Testbericht
Samsung Wave S8500 im Test
Mit dem Wave S8500 und Bada ist Samsung ein großer Wurf gelungen - das Smartphone überzeugt auf ganzer Linie.
- Samsung Wave S8500 im Test
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- Wertung

Die Ankündigung von Samsung im Vorfeld des Mobile World Congress, ein eigenes offenes Betriebssystem zu starten, sorgte in der Branche erst mal für Verwunderung. Kein Wunder, schließlich sind mit Android, Symbian und Windows Mobile bereits drei frei verfügbare Optionen am Start, auf die Samsung auch für sein Produktportfolio zurückgreift.
Nichtsdestotrotz hinterließ Bada (Ozean), so der Name des koreanischen Neustarters, im Februar in Barcelona einen guten ersten Eindruck und sorgte so für hohes Interesse an der Eigenentwicklung.
Tolle Hardware zum fairen Preis
Nun ist mit dem Wave S8500 für 429 Euro das erste Bada-Smartphone verfügbar. Wie wichtig das UMTS-Modell mit Touchscreen für die Koreaner ist, zeigt sich beim näheren Hinsehen schnell: Hier hat Samsung schlicht und einfach alle Tugenden vereint, für die der akribisch arbeitende Hersteller bekannt ist.
Dies beginnt beim attraktiven und gefälligen Design, geht weiter über die hervorragende Anfassqualität des Metallgehäuses bis hin zur perfekten Verarbeitung des Smartphones. Hier wackelt und knarzt nichts und die wenigen Hardkeys, sieben Stück an der Zahl, sind ergonomisch angeordnet und somit gut bedienbar. Auch die technische Basis des Smartphones ist auf dem Stand der Zeit. So packt Samsung einen flinken und leistungsstarken 1-GHz- Prozessor in das Wave, der für eine verzögerungsfreie Bedienung sowie problemloses Multitasking sorgen soll.
Der interne Speicher ist zudem ähnlich wie bei PC-Festplatten in Partitionen unterteilt. Für Nachrichten und E-Mails stehen etwa 500 MB, für eigene Dateien rund 400 MB und für Anwendungen üppige 1 GB zur Verfügung - insgesamt kann der Besitzer circa 1,5 GB Speicher befüllen. Erweitern lässt sich dieser Platz wie üblich per MicroSD-Karte. Allerdings befindet sich der Slot ungünstig unterhalb des Akkus, der Kartenwechsel gestaltet sich also umständlich - doch oft nötig wird er nicht sein, denn das Wave kommt mit Karten bis 32 GB zurecht, die einen Austausch so gut wie überflüssig machen. So gerüstet braucht die Bada-Premiere keine Vergleiche mit den Platzhirschen im Smartphone-Markt zu scheuen, zumal das Samsung noch ein ganz besonderes Ass im Ärmel hat.
Display spielt in eigener Liga

