Testbericht
Sony Ericsson Vivaz pro im Test
Zur HD-Kamera eine vollwertige Tastatur: Den Videospezialisten Vivaz gibt's jetzt auch für Vielschreiber.
- Sony Ericsson Vivaz pro im Test
- Datenblatt
- Wertung

Das Vivaz, seit April auf dem Markt, bietet in einem kompakten Gehäuse eine umfangreiche Ausstattung inklusive Kamera, die Videos in HD-Auflösung dreht. Das Ganze gibt es jetzt als Pro-Version nicht mehr ganz so kompakt je zwei Millimeter länger und dicker, dafür aber mit einer vierzeiligen Schreibmaschinen-Tastatur.
Die kommt zum Vorschein, wenn man das Sony Ericsson Vivaz pro quer zur Hand nimmt und aufschiebt. Ein Federmechanismus bringt die beiden Gehäuseteile mit Schwung in Position, der Slider macht dabei einen stabilen Eindruck. Bei geschlossenem Gerät lassen sich die beiden Teile ein wenig gegeneinander bewegen. Bei der Bedienung stört das nicht weiter, allerdings wirkt das in Kunststoff gehüllte Vivaz pro auch nicht besonders edel.
Tastatur für Vieltipper

Die Tastatur ist wie gesagt auf vier Zeilen verteilt, die Tasten selbst sind groß beschriftet, das Türkis für Ziffern und Sonderzeichen hebt sich gut von der sonst weißen Beschriftung ab und eine helle Beleuchtung sorgt für sicheres Tippen auch im Dunkeln. Die Drücker sind spürbar voneinander abgesetzt, ganz leicht erhöht und reagieren mit einem gleichmäßigen, wenn auch sehr sanften Druckpunkt. Ziffern, Umlaute wie "ä" und "ü" sowie Sonderzeichen sind über eine Tastenkombination erreichbar.
Punkt und Komma finden sich an gewohnter Stelle, und für ein schnelles Umstellen der Eingabesprache gibt es eine eigene Taste. Zudem ist rechts unten eine Vier-Wege-Navigation integriert, die zusammen mit der Return-Taste auch zum Driften durchs Menü genutzt werden kann. Gerade wer beim Scrollen durch lange Menülisten häufig danebengreift, wird die Mechanik zu schätzen wissen.
Beim Display des Sony Ericsson Vivaz pro hat sich gegenüber den "normalen" Vivaz nichts geändert: Die 3,2-Zoll-Anzeige fällt nicht besonders groß aus, bietet aber eine hohe Auflösung (360 x 640 Pixel). So können Fotos und Filme brillant dargestellt werden, allerdings missbraucht Sony Ericsson die winzigen Pixel an manchen Stellen und piesackt die Nutzeraugen mit sehr kleinen Schriften.
S60-Oberfläche mit Tücken

Durch die Tastatur klappen nicht nur Texteingaben deutlich komfortabler als auf der virtuellen Tastatur, die beim Vivaz genügen muss. Wie bereits angedeutet, profitiert auch die Bedienung: Denn das Symbian-Betriebssystem, das hier mit der von Nokia bekannten S60-Oberfläche zum Einsatz kommt, ist nicht optimal an Touchscreens angepasst - an vielen Stellen muss durch lange Optionsmenüs gescrollt werden.
Zweites Handicap: Da die Anzeige des Sony Ericsson Vivaz pro nicht auf bloße Berührung, sondern erst auf leichten Druck reagiert, klappt das Scrollen nicht so elegant wie mit einem berührungsempfindlichen Touchscreen. Verwendet man stattdessen den Navigations-Key der Tastatur für den Gang durchs Menü, hat man mehr Kontrolle. Auch stolpert man nicht über die Ungereimtheit, dass in den Untermenüs zwei Klicks auf den Touchscreen nötig sind, um einen Eintrag erst auszuwählen und dann aufzurufen.
Arbeitet man mit der Navigationstaste, verschiebt sich die Markierung beim Scrollen ohnehin von Menüpunkt zu Menüpunkt, sodass ein Klick auf die Enter-Taste reicht, um den gewünschten Punkt zu öffnen - auch auf diese reagiert das Sony Ericsson Vivaz pro immer zuverlässig.
Dennoch: Wer ein einfach zu bedienendes Smartphone sucht, ist mit einem iPhone oder Android-Gerät, wie es Sony Ericsson im X10 und X10 mini auch anbietet, besser bedient. Die Stärken von Symbian liegen in einer wirklich umfassenden Grundausstattung und einer guten Vernetzung der verschiedenen Funktionen untereinander.
Ein Foto aus der Kamera lässt sich beispielsweise nicht nur per MMS, E-Mail oder Bluetooth versenden sowie gleich ins Internet hochladen, etwa zu Flickr, Fotos können sogar direkt mit dem Vivaz pro bearbeitet werden. Und während iPhone und Android-Modelle für einen einfachen Medienkonsum optimiert sind, bietet Symbian beim Erstellen von eigenen Inhalten - von Videos bis zu einfachen Notizen - deutlich mehr Möglichkeiten.

