Oculus Quest im Praxis-Test: Spiele, Preis und Daten
Die Oculus Quest bietet Roomscale-VR ohne externe Sensoren und ohne Kabel. Wir haben das VR-Headset im Praxis-Test ausprobiert und liefern alle wichtigen Infos zu Spielen, Preis und technischen Daten.

Mit der Oculus Quest schickt die Facebook-Tochter ein neues VR-Headset ins Rennen, das im Betrieb ohne externe Sensoren, ohne PC und damit ohne Kabelsalat auskommt. Auf diese Weise präsentiert sich die Oculus Quest als VR-Spielkonsole und lockt mit einem leichten Einstieg in die Virtual Realit...
Mit der Oculus Quest schickt die Facebook-Tochter ein neues VR-Headset ins Rennen, das im Betrieb ohne externe Sensoren, ohne PC und damit ohne Kabelsalat auskommt. Auf diese Weise präsentiert sich die Oculus Quest als VR-Spielkonsole und lockt mit einem leichten Einstieg in die Virtual Reality: kaufen, einrichten und loslegen. Bestimmte PC-Hardware oder ein Sensoren-Setup im Raum sind nicht nötig.
Erkauft werden diese Vorteile bei der Oculus Quest mit einer schwächeren Hardware. Ist es dieser Kompromiss wert? Wir haben die Quest in unserem Praxis-Test ergiebig ausprobiert und schildern hier unsere Eindrücke.
Oculus Quest: Hardware und technische Daten
Die Oculus Quest kommt zusammen mit zwei Oculus-Touch-Controllern. Dazu gibt es einen Abstandshalter für Brillenträger und ein drei Meter langes Ladekabel samt Netzteil, das zur Not auch während des Spielens angestöpselt werden kann.
Die Verarbeitung der Quest wirkt hochwertig. Das Headset orientiert sich im Design mit einer Mischung aus Stoff und Plastik an der Oculus Rift. Es besitzt zwei seitlich integrierte Lautsprecher. Diese bieten zwar keinen kräftigen Bass, reichen aber für viele Anwendungen aus. Wer mehr will, kann via Klinkenanschluss eigene Kopfhörer anschließen. Dies hat natürlich eine größere Abschottung von der Umwelt zur Folge.

Doch was steckt im Inneren der Oculus Quest? Hier die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht:
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 835 mit Adreno 540 GPU
- Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
- Speicher: 64 GB / 128 GB
- Display: 2 x OLED mit 72 Hz Bildwiederholrate
- Auflösung pro Auge: 1.600 x 1.440 Pixel
- Tracking: 4 Kameras
- Audio: 2 x 3,5 mm Kopfhöreranschluss
- Gewicht: 570 g
Die Brille lässt sich über drei verstellbare Laschen mit Klettverschluss befestigen. Wenn man hier nicht ordentlich anzieht, drückt die Quest schnell auf der Nase. Dabei ist das VR-Headset mit seinen 570 g im Vergleich gewichtsmäßig im Mittelfeld angesiedelt (Rift S: 600 g / Rift: 490 g / HTC Vive Pro: 820 g).
Die beiden OLED-Screens in der Oculus Quest haben mit ihren 1.600 x 1.440 Pixeln eine höhere Auflösung als bei der Rift (1.080 × 1.200) und der Rift S (1.280 × 1.440). Mit der Vive Pro (1.400 × 1.600) liegt sie gleich auf. Gegenüber den anderen Modellen muss sich die Quest jedoch mit einer niedrigeren Bildwiederholrate zufrieden geben.

Die Screens in der Quest bieten ein gutes Bild. Ein Fliegengitter-Effekt ist zwar bei aufmerksamem Hinsehen immer noch zu beobachten, tritt beim Spielen jedoch schnell in den Hintergrund. Störender wirken da an mancher Stelle grafische Schwachstellen, wie flackernde Texturen und Kanten, die ein wenig mehr Antialiasing vertragen würden.
Oculus Quest: Einfache Einrichtung
Ausgepackt und aufgeladen kann es mit der Oculus Quest schnell losgehen. Das initiale Setup ist einfach und geschieht über die Oculus-Smartphone-App für Android oder iOS. Mit dieser richten Sie ein Oculus-Konto ein und bauen die WLAN-Verbindung auf. Außerdem können Sie über die App die Live-Ansicht der Oculus Quest anzeigen lassen oder via Chromecast-Protokoll an kompatible Fernseher übertragen.

