Stimme, genau dem richtigen Moll-Unterton. Misstrauische Kollegen, die wegen der Metallmembran-Bestückung ein eher härtliches Klangbild erwarteten, wurden schnell eines Besseren belehrt: Die Giya gehört zu den eher zurückhaltendenden Schallwandlern - und zeigt dennoch alles. Bei dem Flamenco-Feuerwerk "Farrucas" von Pepe Romero (K2-Version!) versetzte sie ihre Zuhörer quasi in die Aufnahme - weil sie deren unbändige Dynamik 1:1 in den Hörraum transportierte. Weil sie fast beänstigend mühelos jeden Fußtritt, jeden Klatscher, jeden starken Saitenanschlag in Originallautstärke aus ihren Chassis schüttelte - und dabei nicht einen, der die ebenfalls auf der Aufnahme vorhandenen "leisen" Gitarrentöne unterschlug. Weil sie die Akteure absolut plastisch, fast anfassbar in den Raum modellierte.

Einzig der Grundton, in dem vor allem tiefe Männerstimmen zu Hause sind, kam bei kleineren Pegeln etwas wolkig, der obere Bass etwas zu füllig; da fehlte es manchmal an Klarheit und Durchzeichnung. Mit steigender Lautstärke aber verschwand dieser Effekt: Das Klangbild geriet klarer, präziser, blieb aber immer angenehm.
Mit diesem Wesenszug ist die Giya ein optimaler Partner für die "großen" Endstufen von Levinson, Krell & Co. Und das am besten in großen Räumen...
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