Testbericht

Testbericht: DVD-Receiver von T+A

11.5.2009 von Redaktion connect und Andreas Günther

Der anspruchsvollste Berg der Welt trägt keinen Namen, sondern ein Kürzel. Auch T+A will mit dem K2 das Besondere wagen: Schönheit, Kraft und audiophile Werte in einemmaximal komprimierten Gehäuse.

ca. 5:25 Min
Testbericht
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© Archiv

Der Mount Everest ist ein Prolet - verglichen mit dem K2. Das allwissende Web-Lexikon Wikipedia belehrt uns: Der K2 im Himalaya ist mit 8611 Metern der zweithöchste Berg der Erde - "er gilt unter Bergsteigern als weit anspruchsvoller als der Mount Everest, wenn nicht sogar als der schwierigste aller 14 Achttausender". Wir dürfen sicher sein: Auch T+A-Chef Siegfried Amft war sich des mythischen Rufs des K2 bewusst. Wenn er also seinen Neuling mit dem gleichen Kürzel tauft, geht es um nichts weniger als um eine Extrembesteigung unter Todesgefahr.

Was macht den echten K2 so gefährlich? Nicht jeder, der den Gipfel erklommen hatte, fand auch wieder lebendig ins Tal zurück. Der All-in-One-Schönling aus Ostwestfalen ist genauso gefährlich: Wer ihn erlebt, könnte für alle Zeit dem Konzept der audiophilen Einzelkomponenten entsagen. Also regelrecht abstürzen. In eine Welt, in der keine Berge aufgetürmt werden. Warum den Wohnraum mit einem DVD-Player, einem CD-Player, mit fünf Endstufen, einem Tuner und einer Multikanal-Vorstufe verschandeln? Warum Multikanal und Stereo in getrennten Käfigen halten? Not least: In der Ausbaustufe K2 M bringt der neue T+A einen potenten, integrierten Netzwerkplayer mit - bei bescheidenen 500 Euro Aufschlag zum Grundpreis von 3000 Euro.

AUDIO durfte eben diesen K2 M weltweit zuerst anfassen und erlauschen. Exklusiv hat uns T+A den neuen Alles-unter-einer-Haube-Künstler zum Test überantwortet. Eine Ehre, eine Freude - aber auch eine clevere Provokation. Vielleicht kommen auch wir nicht mehr emotional unbeschadet von diesem Gipfel ins Tal des bekannten High-End herab.

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Schweres Marschgepäck: Das Hauptgewicht (in Kilo) macht im K2 ein wuchtiger Ringkerntrafo hinter dem Display aus. Gleich dahinter: das audiophile Schwergewicht - fünf Schaltendstufen in doppeltem MOSFET. Gut zu sehen: die Filterdrosseln vor den Lautsprecherklemmen.
© J.Winkler

Die Gefahr ist groß. Schon beim Auspacken muss man dem Design, der perfekten Verarbeitung des K2 verfallen. So bauen Ingenieure mit deutschen Wurzeln. Entschlackt, keine Taste zu viel, keine Taste, auf die man verzichten könnte. "Schönheit ist das Weglassen von Überflüssigem", raunte einst der große Michelangelo.

Dieser feinen Kargheit steht auf der Rückseite eine riesenhafte Vielfalt entgegen. Tatsächlich muss man annehmen, dass die Form des K2 von eben dieser Rückwand vorgegeben wurde, auf der die Techniker alle Anschlüsse unterbringen mussten. Besonders dominant fallen gleich fünf großformatige Lautsprecherklemmen auf. Beherbergt der K2 also einen kompletten Fuhrpark an Endstufen für 5.1-Heimkinoklang? Theoretisch ja, praktisch nein.

Jetzt wird es konzeptionell spannend: Während sich beispielsweise der K6 im T+A-Katalog klar als Heimkino-Stratege verkauft, ist der K2 für eine andere Welt geschaffen. T+A sieht ihn als Schalt- und Kraftzentrale für das moderne Wohnzimmer. In dem fünf Lautsprecher nichts mehr zu suchen haben. Der Trend tickt eindeutig gegen Rear-Boxen. Der K2 widmet seine fünf Endstufen also um. Drei Kanäle bedienen eine Stereo-Front plus Center. Alle Raumeffekte werden virtuell erzaubert. Die verbleibenden zwei Endstufen bedienen auf Wunsch einen zweiten Hörraum. Oder, noch verlockender für die Stereo-Fraktion: Die Lautsprecherklemmen A und B werden vereint zum Bi-Amping.