Sony Ericsson packt zudem einen gelungenen Music- und Videoplayer aufs Vivaz pro, dazu eine Fotogalerie, die die Aufnahmen aus der Kamera auch als Diashow abspielt. Bei der Kamera hat der Hersteller übrigens im Vergleich zum Vivaz etwas abgespeckt: Statt einer 8- bietet das Pro eine 5-Megapixel-Kamera, wobei das nicht unbedingt ein Nachteil ist. Im Test zeigte die Bildqualität keine großen Unterschiede. An der Videofunktion mit HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel) hat sich nichts geändert. Die reagiert auch hier flott auf sich ändernde Lichtverhältnisse und liefert einen guten Ton. Bei schwachem Licht werden die Aufnahmen aber schnell verrauscht.
Wie beim X10 mini hat sich Sony Ericsson auch hier von eigenen Lösungen wie dem Memory Stick oder speziellen Anschlüssen fürs Ladekabel verabschiedet. Unserem Testgerät lag eine 8-GB-MicroSD-Karte bei, die unter dem Akkudeckel steckt, aber auch bei laufendem Betrieb gewechselt werden kann. Fürs Lade- und Datenkabel gibt's einen Micro-USB-Anschluss und fürs Headset eine Buchse für 3,5-mm-Klinkenstecker. Einziger Schwachpunkt: Da das Gehäuse oben und unten spitz zuläuft, ist die Headset-Buchse etwas ungünstig an der Seite platziert.
Fast ein Business-Begleiter

Dank der Tastatur lassen sich die vorinstallierten Business-Anwendungen deutlich bequemer nutzen als beim Vivaz ohne pro. Für die Anbindung an einen Exchange-Server ist RoadSync vorinstalliert, mit QuickOffice kann man Office-Dokumente betrachten. Für rund 15 Euro lässt sich die Vollversion freischalten, mit der sich Dokumente auch bearbeiten lassen. So geht das Sony Ericsson Vivaz pro durchaus als Business-Smartphone durch.
Für schnellen Datenempfang sorgen WLAN und HSPA (maximal 7,2 Mbit/s beim Empfang, 2 Mbit/s beim Versand von Daten). Wer das Gerät als Navi einsetzen will, kann dies mit der vorinstallierten Software Wisepilot 30 Tage kostenlos testen. Natürlich lässt sich der Funktionsumfang mit Zusatzsoftware erweitern, allerdings fehlt für Symbian ein zentraler Software-Shop: Nokias Ovi-Store ist mit dem Vivaz pro nicht erreichbar, Sony Ericsson springt zwar mit seinem Portal Play now in die Bresche, allerdings finden sich dort deutlich weniger Apps als im Android Market oder in Apples App Store. Dafür lassen sich auch Anwendungen aus beliebigen Quellen entweder über den Browser oder durch Übertragung vom PC problemlos installieren.
Gute Ausdauer, guter Empfang
Mit den Laborleistungen empfiehlt sich das Sony Ericsson Vivaz pro ebenfalls für den professionellen Einsatz: Rund 5 Stunden und 40 Minuten am Stück kann man mit dem Smartphone herumspielen, bevor der Akku schlappmacht. Damit liegt das Sony Ericsson Vivaz pro gut im Schnitt, die Sende- und Empfangsqualität ist sogar überdurchschnittlich - egal in welchem Netz. Der Klang beim Telefonieren ist gut, der Lautsprecher zum Freisprechen tönt deutlich kräftiger als beim Schwestermodell.
Wer mit der etwas umständlichen Bedienung leben kann, bekommt im Vivaz pro ein mächtig ausgestattetes Smartphone mit guter Videokamera, das als kompaktes Businessgerät gute Diensten leisten kann, auch wenn es optisch eher verspielt daherkommt.