Testbericht

Motorola Milestone XT720

18.10.2010 von Markus Eckstein

Motorolas neues Milestone XT720 ragt mit eigener Optik und einer aufwendigen Kamera mit Xenon-Blitz aus dem wachsenden Angebot an Android-Smartphones heraus.

ca. 4:40 Min
Testbericht
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  1. Motorola Milestone XT720
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Motorla Milestone XT720
Motorola Milestone XT720
© Connect

Mit dem Milestone ist Motorola Anfang des Jahres ein beachtliches Comeback gelungen. Das erste Smartphone mit der Android-Version 2.0 begeisterte die Technikfans und war der Startschuss für eine ganze Palette an Android-Modellen, die den angeschlagenen Hersteller wieder auf die Erfolgsspur brachte. Ob Milestone, Flipout oder Backflip: Motorola hat seine Smartphones vorwiegend mit Qwertz-Tastaturen ausgestattet und damit zwischen all den reinen Touchscreen-Geräten eine Marktlücke gefunden.

Markantes Design

Motorola Milestone XT720
Im Querformat bietet das XT720 eine großzügige Qwertz-Tastatur.
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Mit dieser jungen Tradition bricht das Milestone XT720, das ohne mechanische Tastatur daherkommt und damit in direkter Konkurrenz zu den HTC-Modellen Desire und Legend oder Samsungs Galaxy S steht. Verwechslungsgefahr besteht aber nicht, denn anders als die oft gleichförmig abgerundeten Gehäuse der Konkurrenz zeigt das Motorola Milestone XT720 Ecken und Kanten, die Front ist unten verbreitert, die Kamera auf der Rückseite etwas erhöht.

Das wird sicher nicht jedem gefallen, dafür ist das Gerät ein echter Charakterkopf. Das Gehäuse ist aus Kunststoff, fühlt sich dennoch hochwertig an und liegt nach kurzer Gewöhnung gut in der Hand. Für angenehme Haptik sorgt nicht zuletzt die griffige Softtouch-Oberfläche auf der Rückseite.

Eine tadellose Verarbeitung rundet das positive Bild ab: Der Akkudeckel sitzt fest, die Anschlüsse sind bis auf die 3,5-mm-Klinkenbuchse für Kopfhörer per Abdeckung geschützt. Von der glänzenden Front abgesehen ist das Gehäuse gegenüber Fingerfett weitgehend immun. Motorola verzichtet vorne auf mechanische Drücker und hat die typischen Android-Bedienelemente unter dem Display als Sensortasten ausgeführt und um eine Suchtaste erweitert, die das Gerät nach Anwendungen und Kontakten durchstöbert oder eine Suchanfrage ins Web schickt.

Die Sensortasten reagieren zuverlässig, auf Wunsch werden Eingaben durch eine leicht Vibration quittiert. Der Nachteil: Da sie schon auf bloße Berührung ansprechen, kommt es schnell zu Fehleingaben, wenn man nicht konsequent den Touchscreen über die Einschalttaste sperrt. Alternativ lässt sich die Dauer, bis das Display automatisch gesperrt wird, auf 15 Sekunden verkürzen.

Was für die Sensortasten gilt, stimmt auch für den berührungsempfindlichen Touchscreen: Die 3,7 Zoll große, hochauflösende Anzeige aus 480 x 854 Pixeln reagiert zuverlässig auf sanfte Berührung; kurze Wartezeiten werden durch Animationen verkürzt. Insgesamt könnte das Motorola Milestone XT720 dennoch etwas schneller arbeiten, beispielsweise dauert das Starten der Kamera knapp drei Sekunden - die schnelleren Modelle schaffen es in zwei.

Von Navigation bis Office

Motorola Milestone XT720
Das typische Android-Menü bietet spezielle Extras wie z.B. die Gestensteuerung.
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Das Motorola Milestone XT720 bringt alles mit, was in dieser Preisklasse an Ausstattung üblich ist. Schnelles Internet per WLAN oder übers Mobilfunknetz per HSPA sowie Bluetooth sind selbstverständlich, und damit man das XT720 gleich vernünftig nutzen kann, legt der Hersteller eine 8-GB-Speicherkarte bei. Motorola hat auch sonst einiges draufgepackt, was Android nicht von Haus aus mitbringt: So bietet das Smartphone ein UKW-Radio, einen Reader für Office-Dokumente sowie einen Video-Editor, mit dem sich selbst gedrehte Filme bearbeiten lassen. Motorolas eigene Navigationssoftware Motonav ist ebenfalls vorinstalliert, wenn auch nur als Testversion; die Navigation mit Kartenmaterial für Westeuropa kostet rund 50 Euro.

