Testbericht

Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul

8.2.2011 von Bernhard Rietschel

Unter betont nüchternem Namen Octave Phono Modul (ab 4400 Euro) gibt es beim badischen Röhren-Spezialisten einen extrem flexiblen Preamp in Röhren-Halbleiter-Hybridtechnik.

ca. 2:45 Min
Testbericht
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  1. Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
  2. Datenblatt
Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
Die Octave Phono Modul ist in schwarz oder silber lieferbar.
© Hersteller
Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
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 Ein verbales Tarnnetz liegt über der neuen Octave-Vorstufe: "Phono Modul", das klingt nach einem einfachen Kästchen oder Platinchen, das man in ein existierendes Gerät einbauen kann. Genau das Gegenteil ist hier aber der Fall: Das Modul ist selbst modular aufgebaut und sieht nach außen aus wie ein stattlicher, vollwertiger Vorverstärker. In der Tat ist das Gerät vom Rand des Nordschwarzwalds dafür konstruiert, direkt an der Endstufe zu laufen, besitzt höchstwertige Ausgangsstufen, die weder vor niederohmigen Eingängen noch vor langen Kabelstrecken kapitulieren und kommt mit einer eigenen Fernbedienung für Eingangswahl und Lautstärke.

Die hintere Hälfte des Phono Moduls beherbergt vier Module, die der Käufer nach Herzenslust konfigurieren kann: MC- oder MM-Eingänge, jeweils symmetrisch oder unsymmetrisch, zusätzliche Line-Eingänge und verschiedene Ausgangsplatinen stehen zur Auswahl. Entsprechend variabel ist der Preis, der je nach Bestückung bei etwa 4400 Euro losgeht. Das AUDIO-Testgerät, gerüstet mit symmetrischem und unsymmetrischem MC-Input, Line-Eingängen sowie der hochwertigen "Direct Drive"-Röhrenausgangsstufe, liegt eher bei 5300 Euro, könnte aber einer Anlage mit zwei Plattenspielern, einem Netzwerk- und einem CD-Spieler vollauf gerecht werden.

Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
Variabler Rücken: Je nach Modul-Bestückung sieht die Octave-Phonostufe aus wie ein kompletter Vorverstärker.
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MM-Verstärkung und RIAA-Entzerrung findet nicht in den Modulen, sondern in den in der vorderen Gehäusehälfte fest montierten Röhrenstufen statt. Die durch die RIAA-Kennlinie vorgeschriebenen, drastischen Filtermaßnahmen im Bass und Hochton erledigt die Schaltung aktiv, also in der Gegenkopplung jeweils einer Röhrenstufe. Entwickler Andreas Hofmann sieht keinen Anlass, hier dem Trend zu passiven RIAA-Entzerrungen zu folgen - seine Röhren sind schon von Natur aus so immens breitbandig, dass klangliche Rückwirkungen durch die Gegenkopplung schlicht kein Thema sind.

Hofmann ist aber kein dogmatischer Glaskolben-Romantiker, sondern greift, wo immer sie besser funktionieren, auch rücksichtslos zu Halbleitern. Das Phono Modul ist streng genommen ein Hybrid: Die erste Verstärkungsstufe der MC-Eingänge übernehmen exotische ICs aus der Studiotechnik, dann folgt das röhrenwarme Herz des Geräts, in der Ausgangsstufe mischt sich erneut ein Operationsverstärker ein - in letzter Instanz dann aber wiederum durch eine Röhre gepuffert.

Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
Ausgesetzt: Die massigen Netztrafos hat Octave in ein separates Stromhäuschen ausgelagert, das man am besten so weit wegstellt, wie es das fest angebrachte Verbindungskabel erlaubt.
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Die Widerstands-Anpassung der MC-Inputs geschieht über Vierfach-DIP-Schalter, zu deren Betätigung man - ebenso wie zur Veränderung des Verstärkungsfaktors oder zum Aktivieren des Subsonic-Filters - den Deckel der Vorstufe abschrauben muss. Das mag etwas umständlich sein, macht aber auch Spaß angesichts der hervorragenden Fertigungsqualität, die den Besitzer unter der Haube erwartet.

Das fängt schon beim Deckel selbst an, der nicht von zweifelhaften Blechschrauben, sondern von richtigen Gewindeeinsätzen samt Inbusschrauben gehalten wird - die packen auch nach dem hundertsten Öffnen und Schließen noch wie am ersten Tag. Die Platinen sind durchweg mit feinstem Material bestückt, mit langlebigen Kondensatoren von Epcos, Wima und Vishay, erstklassigen Schaltern und Relais, sowie präzise ausgemessenen Röhren. Das Ganze findet sich verteilt in einem großzügigen, auf Servicefreundlichkeit bedachten Board-Layout und erinnert mehr schon an ein wissenschaftliches Kleinserien-Messgerät als an einen HiFi-Verstärker. Allemal eine Vorstufe, mit der man alt werden kann.

Phono-Vorverstärker Octave Phono Modul
Beim Frequenzgang war das Rumpelfilter eingeschaltet, was neben dem Tiefbassabfall auch eine minimale Anhebung im Oberbass bewirkt - ohne Subsonic verschwindet die Welle. Der Anstieg im Ultraschallbereich ist normal - Octave kompensiert den im Mastering zum Schutz des Schneidkopfs eingesetzten Hochfrequenzfilter, der nicht Teil der klassischen RIAA ist und dem Mess-Signal fehlt. Reale LPs entzerrt der Octave perfekt, zudem sehr rauscharm (-73dB) und nahezu klirrfrei.
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Bass, der erstaunt

Das Phono Modul ist auch eine Vorstufe mit der man alt werden will. Schon über den Festpegelausgang, an der gleichen Vorstufe, durch die auch die anderen Preamps spielen mussten, verblüffte der Octave mit einer Dynamik im Tieftonbereich, die schlicht einer anderen Dimension zu entstammen schien. Diese wie atomgetriebene Kraft war bei leisen, delikat produzierten Platten sogar noch auffälliger als bei Krawallstücken: Wenn am Anfang der zweiten Strophe von Daniel Lanois' "The Messenger" (auf dem Album "For The Beauty Of Wynona") die Bassdrum dezent loszufedern beginnt, dann ist das immer ein großer, fast heiliger Moment.

Via Octave wurde der Aha-Effekt zur Offenbarung - und zum Paradebeispiel für die nahezu genialen Produktions-Fähigkeiten des Kanadiers. Auf der anderen Seite des Frequenzspektrums bot der Octave eine Offenheit und Durchzeichnung, die ihm nur der Ayre ansatzweise nachmachte - bei direktem Endstufenanschluss zog die deutsche Vorstufe dann aber auch dem Amerikaner mit erschreckendem Schwung davon.

Octave Phono Modul

Octave Phono Modul
Hersteller Octave
Preis 5300.00 €
Wertung 130.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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