Samsung Nexus S im Test
Mehr zum Thema: SamsungDas neue Google-Phone Samsung Nexus S stellt seinen Vorgänger in allen Belangen in den Schatten, kann aber nicht restlos überzeugen.

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Der erste Versuch von Google, mit einem eigenen Android-Smartphone den Markt zu bereichern, ging mit dem Nexus One nach hinten los. Das von HTC gebaute Modell konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen und fand nur wenige Fans. Nun liegt mit dem Samsung Nexus S für stramme 579 Euro das zweite Goo...
Der erste Versuch von Google, mit einem eigenen Android-Smartphone den Markt zu bereichern, ging mit dem Nexus One nach hinten los. Das von HTC gebaute Modell konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen und fand nur wenige Fans. Nun liegt mit dem Samsung Nexus S für stramme 579 Euro das zweite Google-Phone in den Regalen der Händler - und diesmal soll alles besser werden.
Echte Eyecatcherqualitäten
Als neuer Hardware-Partner steht Samsung für das jüngste Google-Smartphone gerade, und hat sich offensichtlich ins Zeug gelegt: Bereits optisch weiß das Nexus S zu gefallen. So ist die Glasabdeckung des Touchscreens leicht konkav gebogen und schmiegt sich beim Telefonieren an die Wange des Nutzers.
Schutz vor unschönen Fingerabdrücken soll eine spezielle Beschichtung der Glasoberfläche bieten, was in der Praxis auch recht gut funktioniert. Dazu gesellt sich ein schlichtes, aber sehr wertiges Kunststoffgehäuse, das gut verarbeitet ist und angenehm in der Hand liegt.
Als Anzeige kommt beim Nexus S ein "Super Clear LC"-Display im 4-Zoll-Format zum Einsatz. Der berührungsempfindliche Touchscreen löst klassenüblich mit 480 x 800 Pixeln auf, beherrscht Multitouch und bringt sämtliche Inhalte knackig scharf zu Gesicht. Dank der Helligkeit von 459 cd/m2 lässt sich das Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch recht gut ablesen.
Allerdings sollte man nicht auf die automatische Helligkeitsregelung vertrauen: Ist diese im Einstellungsmenü unter dem Punkt "Display" aktiviert, fällt die Darstellung doch recht düster aus. Hier sollte der Nutzer selbst den besten Kompromiss aus Helligkeit und Stromverbrauch einstellen, denn die Automatik scheint auf eine möglichst hohe Akkulaufzeit konfiguriert zu sein.
Android pur in Version 2.3.3
Bei einem Google-Smartphone stellt sich die Frage nach dem Betriebssystem erst gar nicht, lediglich die Version interessiert. Beim Nexus S verrichtet Android in der aktuellsten Ausgabe 2.3.3 seinen Dienst - und während die Handybauer dem Betriebssystem üblicherweise mit einer eigenen Oberfläche ihren Stempel aufdrücken, ist Android hier ausnahmsweise in Reinkultur anzutreffen.
Diese kann sich durchaus sehen lassen. Der Homescreen bietet fünf Ebenen und lässt sich vom Nutzer mit allerlei Widgets, Ordnern und Programmverknüpfungen bestücken. Die Bedienung gelingt wie gewohnt intuitiv und sehr flott. Auch einen speziellen Automodus mit extra großen Icons beherrscht das Nexus S.
Zudem gefällt die Benutzeroberfläche mit schönen und sehr sanften Übergängen beim Wechsel zwischen den einzelnen Funktionen. Dazu passt auch die Darstellung des Hauptmenüs, das zwar recht unsortiert daherkommt und sich auch nicht vom Nutzer individualisieren lässt, dafür aber die einzelnen Icons elegant nach unten und oben wegklappt, was für schicke optische Eindrücke sorgt.
Eine nette Spielerei begleitet auch das Aktivieren der Displaysperre über die seitliche Taste: Hier zeigt der Screen einen horizontalen weißen Strich, der langsam verschwindet - so wie es früher beim Abschalten eines Röhrenfernsehers zu sehen war.