Alternativ lässt sich auch Google Maps nutzen, wobei beim Testgerät erst ein Update der Anwendung nötig war, um die Routenführung nutzen zu können. Die Navigation ist mit Google Maps kostenlos, lediglich für die Übertragung des benötigten Kartenmaterials fallen Kosten an. Das ist im Inland oft durch eine Datenflat gedeckelt, kann im Ausland allerdings schnell sehr teuer werden. Wer noch Funktionen vermisst, kann sich im Android Market bedienen.

Der Datenabgleich mit Outlook ist nicht möglich, dafür bietet das Motorola Milestone XT720 eine praktische Datenverwaltung: Schließt man es an einen PC an, lassen sich die Daten auf dem Smartphone vom Adressbuch bis zur Bildergalerie über den Webbrowser einsehen und sogar bearbeiten. Ansonsten kann man das Mobiltelefon mit den passenden Google-Diensten und mit MS Exchange-Servern synchronisieren.

Xenon-Blitz und HD-Videos

Motorola Milestone XT720
Für die Kamera mit Autofokus und Xenon-Blitz musste das Gehäuse etwas erhöht werden.
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Als Highlight und Pionierleistung bringt das Motorola Milestone XT720 eine 8-Megapixel-Kamera samt Xenon-Bitz mit - ein Smartphone mit echtem Blitz gab es im großen Android-Sortiment bislang noch nicht. Videos zeichnet die Kamera mit einer Auflösung von 720 x 480 Pixeln und ruckelfreien 24 Bildern pro Sekunde auf. Beim Filmen stellt sich die Kamera blitzschnell auf sich verändernde Lichtverhältnisse ein, bei sehr schnellen Schwenks leidet zwar die Schärfe, wirklich ruckelig wirkt das Bild aber selbst dann nicht. Praktisch: Dank HDMI-Ausgang kann man das Smartphone zur Filmvorführung an entsprechende Fernseher anschließen, das passende Kabel liegt bei.

Für Fotoaufnahmen bietet die Kamera vielfältige Einstelloptionen und Aufnahmemodi. Dabei war zwar nicht bei allen ein echter Nutzen zu erkennen, manches erweist sich aber als ausgesprochen praktisch. So kann das Motorola Milestone XT720 aus sechs Einzelaufnahmen ein Panoramabild zusammenbasteln. In turbulenten Situation hilft ein schneller Bildfolgemodus, aus sechs Aufnahmen einen guten Schnappschuss anzufertigen - angesichts der etwas langsamen Auslöseverzögerung eine wirklich sinnvolle Funktion.

Motorola Milestone XT720
Die Kamera bietet vielfältige Optionen - vom Xenon-Blitz bis zur Einstellung der Empfindlichkeit.
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Ansonsten liefert die Kamera bei guten Lichtverhältnissen detailreiche Aufnahmen mit kräftigen und doch natürlichen Farben. Ein minimaler Blaustich lässt sich messen, aber auf den Aufnahmen kaum als solcher erkennen. Dafür sind auch in dunkleren oder sehr hellen Bildbereichen noch Details auszumachen. Der Blitz reicht locker drei Meter weit und liefert selbst in dusterer Umgebung brauchbare Bilder.

Für eine bequeme Handhabung findet sich neben dem großen zweistufigen Auslöser eine zweite Taste, mit der zwischen Foto- und Videomodus gewechselt sowie direkt die Bildergalerie aufgerufen werden kann. Insgesamt könnte die Kamera etwas flotter arbeiten, doch mit ein wenig Geduld ist sie wirklich praxistauglich.

Kräftige Lautsprecher

Im Labor hat das Motorola Milestone XT720 ordentlich, wenn auch etwas schlechter als der Vorgänger abgeschnitten. Insbesondere die Sende- und Empfangsqualität im GSM-Netz fällt etwas schwächer aus. Im Alltag in der Stadt war davon nichts zu spüren, erst in schlechter versorgten Gebieten kann sich das als Nachteil erweisen. Beim UMTS-Empfang hat sich nichts Wesentliches geändert, er liegt insgesamt auf einem ordentlichen Niveau.

Die Akustik beim Telefonieren, von Haus aus eine Stärke Motorolas, ist gut, der Anrufer klingt natürlich, obendrein sehr laut und ist damit auch in lärmiger Umgebung gut zu verstehen. Der Lautsprecher für den Freisprecher, der sich auf der Rückseite befindet, tönt ebenfalls kräftiger als üblich. Beim typischen Nutzungsmix hält das Motorola Milestone XT720 gut fünf Stunden durch, bei intensiver Nutzung ist aber auch hier abendliches Aufladen Pflicht.

Fazit

Auch wenn das Motorola Milestone XT720 im Labor auf eher durchschnittliche Ergebnisse kommt, ist Motorola ein empfehlenswertes Android-Smartphone gelungen, das mit schickem Gehäuse und guter Kamera glänzt. Wer auf Letztere Wert legt, hat nun endlich auch ein Android-Smartphone zur Auswahl.  

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