OneNote im Test
Papier und Stift haben ausgedient: Das digitale Notizbuch OneNote ist viel flexibler und stets griffbereit. Was leistet die App auf iOS, Android und Windows Phone?

Obwohl es Microsofts OneNote prinzipiell schon ebenso lange gibt wie Evernote (Test) - also seit 2008 -, hatte der Softwareriese den mobilen Markt lange Zeit gar nicht im Blick OneNote für iOS Erst im Dezember 2011 kamen die bis heute separat gehaltenen Versionen für iPad und iPhone auf den Ma...
Obwohl es Microsofts OneNote prinzipiell schon ebenso lange gibt wie Evernote (Test) - also seit 2008 -, hatte der Softwareriese den mobilen Markt lange Zeit gar nicht im Blick
OneNote für iOS
Erst im Dezember 2011 kamen die bis heute separat gehaltenen Versionen für iPad und iPhone auf den Markt. Wir haben uns OneNote 2.10.1 fürs iPhone näher angesehen.
Microsofts Ansatz zur Strukturierung des notierten Materials gefällt dem ordnungsliebenden Menschen: Wie in einem Büro voller Leitz-Ordner mit farbigen Einlegeblättern gibt es hier Notizbücher, die beliebig viele Abschnitte enthalten, in denen man wiederum auf "Seiten" die eigentlichen Notizen anlegt. Das hat zur Folge, dass man eher zur gesuchten Notiz blättert, als die Volltextsuche zu bemühen. Auf jeder Ebene darf man Farben vergeben, nur nicht am Smartphone: Dazu muss man den Rechner bemühen.

Mehr Flexibilität und Raum für Kreativität bietet der Editor der iPhone-App. Hier lassen sich nicht nur Inhalte frei in Objektrahmen auf einer Notizseite platzieren, es können auch beliebige Anhänge über die Dateiauswahl (Speicherorte) von iOS hinzugefügt werden. Die Formatierungsoptionen stehen denen der Evernote-App kaum nach, auch Checkboxen für To-do-Listen gibt's. Schade nur, dass die von der Web-Version und vom PC-Client bekannten und beliebten Symbole zur Kategorisierung von Zeilen mobil nicht zur Verfügung stehen; angezeigt werden sie aber immerhin.
Microsoft-Konto ist Pflicht
Sämtliche Notizbücher werden mit sämtlichen Inhalten in Microsofts Cloud-Dienst OneDrive gespeichert, sodass man nicht darum herumkommt, einen Microsoft-Account zu führen. Wer schon Office 365 verwendet, kann diese Zugangsdaten nehmen. Die Notizverwaltung klappt sogar mit mehreren Accounts gut, und auch geschäftliche Konten werden unterstützt (OneDrive Professional). Der User kann Notizbücher und Abschnitte auch am iPhone anlegen, löschen oder vorübergehend ausblenden ("schließen"). Und genau wie die Elefanten-Konkurrenz Evernote bietet auch Microsoft OneNote einen Eintrag für das Share Sheet von iOS, um Inhalte aus anderen Apps schnell zu erfassen.

OneNote für Android
Auch im Digitalzeitalter hängen offenbar viele Android-Fans an ihrer Handschrift: Genau wie Evernote bietet auch OneNote nur unter Android die Möglichkeit, handschriftliche Notizen und Zeichnungen direkt einzufügen. Das ist gerade auf Phablets wie Samsungs Galaxy-Note-Modellen, die mit Stift ausgeliefert werden, eine schöne Funktion.
Außer Gekritzeltem und Getipptem merkt sich Microsoft OneNote in der Version 15.0.3232.1047 unter Android allerdings nur in der App erstellte Sprachnotizen und Fotos - das Verhältnis zum Konkurrenten Evernote gestaltet sich also in diesem Punkt genau umgekehrt wie unter iOS. Die Formatierung ist im Editor zweigeteilt:
Absatzformatierungen wie den Einzug und Listen steuert man direkt aus dem Konktextmenü über das Icon mit den drei Punkten, während man die recht spärlichen Optionen zur Textformatierung über einen separaten Menüpunkt auf den Bildschirm holen muss. Praktisch für alle, die To-do-Listen in Notizen anlegen möchten: Die Checkbox-Option steht als Shortcut zur Verfügung, Checkboxen lassen sich jedoch nur am jeweiligen Zeilenbeginn einfügen und nicht frei platzieren.
Mehrere Accounts verwalten
Über die Startseite stellt OneNote die globale Volltextsuche und den Zugriff auf die aktuell geöffneten Notizbücher bereit. Über die Option "Aktuell" gelangt man schnell zu den vor Kurzem editierten oder angelegten Notizbuchseiten. Auch unter Android klappt das Nebeneinander von Notizbüchern aus verschiedenen Accounts bestens - so lassen sich berufliche Notizen mit Office-365-Konto und Aufzeichnungen mit einem privaten Microsoft-Account gemeinsam verwalten.
Auch wenn die Suchfunktion für OneNote-Nutzer dank der Möglichkeit zur Strukturierung im Leitz-Ordner-Stil nicht die große Bedeutung hat, die ihr für Evernote-Anwender zukommt, hat sich Microsoft sehr viel Mühe damit gegeben. So unterscheidet die Ergebnisliste zwischen Ergebnissen im Titel und in den Notizen; zudem werden die Abschnittsfarben angezeigt. Auch bei Microsoft OneNote lassen sich Texte auf Fotos via OCR-Erkennung finden - im Test hat das mit den handschriftlichen Notizen jedoch nicht geklappt.

