Testbericht

Nokia X6

19.2.2010 von Redaktion connect, Bernd Theiss und Michael Peuckert

Bereits bei der ersten Vorstellung auf der Nokia World in Stuttgart im September letzten Jahres konnten die Modelle der neuen X-Serie von Nokia mächtig Eindruck schinden. Vor allem das Touchscreen-Smartphone Nokia X6 stach hier mit auffälliger Optik und praller Ausstattung hervor.

ca. 6:45 Min
Testbericht
  1. Nokia X6
  2. Datenblatt
  3. Wertung
Nokia X6
Nokia X6
© Archiv

Das Nokia X6 ist mit 16 GB (389 Euro) oder 32 GB (579 Euro; getestete Version) Speicher erhältlich, wobei Letzteres als Comes-with-Music-Modell eine einjährige Musikflatrate für den Nokia Music Shop mitbringt. Dieser bietet aktuell etwa sechs Millionen Songs, aus denen sich der Nokia X6-Käufer frei bedienen darf.

Nokia X6
Der Playlist DJ sortiert die gespeicherten Songs nach Stimmungslage.
© Foto: Hersteller

Um diesen Mehrwert zu nutzen, kann man sich entweder über das kostenlose PC-Programm Nokia Ovi Player, das ähnlich wie iTunes von Apple funktioniert, oder direkt mit seinem Smartphone im Shop registrieren. Ein entsprechender Aktivierungscode liegt dem Nokia X6 bei. Smartphone und Rechner lassen sich dabei bequem miteinander synchronisieren.

Bemerkenswert: Auch nach Ablauf der einjährigen Flatrate kann man auf die heruntergeladenen Songs zugreifen und diese auf seinem registrierten PC und auf dem Nokia X6 wiedergeben. Ein wirklich faires Angebot, das den doch recht üppigen Einstandspreis ein wenig relativiert.

Schickes Gehäuse, tolles Display

Gehören die aktuellen Smartphones aus dem Hause Nokia im direkten Vergleich mit den Modellen der Mitbewerber nicht unbedingt zu den Eyecatchern, macht das Nokia X6 eine Ausnahme: Es präsentiert sich in ansprechender Optik mit zeitgemäß flachem Gehäuse.

Das matte Outfit in Anthrazit steht dem Nokia X6 ausgesprochen gut zu Gesicht, zumal dezente Farbleisten im oberen und unteren Bereich für Abwechslung sorgen. Das hübsche Smartphone liegt gut in der Hand und auch die Verarbeitung bietet nur wenig Anlass zur Kritik. Lediglich der etwas knirschende Akkudeckel sorgte im Test für Stirnrunzeln, ansonsten präsentiert sich das Nokia seinem üppigen Preis entsprechend gut verarbeitet.

Nokia X6
Der Playlist DJ sortiert die gespeicherten Songs nach Stimmungslage.
© Foto: Hersteller

Doch nicht nur optisch grenzt sich das Nokia X6 von seinen Touchscreen-Geschwistern ab, auch bei der Display-Technolgie geht es frische Wege. Kamen bisher fast ausschließlich resistive Touchscreens bei Nokia zum Einsatz, so setzt das X6 auf eine kapazitive Anzeige, wie sie auch bei Apples iPhone Verwendung findet.

Das von kratzfestem Glas geschützte 3,2 Zoll große Display kann über 16 Millionen Farben darstellen und bietet mit 640 x 360 Pixeln eine recht hohe Auflösung im trendigen 16:9-Format (Widescreen). Das optische Ergebnis kann sich dann auch sehen lassen: Das Nokia X6 stellt sämtliche Inhalte in leuchtenden Farben ausreichend hell und schön scharf dar; speziell Videos, Fotos und Spiele profitieren von der überdurchschnittlich guten optischen Qualität.

Bedienung mit kleinen Handicaps

Das Symbian-Smartphone hat als Benutzeroberfläche die bewährte Variante S60 5th Edition an Bord, die bereits bei zahlreichen Touchscreen-Modellen von Nokia zum Einsatz kommt. Für die Standby-Anzeige stehen dem Nutzer damit gleich drei verschiedene und teilweise konfigurierbare Anordnungen zur Verfügung.

Neben der Standardansicht ist zudem auch eine Variante mit "Schnellzugriffsleiste" und eine mit attraktiver "Kontakteleiste" verfügbar. Das Hauptmenü wird mit dem zentralen Hardkey unterhalb des Displays gestartet und fällt mit lediglich zwölf Einträgen sehr übersichtlich aus. Allerdings geht es etwa bei dem Menüpunkt "Programme" nicht mehr ganz so aufgeräumt weiter. Dank des integrierten Lagesensors lassen sich alle Funktionen, mit Ausnahme der Standby-Anzeige und einiger Programme, sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Darstellung betrachten.