Eines der absoluten Highlights des Wave ist das OLED-Display, dem Samsung den etwas sperrigen Namen Super-AMOLED verpasst hat und der eine Weiterentwicklung des hauseigenen AMOLED-Displays darstellt. Die kapazitive und multitouchfähige Anzeige - das Zoomen von Webseiten und Bildern klappt nach dem iPhone-Prinzip- kommt mit üppigen 3,3 Zoll daher und löst mit 480 x 800 Pixeln recht hoch auf.
Die technischen Werte füllen sich mit Leben, sobald der Blick auf das Display fällt. Denn was man hier zu sehen bekommt, ist phänomenal und stellt auch das im Vorfeld viel gerühmte Retina-Display des Apple iPhone 4 (Praxistest auf Seite 32) in den Schatten, das lediglich eine noch höhere Auflösung bietet. Dabei überzeugen die auf der Anzeige des Samsung Wave dargestellten Inhalte nicht nur mit knackiger Schärfe, hohem Schwarzwert und brillanten Farben, sondern auch mit einer tollen Bewegungsdarstellung, die ohne störende Nachzieheffekte daherkommt.
Dies ist besonders wichtig beim Betrachten von Actionfilmen oder Sportspielen - den beiden Königsdisziplinen von Displays. Ein weiterer Vorteil der Super-AMOLED-Anzeige ist das gutmütige Verhalten bei direkter Sonneneinstrahlung, bei der man den Screen trotzdem noch einigermaßen gut ablesen kann. Mit diesen hervorragenden Eigenschaften hat das Wave nicht nur das momentan beste Display an Bord, sondern setzt auch die Benutzeroberfläche des Smartphones gekonnt in Szene.
Top-Handling mit TouchWiz 3.0
Als Schnittstelle zwischen Mensch und Telefon kommt hier erstmals TouchWiz 3.0 zum Einsatz. Die Bada-Benutzeroberfläche basiert optisch im Groben auf der bekannten TouchWiz-2.0-Variante und ermöglicht eine sehr einfache und intuitive Bedienung. Das Hauptmenü wird über die zentrale Taste unter dem Displays aufgerufen und zeigt hübsche, eindeutige Icons, die zu den einzelnen Punkten führen.
Dank des Lagesensors lassen sich zahlreiche Funktionen auch im Querformat darstellen. Bietet das aufgerufene Programm zudem Optionen, werden diese auf einer Registerkarte dargestellt, die sich aus dem unteren Displaybereich nach oben klappen lässt. Dies sorgt für einen übersichtlichen und aufgeräumten Eindruck. Zudem bietet TouchWiz 3.0 über ein von oben nach unten ausklappbares Feld schnellen Zugriff auf WLAN, Bluetooth und die Stummschaltung des Wave.
Der Musicplayer, die E-Mail-Konten und Nachrichten werden ebenfalls aufgeführt. Ein langer Druck auf die zentrale Taste öffnet wiederum das Multitasking-Menü, von dem aus laufende Anwendungen direkt angewählt oder auch beendet werden können. Im Test gab es in puncto Bediengeschwindigkeit auch bei 15 gleichzeitig geöffneten Anwendungen keine Einschränkungen.
Individualisierung und Apps

Das Thema Individualisierung hat bei TouchWiz 3.0 einen hohen Stellenwert. So bietet das Wave bis zu zehn mit On- und Offline-Widgets bestückbare Standby-Ebenen, die als Punkte oben auf der Front dargestellt werden und sich so nicht nur per Fingerwisch, sondern auch direkt anwählen lassen. Zur Bestückung der Ebenen genügt es, den kleinen Widget-Button im linken oberen Bereich zu berühren, und schon erscheinen am unteren Bildrand die einzelnen Widgets.
Wird das Wave in diesem Modus quer gehalten, lassen sich die Ebenen erweitern, löschen oder neu anordnen. Auch das Hauptmenü kann man nach diesem Vorbild an die eigenen Wünsche anpassen. Hier gibt es ebenfalls bis zu zehn Ebenen mit insgesamt maximal 120 Programmeinträgen, was für die meisten Nutzer wohl mehr als genug sein dürfte.Befüllt wird das Hauptmenü über den "Samsung Apps"-Store, ein entsprechendes Icon findet sich auf der ersten Ebene im Hauptmenü.
Dort lässt sich von Business-Tools, Gadgets und Spielen bis hin zu E-Books - einen Reader hat das Wave ebenfalls an Bord - alles finden. Allerdings ist das Angebot bei Weitem noch nicht vergleichbar mit dem Apple- oder Android-Store. Dennoch wuchs das Portfolio während der Testphase von anfangs 100 auf etwa 350 Apps bei Testschluss. Die Akzeptanz für Bada bei den Entwicklern scheint also gegeben zu sein. Für den Abgleich mit dem PC sorgen ein beiliegendes Micro-USB-Kabel und die neue Software "Samsung Kies", die sich gratis herunterladen lässt und einen Formatwandler für Videos und weitere Funktionen beinhaltet. Allerdings werden nur Kontakte und der Kalender synchronisiert. Notizen und E-Mails bleiben vorerst außen vor.
Ausstattung? Komplett!