Nach der WLAN-Einrichtung wird das VR-Headset aufgesetzt und der Spielbereich, der sogenannte Guardian, festgelegt. Hierfür zeigt die Quest ein schwarzweißes Live-Bild der Kameras (Passthrough Modus) und Sie können mit den Controllern bequem die freie Spielfläche aufzeichnen sowie die Bodenhöhe festlegen. Fertig! Nun befinden Sie sich im Oculus-Startbildschirm, einer hübsch eingerichteten Lounge, von dem Sie nun Spiele und Apps starten und Einstellungen vornehmen können.
Oculus Quest: Kabelfreies Gameplay
Los geht's: Wir haben mit der Quest einige der populärsten Games und Apps angespielt - von Beat Saber bis Tilt Brush - und sind vom Inside-Out-Tracking schwer beeindruckt. Ganz ohne externes Sensoren-Setup werden Handbewegungen flüssig und zielgenau übernommen. Verzögerungen waren minimal. Tasten und Sensoren an den Controllern sorgen dafür, dass auch bestimmte Fingerstellungen erkannt werden, um etwa ein Zugreifen oder ein Zeigen zu erkennen.

Der Wegfall von Kabeln macht sich auch bezahlt: Im Vergleich zu Roomscale-Experiences mit der HTC Vive etwa lassen sich die virtuellen Säbel in Beat Saber unbeschwerter schwingen, ohne ständig auf Stolperfallen achten zu müssen. Natürlich gibt es die Möglichkeit, diese Verbindungskabel über die Decke zu führen, doch wer solch ein VR-Setup in den eigenen vier Wänden einrichtet, der wird wohl eh die Oculus Quest überspringen und sich gleich in Richtung der High-End-VR-Systeme wie HTC Vive Pro oder Valve Index orientieren.
Ein weiterer Vorteil der kabellosen Lösung: Die Oculus Quest ist eine äußerst mobile Spielekonsole und kann leicht von Zimmer zu Zimmer umgezogen oder mit zu Freunden und in den Urlaub genommen werden. Einfach einen neuen Spielbereich einrichten und Sie können loslegen.
Oculus Quest: Akkulaufzeit und Controller
Ganz kabellos ist die Quest natürlich nicht. Zum Aufladen liegt ein drei Meter langes USB-C-Kabel bei, das im Notfall auch während des Spielens angeschlossen werden kann. In der Regel ist die Akkulaufzeit jedoch nicht das Problem. Etwas mehr als zwei Stunden hielt die Quest in unserem Test aus, was länger sein dürfte als die meisten VR-Sessions, die Nutzer mit der Quest beginnen. Denn egal ob Action-Game oder Video-App: Unter der Brille wird es schnell recht warm.

Die Controller der Oculus Quest liegen beim Spielen gut in der Hand und sind nach kurzer Eingewöhnung sehr intuitiv zu bedienen. Dank 6DoF-Tracking werden alle Bewegungen getrackt - und das sehr präzise. Auch in bewegungsintensiven Spielen wie Beat Saber gerät die Insight-Technologie von Oculus nicht ins Straucheln.
Schwierigkeiten kann es bei extremen Lichtbedingungen geben, da dann die optischen Sensoren an ihre Grenzen kommen. Statt bei Dunkelheit oder im hellen Sonnenlicht sollten Sie also in geschlossenen Räumen spielen.
Ein weiterer Schwachpunkt des Inside-Out-Trackings sind Situationen, in denen die Controller aus dem Sichtfeld der Tracking-Kameras am Headset gelangen - etwa bei Bewegungen hinter dem Rücken. Bewegt man dann die Hand wieder ins Sichtfeld, kommt es oft zu kleinen Rucklern.
Oculus Quest: Spiele und Apps
Das Angebot an Spielen für die Oculus Quest liegt zum Release mit offiziell 53 Titeln deutlich unter dem Angebot für die Oculus Rift. Das ist verständlich, denn Oculus geht hier auf Nummer sicher, dass alle für die Quest im Oculus Store angebotenen Spiele auf dieser auch problemlos laufen.

Die vermeintlich geringe Auswahl an Titeln ist jedoch zum Start nicht störend. Denn das Angebot enthält bereits zum Launch einige VR-Hochkaräter wie die folgenden Titel, die wir weiterempfehlen können (Links zum Oculus Store):
- Beat Saber (Musik/Action, 29,99 Euro)
- Dead and Buried II (Multiplayer-Shooter, 19,99 Euro)
- Creed: Rise to Glory (Sport, 29,99 Euro)
- Dance Central (Musik/Tanz, 29,99 Euro)
- Job Simulator (Simulation, 19,99 Euro)
- Keep Talking and Nobody Explodes (Multiplayer/Puzzle, 14,99 Euro)
- Moss (Adventure/Puzzle, 29,99 Euro)
- Robo Recall: Unplugged (Action, 29,99 Euro)
- Superhot VR (Shooter, 24,99 Euro)
- Vader Immortal: Episode I (Adventure, 9,99 Euro)