OneNote für Windows Phone
Branchenkenner wollen aus dem Zustand von OneNote für Windows Phone herauslesen, dass Microsoft sein eigenes mobiles Betriebssystem innerlich bereits aufgegeben hat. So weit möchten wir nicht gehen, doch es fällt schon auf, dass die iOS- und Android-Versionen von OneNote, einem Microsoft-Produkt, viel besser sind als die ab Werk installierte Version für Windows Phone 8.1.
Die Misere beginnt mit etwas so Wesentlichem wie der Möglichkeit, neue Notizbücher oder Abschnitte anzulegen. Das klappt unter iOS und Android prima, mit Windows-Smartphones dagegen gar nicht. Formatierungsoptionen für Notiztexte gibt's OneNote-typisch nicht allzu viele, sie werden aber wie unter Android mit einer Übersicht für Fettdruck, kursive Schrift, unter- und durchgestrichenen Text sowie gelben Textmarker unterstützt. Auch Listen mit und ohne Ordnungsziffern sind mit von der Partie.
Zugeknöpft gibt sich OneNote für WinPhone bei Anlagen: Fotos, weitere Bilddaten und Sprachmemos lassen sich anhängen, alles Weitere wird aber nur angezeigt und kann nicht eingefügt werden. Checkboxen kann man am Zeilenbeginn, aber nicht an beliebiger Position einsetzen - das schnelle Anlegen von To-do-Listen ist also mit Einschränkungen verbunden. Auch unter Windows Phone ist das Einfügen von Kategorie-Icons unmöglich, während die Anzeige dieser praktischen Helfer problemlos klappt. Ebenso wie das Schreiben in Tabellen, die sich aber auch hier nicht unterwegs am Phone erstellen lassen.
Seltsame Schnellnotizen
Eine spezifische Funktion der Windows-Phone-Version von OneNote ist die Einbindung der sogenannten Schnellnotizen als Standard-Abschnitt für ... nun ja, schnelle Notizen. Wenn man aus anderen Apps Inhalte über das "Teilen"-Menü an OneNote übergibt, landen diese in den Schnellnotizen.
Das Problem dabei ist, dass jede OneNote-Instanz ihre eigenen Schnellnotizen anlegt - und so mit der Zeit das zuerst angelegte Notizbuch vollspammt. Unter iOS heißen die Schnellnotizen "Willkommen", unter Android "Schnelle Notizen", und in all diesen Abschnitten legt OneNote dieselben Beispielnotizen für neue Nutzer ab.
Fazit
Gegenüber den zahllosen Konkurrenten im Bereich der Notiz-Apps hat OneNote den Vorteil, dass es, ebenso wie Evernote, auf allen relevanten Plattformen vertreten ist. Sowohl auf Smartphones und Tablets, als auch am PC kann man die Software kostenlos benutzen. Dank Cloud-Technologie bleiben die Notizen dabei auf allen Geräten auf dem aktuellsten Stand. Allerdings muss man für die Nutzung von OneNote einen Microsoft-Account anlegen. Für den damit verbundenen OneDrive-Speicher können weitere Gebühren anfallen, sofern man den Speicherplatz erweitern will.
Die Features der OneNote-App unterscheiden sich naturgemäß von einem Smartphone-Betriebssystem zum anderen. Die Versionen für iOS und Android haben uns am meisten überzeugt. Interessanterweise zeigt die Windows-Phone-Version des Microsoft-Produkts OneNote deutliche Schwächen.