Nokia X6
Im Querformat zeigt das X6 eine gut bedienbare Qwertz-Tastatur.
© Foto: Hersteller

Die Reaktion des Touchscreens auf Eingaben ist insgesamt flott, die Umsetzung der angewählten Funktion dagegen nicht immer. So kommt es hin und wieder vor, dass der Prozessor vom Typ ARM11 mit 434 Mhz ins Stocken gerät und einen Augenblick benötigt, um Programme zu öffnen. In der Summe schränkt dies den Alltagsnutzen des Nokia X6 aber nur minimal ein, dennoch haben wir das bei Mitbewerbern bereits flotter gesehen.

Ebenfalls nicht ganz optimal fällt der Umgang mit der virtuellen Qwertz-Tastatur beim Schreiben von Nachrichten aus. Dies liegt weniger an der sehr gut funktionierenden und vor allem auch sehr schnell reagierenden Tastatur, sondern vielmehr an dem viel zu kleinen Textfenster. Dieses bietet gerade einmal zwei Zeilen mit recht wenig Zeichen - so wird das Nachprüfen des bereits Geschriebenen zum nervenden Glücksspiel.

Kaum Lücken in der Ausstattung

Wie es sich für ein derart hochpreisiges Smartphone gehört, beherrscht das X6 sämtliche relevanten Verbindungsmöglichkeiten - nicht nur Standards wie Bluetooth und EDGE, sondern auch HSDPA mit bis zu 3,6 Mbit/s sowie WLAN in den Varianten b und g. Lediglich HSUPA, um Daten schnell vom Smartphone ins Internet zu laden, ist nicht vorhanden. Der E-Mail-Client mit Push-Funktion und auch der HTML-Browser überzeugen mit einfacher Bedienung; bei Letzterem könnte allerdings der Seitenaufbau flotter vonstatten gehen.

Fast stiefmütterlich wird beim Nokia X6 das Thema Business behandelt. Den Umgang mit Office- und PDF-Dokumenten beherrscht es von Haus aus nicht, hier muss man auf eigene Faust nachrüsten. Ein Dateimanager, ein mehrsprachiges Wörterbuch sowie Rechner und Umrechner kann der Flachmann dagegen vorweisen. Der für den Nutzer verfügbare Speicher fällt mit knapp 30 GB sehr üppig aus, lässt sich mangels Wechselspeicher-Slot allerdings nicht erweitern. Dennoch bietet das Smartphone selbst für große Musiksammlungen ausreichend Platz.

Kostenlose Navi, gute Kamera

Als besonderer Leckerbissen lässt sich auf dem Nokia X6 die aktuellste Version der Nokia Navigation "Ovi Karten" installieren. So gerüstet erhält der Besitzer mit dem X6 nicht nur einen komplett kostenlosen und komfortablen Routenführer für die Auto- und Fußgängernavigation, sondern auch Zugriff auf zahlreiche Premiumdienste wie Verkehrsinformationen und Reiseführer. Während sich die Kartendaten von ganz Europa via PC auf dem Nokia X6 speichern lassen, erfordert der Zugriff auf die Premiumdienste eine mobile Datenverbindung. Wer sich hier bedienen will, sollte also einen geeigneten Datentarif gebucht haben.

Nokia X6
Die 5-Megapixel-Kamera liefert eine gute Bildqualität.
© Foto: Hersteller

Auch beim Thema Fotografie lässt sich Nokia nicht lumpen und spendiert dem X6 eine 5-Megapixel-Kamera samt Doppel-Fotolicht und Autofokus. Gestartet wird die Kamera über eine eigene Taste an der Geräteseite, im Kameramenü stehen zahlreiche Optionen wie verschiedene Szenenmodi und ISO-Empfindlichkeiten zur Auswahl.

Die Bildqualität geht auch dank des sehr hellen Fotolichts weit über die übliche Schnappschussqualität hinaus. Dies gilt auch für Videoaufnahmen, die mit bis zu 640 x 480 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde eine gute Qualität bieten und auf dem tollen Screen gut zur Geltung kommen. Für den größeren Zuschauerkreis kann man das Nokia X6 auch mit einem optionalen TV-Kabel an einen Flachbild-screen hängen.