Hatte das Nexus One noch einen Trackball an Bord, begnügt sich das Nexus S mit der reinen Touchscreensteuerung. Geblieben sind die vier Sensortasten unterhalb des Displays, die ohne Verzögerung auf Berührungen reagieren - auch auf ungeplante. Allerdings fällt die Beleuchtung des Quartetts etwas mau aus; bei direkter Sonneneinstrahlung gerät die Bedienung zum Blindflug, sofern man die Reihenfolge der Sensortasten nicht verinnerlicht hat.
Tolle Hardware mit NFC
In Sachen Technik bietet das Samsung Nexus S das volle Programm: Der 1-GHz-Prozessor sorgt für standesgemäßes Multitasking und eine flotte Bediengeschwindigkeit. Der für den Nutzer verfügbare Speicher fällt mit insgesamt über 14 GB sehr üppig aus, lässt sich aber nicht erweitern. Zahlreiche Sensoren für Licht, Lage, Beschleunigung und Annäherung sorgen für die stets korrekte Ausrichtung.
Zudem hat das Nexus S als eines der ersten Smartphones einen NFC-Chip (Near Field Communication) eingebaut, mit dem sich in Zukunft bequem etwa Bahntickets bezahlen lassen. In Sachen Connectivity lässt das Google-Phone ebenfalls nichts anbrennen: HSPA, EDGE, N-WLAN inklusive Hotspot-Funktion sowie Bluetooth gehören in dieser Preisklasse ebenso zum guten Ton wie der A-GPS-Empfänger für kostenlose Google-Maps-Navigation.
Lücken bei den Features
Bei den restlichen Ausstattungsmerkmalen tun sich allerdings einige Lücken auf. So lässt sich das Nexus S nicht mit Outlook direkt über den Rechner synchronisieren. Der Versuch, das Google-Telefon wie andere Samsung-Smartphones mit Android über die Kies-Software der Koreaner abzugleichen, scheiterte.
Um ein Google-Mail-Konto kommt man Stand heute also nicht herum - was für Menschen, die sich ein Handy mit Google-Logo auf dem Rücken kaufen, kein Problem darstellen mag. Das muss man eben vorab mit sich klären. Zudem fehlen Clients für soziale Netzwerke ebenso wie ein Programm zum Anschauen und Bearbeiten von Office-Dokumenten, die man aber allesamt in der umfangreichen und oft kostenlosen App-Auswahl des Android Markets nachladen kann. Auch Internetsurfen macht mit dem schnellen Browser Spaß.
Der Musicplayer bietet die üblichen Standardfeatures, spielt aber nicht alle Formate ab. Auch Radiofans kommen beim Nexus S nicht auf ihre Kosten, denn einen UKW-Empfänger hat das Google-Phone nicht an Bord. Hier muss man bei Bedarf auf Sender ausweichen, die ihr Programm auch übers Internet streamen. Eine gute Figur gibt dagegen das mitgelieferte In-Ear-Headset ab, das mit kräftigem, bassstarkem Sound gefällt.
Mit der 5-Megapixel-Kamera lassen sich ordentliche Bilder schießen, jedoch ist die Auslöseverzögerung recht lang, was Schnappschüsse zur Glückssache macht; auch die maximale Videoauflösung kann mit nur 720 x 480 Pixeln nicht begeistern - wer auf die Kameraqualität großen Wert legt, ist hier falsch.
Keine Probleme im Labor
Beim Labortest ließ das Nexus S erst gar keine unangenehmen Fragen aufkommen: Die Ausdauerwerte liegen mit 30 Tagen Standby sowie fast fünf Stunden im Mischbetrieb auf absolutem Topniveau. Auch die Gesprächszeit von über zwölf Stunden im GSM- und knapp fünf Stunden im UMTS-Einsatz kann sich sehen lassen.
Als kleiner Schwachpunkt entpuppte sich lediglich die Sende- und Empfangsqualität: Während im UMTS-Betrieb alles im grünen Bereich liegt, fällt die Performance im GSM-Einsatz leicht ab - was im Alltag aber kaum spürbar sein dürfte.
Insgesamt ist das Nexus S ein gutes Smartphone, das angesichts der genannten Einschränkungen aber einen zu hohen Preis aufruft.
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