Nubert nuLine 244 im Test
Mehr zum Thema: NubertNubert schrumpft die Standbox, wie es sich designbewusste Partnerinnen schon immer gewünscht haben – ohne die Bassqualitäten zu schrumpfen. Kann dieses Konzept aufgehen? Das zeigt der Test.

Dass Membranfläche und Volumen durch nichts zu ersetzen sind, wenn es um Pegel und Tiefgang geht, lernt jeder professionelle oder semiprofessionelle Boxenentwickler schnell. Tiefe Töne bestehen nun einmal aus eher langsamen, anhaltenden Luftbewegungen, und dafür braucht es bewegte Luft vor den Me...
Dass Membranfläche und Volumen durch nichts zu ersetzen sind, wenn es um Pegel und Tiefgang geht, lernt jeder professionelle oder semiprofessionelle Boxenentwickler schnell. Tiefe Töne bestehen nun einmal aus eher langsamen, anhaltenden Luftbewegungen, und dafür braucht es bewegte Luft vor den Membranen.
Das Entwicklerteam des schwäbischen Spezialisten Nubert ficht das nicht an, bei der NuLine 244 war ihr erklärtes Ziel, eine Standbox im XS Format mit schmalster Taille zu kreieren, deren Tiefgang kein Hertz Kompromiss eingeht gegenüber klassischen Bauformen.
Der Plan kann nach Datenblatt und Laborwerten als bravourös gemeistert betrachtet werden, kommt doch das gerade einmal 85 Zentimeter kleine und 15 Zentimeter schlanke Standböxchen unter die magische 40Hz-Grenze und mobilisiert dennoch 98 Dezibel unverzerrt.
Viele helfen viel
Wie machen die das, die Schwaben? Zunächst einmal mit drei identischen Tiefmitteltönern mit 12 Zentimetern Korbdurchmesser, die mit großen Sicken und Zentrierspinnen auf Hübe der gehärteten Polypropylenmembran bis zu zwei Zentimetern linear ausgelegt wurden. Die unteren beiden arbeiten als reine Bässe, der obere zusätzlich im Mitteltonbereich bis 2 kHz: also eine 2,5-Wege-Konstruktion.
Die tiefe Trennfrequenz sorgt für ein breites Rundstrahl verhalten ähnlich wie ein Nahfeldmonitor; die Nuova genannte, 26 mm durchmessende Gewebekalotte spielt hier schon völlig locker und unverzerrt. Einer kaum erkennbaren Schallführung und der außermittigen Position ist es zu verdanken, dass schmalbandige Kantenreflexionen auf Abstrahlrichtung vermieden und vom Hörplatz ferngehalten werden.

Hörtest: Forsch und satt
Als besonderen Clou lassen sich die Höhen in drei Stufen dosieren und der Bass absenken, um die Wiedergabe an Raumakustik und Aufstellung anzupassen. Bass absenken bei einer so kleinen Box? Wer jetzt ungläubig nach dem Sinn fragt, hat die NuLine 244 noch nicht gehört. Was diese bei Stanley Clarkes „Justice Grooves“ bei mittleren Lautstärken an Basswellen in den Hörraum pumpte, war schier unglaublich und jeder erwachsenen Standbox würdig.
Zugleich ließ sie es in den Höhen spritzen und perlen und servierte dem Hörer alle noch so feinen Aufnahmedetails auf dem Silbertablett, dass schnell die Schalter auf „Höhen sanft“ und bei einer der beiden Boxen auf „Bass abgesenkt“ geschaltet wurden. Dynamisch und temperamentvoll preschte sie immer noch bei Jacques Loussiers „Kleiner Fuge“ los, doch die akustisch gezupften Bassläufe in Verbindung mit dem Schlagzeug zeigten zumindest bei höheren Lautstärken, dass die Physik dem Basswunder Grenzen setzt, groovten die Impulse doch nicht mehr so leichtfüßig, sondern etwas angestrengt.
Das ändert nichts daran, dass die kleine 244 bis in mittlere Pegel eine erstaunlich erwachsene Box mit klassischen HiFi-Tugenden ist: Bartoks „Herzog Blaubarts Burg“ (Ivan Fischer) bildete sie enorm analytisch detailliert, dafür eher flach ab und verpasste keines der dynamisch schon extremen Highlights. Eine kleine Box, groß zum Staunen.