Komfortabler Musicplayer

Ganz in seinem Element ist das Nokia X6 beim Thema Musik. So wird der Player direkt auf der Front des Smartphones gestartet. Hier verbirgt das X6 eine Sensortaste rechts neben dem Nokia-Logo. Eine kurze Berührung genügt, und schon öffnet sich ein kleines Multimedia-Menü, das neben dem Musicplayer auch die Galerie, die Online-Freigabe, das Videomenü und die Lesezeichen des Browsers öffnet.

Nokia X6
Der Playlist DJ sortiert die gespeicherten Songs nach Stimmungslage.
© Foto: Hersteller

Der Musicplayer des Nokia X6 zeigt sich im typischen S60-Touchscreen-Look und trumpft mit einer einfachen Bedienung, einer großformatigen Coveranzeige, speziellen Soundfunktionen wie einem 8-Band-Equalizer und einer Loudness-Funktion auf. Dazu gesellt sich mit Shazam ein Songerkennungsprogramm - und zu guter Letzt lässt sich das X6 sogar per Sprachsteuerung bedienen. Wer dagegen lieber Sender aus dem Äther fischt, startet einfach das UKW-Radio mit RDS-Komfortfunktionen wie der praktischen Senderanzeige.

Headset sorgt für guten Sound

Entgegen dem aktuellen Trend der Hersteller, ihren Modellen kompakte In-Ear-Lauscher beizupacken, bringt das Nokia einen richtigen Bügelkopfhörer mit. Das gute Stück hört auf den Namen WH-500 und kostet im Nokia-Online-Shop alleine 54 Euro. Inklusive ist eine Kabelfernbedienung für die wichtigsten Funktionen wie Titelsprung, Pause und Lautstärke sowie einer Taste für die Rufannahme - so muss man im Alltag nicht jedes Mal das Smartphone in die Hand nehmen, um zum nächsten Musikstück zu springen oder den Lieblingssong etwas lauter zu hören. Ein dickes Lob verdient sich das WH-500 zudem für den Tragekomfort: Das Headset ist leicht, lässt sich genau an die Ohr- sowie Kopfform anpassen, bietet auch bei Bewegung einen stabilen Sitz und verhindert dank weicher Ohrpolster schmerzende Druckstellen.

Klanglich lieferte das Headset einen bassstarken Sound ab. Die Mitten waren jedoch nicht gänzlich frei von Verfärbungen und auch der Glanz in den Höhen hätte feiner sein können. Dennoch gehört das WH-500 definitiv zu den besser klingenden Headsets. Für ungetrübten Soundgenuss legt das X6 eine gute Basis, denn der Audioausgang bietet über die 3,5-mm-Klinkenbuchse einen ausgewogenen Frequenzverlauf und gute Messwerte für Klirr und Rauschabstand. Mit hochwertigen Nachrüstkopfhöreren lässt sich so sogar eine noch bessere Soundperformance erzielen.

Gute Vorstellung im Labor

In puncto Ausdauer zeigt sich das Multimedia-Smartphone von einer recht ausgewogenen Seite. Zwar sind die ermittelten Wert nicht im absoluten Topbereich bei den Smartphones anzusiedeln, dennoch liegt das Nokia damit gut im Rennen. So bleibt das X6 etwa bis zu 16 Tage auf Empfang, und auch die typische Ausdauer fällt mit 5:27 Stunden sehr ordentlich aus. Dazu gesellen sich quasselstrippentaugliche Gesprächszeiten im GSM-Betrieb mit deutlich über acht Stunden im E-Netz.; im UMTS-Einsatz sinkt die Sprechzeit jedoch deutlich auf recht mickrige 2:14 Stunden. Doch es gibt nur wenige Mitbewerber, die hier deutlich mehr zu bieten haben.

Frei von Kritik ist die Sende- und Empfangsqualität. Sowohl im GSM- als auch im UMTS-Einsatz fühlt sich das Nokia X6 wohl, was auch auf dem Land bei halbwegs passabler Netzversorgung einen stabilen Empfang und eine gute Performance beim Surfen garantiert. Die klare Akustik sorgt zudem für gute Verständlichkeit beim Telefonieren.

Guter Entertainer

In der Summe liefert das Nokia X6 eine gute Gesamtvorstellung ab; speziell Musik- und Videofans werden mit dem Multimedia-Smartphone ihre helle Freude haben. Wer dagegen ein Arbeitstier für den Business-Einsatz sucht, der wird mit anderen Modellen aus dem Portfolio der Finnen glücklicher werden.

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