Beim Punkt Ausstattung bleiben keine Wünsche offen, denn das Samsung bringt so ziemlich alles mit, was gut und teuer ist. So kommt das Wave nicht nur mit Bluetooth 3.0, sondern beherrscht auch den n-Standard bei WLAN. Der GPS-Empfänger unterstützt A-GPS, und eine Navigationslösung mit einer Testlizenz ist ebenfalls vorinstalliert. Dank UMTS-Funktionalität lassen sich Daten, E-Mails oder Internetseiten schnell per HSDPA laden. Lediglich HSUPA für den schnellen Upload fehlt dem Wave.
Dafür überzeigt der HTML-Browser mit Tempo und Bedienkomfort. Zudem werden auf Wunsch die geöffneten Seiten zusammen übersichtlich dargestellt. Unter dem Menüpunkt "Social Hub" vereinigt das Wave alle E-Mail-, Messaging- und Social-Networking-Konten seines Besitzers. Der sehr gute E-Mail-Client sorgt zudem für Kontakt zu einem Exchange-Server. Ein dickes Lob verdient die exzellente virtuelle Qwertz-Tastatur, mit der sich Nachrichten flott tippen lassen.
Reichlich Unterhaltung an Bord

Auch als Entertainer machte das Wave im Test eine sehr gute Figur. Allen voran ist hier der tolle Musicplayer zu nennen, der für reichlich Spaß sorgt. So kommt der Musikus nicht nur mit toller Cover- sowie Flowanzeige, Klangregelung, Visualisierungen und Multicodec-Unterstützung, sondern auch mit einer Songerkennung. Speziell die verschiedenen Darstellungsoptionen begeistern. Der Sound über das mitgelieferte Headset geht in Ordnung, dank der 3,5-mm-Klinkenbuchse lässt sich das ganze klangliche Potenzial des Samsung aber auch mit einem hochwertigen Kopfhörer herauskitzeln.
Das lohnt sich, denn die Audiomesswerte attestieren dem Wave einen schnurgeraden Frequenzverlauf, einen Rauschabstand von 97 dB und mit 0,025% sehr niedrige Klirrwerte. Das UKW-Radio beherrscht die Komfortfunktion RDS, kann alsoSendernamen anzeigen oder auch automatisch zur Frequenz mit dem besseren Empfang wechseln.
Wer mag, kann das Radioprogramm auch aufzeichnen. Für den Spielspaß zwischendurch kommt das vorinstallierte Rennspiel Asphalt 5 zum Einsatz, das per Lagesensor gespielt wird und auf dem Top- Display einfach grandios aussieht. Freude macht auch der Umgang mit der 4,9-Megapixel-Kamera, die mit einem hellen Fotolicht, Autofokus sowie zahlreichen Einstellmöglichkeiten glänzt. Videos nimmt das Wave in HD mit 1280 x 720 Pixeln und 30 Bildern pro Sekunde auf.
Gute Leistungen im Labor
Konnte das Samsung Wave bisher auf ganzer Linie überzeugen, war der Tester gespannt, wie sich der Bada-Erstling im Labor schlagen würde. Ausgestattet mit einem starken Akku mit 1500 mAh absolvierte der Novize die Laufzeitmessungen souverän: Das Wave erreicht eine Standby-Zeit von bis zu 21 Tagen; auch die typische Ausdauer liegt mit 6:19 Stunden im grünen Bereich.
Richtig gut fallen zudem die Gesprächszeiten mit über zehn Stunden im GSM- und enorm starken 5:15 Stunden im UMTS-Betrieb aus. Dennoch sollte jedem Käufer bewusst sein, dass auch das Wave wie fast alle Smartphones bei intensiver Nutzung nach maximal zwei bis drei Tagen an die Steckdose muss. Auch die restlichen technischen Parameter überzeugen: Die Sende- und Empfangsqualitäten im GSM- und vor allem im UMTS-Betrieb liegen auf gutem Niveau. Dazu gesellt sich eine gut verständliche und rauscharme Akustik, die vor allem in Senderichtung überzeugen kann.
Gelungener Einstand
Mit dem Wave S8500 hat Samsung ein starkes Smartphone geschaffen. Hier stimmt von der Haptik über die Ausstattung bis hin zum Handling einfach alles. Der einzige echte Schwachpunkt gegenüber Apples iPhone und den zahlreichen Android-Smartphones ist der noch zu spärlich bestückte App-Store. Doch hier ist es wohl nur eine Frage der Zeit und vor allem weiterer Bada-Geräte, bis in diesem Punkt Abhilfe geschaffen wird. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung.Weitere Themen: Samsung - Alle Smartphones-Test im Überblick Alle Handy/Smartphone Tests