Neben den VR-Games gibt es natürlich auch ein Angebot an VR-Videos und -Apps im Oculus Store. Darunter unter anderem:
- National Geographic Explore VR (Erkundung, 9,99 Euro)
- Netflix VR (Streaming, kostenlos)
- Tilt Brush (VR-Malprogramm, 19,99 Euro)
- VRChat (Chat Community, kostenlos)
- YouTube VR (Streaming, kostenlos)
Oculus Quest: Cross-Buy und Cross-Play
Gut zu wissen: Dank Crossbuy-Option müssen Sie viele Games für Oculus Quest nicht noch einmal kaufen, wenn Sie diese schon im Oculus Store für die Rift erworben haben - und andersherum. Die Entscheidung, ob ein Spiel Cross-Buy-fähig ist oder nicht, obliegt dabei jeweils dem Entwickler.
Ausnahmen sind etwa Beat Saber, Moss und Super Hot VR. Im Fall von Beat Saber muss das Basis-Spiel noch einmal neu gekauft werden, die Music-Pack-DLCs jedoch sind Cross-Buy-fähig. Das Entwicklerstudio begründet dies mit dem hohen Aufwand, der für die Adaptierung auf die Quest notwendig war.

Neben Cross-Buy sollen die meisten Spiele für die Quest auch Cross-Play unterstützen. Sprich in Multiplayer-Games können Sie also auch mit anderen Spielern auf der Oculus Rift und Rift S losziehen.
Oculus Quest Test: Unser Fazit
Die Oculus Quest ist der perfekte Einstieg in die VR-Welt für alle, die weder einen High-End-Gaming-PC noch eine PS4 zuhause stehen haben. Als erste richtige VR-Spielekonsole bietet die Quest ein Rundum-Sorglos-Paket das leicht einzurichten ist und dennoch Zugriff zu vielen VR-Top-Games bietet. Hieran scheiterten nicht zuletzt die meisten VR-Systeme, die auf Handys als Display setzten.
Der Kompromiss, die Grafik-Qualität herunterzuschrauben und dafür Nutzungskomfort und Preis attraktiver zu gestalten, ist bei dem Standalone-Headset gut gewählt. In guten Spielen rückt die Grafik schnell in den Hintergrund. Das gesparte Geld kann für Spiele und Experiences ausgegeben werden.
Dennoch bewegt sich die Quest mit Preisen ab 450 Euro weiter in einer Preisregion, die sie für Gelegenheitsspieler eher unerschwinglich macht. Denn ohne große VR-Erfahrungen sind viele Kunden - zu recht - zögerlich. Wie ausdauernd spielt man wirklich in VR, wenn der erste Wow-Effekt verpufft ist? Das kann Erinnerungen an die Bewegungssteuerung der Nintendo Wii wach werden lassen, die bei einigen Spielern nach anfänglicher Euphorie in den Regalen verstaubte.
Hardcore-Gamer, die bereits VR-Erfahrungen gesammelt haben, werden dagegen weiter eher zu den High-End-Headsets wie Oculus Rift S oder HTC Vive Pro greifen - oder auf die Valve Index warten. Denn die Einbußen bei Spieleauswahl und Grafik werden diese nicht hinnehmen wollen. Und wer an seinem High-End-PC sonst in 4K mit Ray Tracing spielt, will auch in VR das Beste vom Besten.
Oculus Quest kaufen: 64 GB oder 128 GB?
Wer sich entschließt, die Oculus Quest zu kaufen, der hat die Wahl zwischen zwei Modellen, die sich in Speicherausstattung und Preis unterscheiden. Die günstigere 64-GB-Variante geht zum Preis von 449 Euro an den Markt, das teurere Modell mit 128 GB Speicher kostet 549 Euro.
Nun die Frage: Lohnt der Aufpreis von 100 Euro für die doppelte Menge an Speicherplatz? In unseren Augen ist das nur bedingt der Fall. Die meisten VR-Spiele benötigen zwischen 300 MB und 3 GB an Speicherplatz. Dafür sollten die 64 GB in der Regel ausreichen - zumal man ja beliebig oft Spiele deinstallieren und anschließend bei Bedarf neu herunterladen kann. Das gesparte Geld ist besser in Spielen und Apps angelegt.
Tipp: Im Oculus Store wird bei jedem Spiel der erforderlicher Speicherplatz angegeben. Sie können sich also bereits im Vorfeld ausrechnen, wie viel GB Ihre geplanten Spielekäufe veranschlagen werden.