Die ganz, ganz tiefe Botschaft des K2: Multikanal befindet sich auf dem absteigenden Ast, DSP, die digitale Signalverarbeitung, löst viele Probleme, und Stereo bleibt das Maß aller Dinge. Was aber noch keine Antworten auf dem größeren Kriegsschauplatz gibt: Bild oder Klang? T+A diskutiert nicht über dieses dümmliche Entweder-oder, sondern findet die gehobene Koexistenz. Natürlich wird hinter dem DVD-Laufwerk ein State-of-the-Art-Grafikwandler mit 1080p-Upscaling verbaut, natürlich werden Audio-Signale per Wolfson-Chip bei 24 Bit und 192 Kilohertz gesättigt. Das entspricht dem Premiumgedanken der Company und ist für T+A relativ einfach umzusetzen - man muss "nur" die Firmenschatulle öffnen und die entsprechenden Chips auf dem globalen Technikbasar einkaufen. Weit teurer, aber auch authentischer ist die T+A-Eigenentwicklung im Umgang mit dem Signal und seiner Kraftaufbereitung. T+A verpflanzt in den K2 das hauseigene "Power Plant"-Konzept. Die Schaltendstufen aus der E-Serie werden hier komprimiert. Das offizielle Versprechen: "Auch größere, leistungshungrige Lautsprecher" dürfen angeschlossen werden, selbst "die Beschallung großer Räume stellt kein Problem dar".

Das lässt sich das AUDIO-Team nicht zweimal sagen. Nach einem kurzen Durchlauf mit Standlautsprechern um 4000 Euro und einem eher überschaubaren Wohnraum-Kubikmeter-Verdrängungsverhältnis greifen wir zum gro-

ßen Gedeck und schieben zwei KEF Reference 207 in den Hörraum, mannshoch, echte Wirbelsäulen- und Endstufen-Brecher, 20000 Euro schwer. Wir haben schon so manche Power-Amps an diesen Lautsprechern gerade in der Bass-präzision versumpfen hören - der K2 nimmt die Herausforderungen sportiv, geradezu aufreizend lässig. Man hört eben nicht diese Beliebigkeit eines angedickten Oberbasses, sondern echten Punch in der Tiefe.

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Maximales Multimedia-Aufgebot: Der K2 nimmt nahezu jede Quelle des aktuellen Medienzeitalters entgegen - inklusive iPod (steuerbar). In der "M"-Version kommen Netzwerk-Streams, Internetradio und USB-Speicher als Musikquellen dazu.
© J.Winkler

Dass diese Kraft aus einem All-in-One-Gehäuse kommt, wirkt wie ein Zauber. Den man beim ersten Hören nicht versteht, nicht als Techniker, nicht als Tester, nicht als Käufer. Hier möchte man sich wie beim Bergmassiv des K2 einem Mythos hingeben. Doch Recherche und Nachhaken ist besser: T+A holt die Kraft aus fünf Leistungstreibern, Schaltendstufen mit Doppel-MOSFET-Transistoren, gestützt von einem wirklich mächtigen Netzteil (das entscheidende Pfund an den 12 Kilo Lebendgewicht des K2). Die pure Macht an sich ist eindrucksvoll, aber nur Teil einer Seilschaft. Den zweiten Part übernimmt ein von T+A entwickeltes Signalmanagement. So kann der Neubesitzer die versammelte Endstufenkraft auch definiert an die Position seiner Lautsprecher anpassen.

Drei Basiseinstellungen sind wählbar: für freistehende Lautsprecher, Boxen an der Wand oder in einer Raumecke. Was hyper-problematische Räume zwar nicht komplett ausblenden kann, aber ein simples, gutes Mittel für lösungsorientierte Käufer darstellt: Ich will weder mein Wohnzimmer umbauen, noch neue Lautsprecher kaufen - der K2 soll das Beste aus den Gegebenheiten herausholen und dennoch audiophile Ehrlichkeit mitbringen. Wenn es nur um diesen Kernpunkt geht, so sagen wir mit all unserer Hörerfahrung: Keinem vergleichbaren Produkt auf dem Weltmarkt gelingt dies besser als dem neuen K2. Ein grundehrlicher, kraftvoller, sinniger, potentieller Superseller.

Der mit seinen Möglichkeiten auch den Spieltrieb weckt. Wir wollen natürlich auch seine Bi-Amping-Potenz erleben. Also zwei weitere Lautsprecherkabel durch den Raum stricken, die Brücken an den Lautsprechern entfernen und auf das Display des K2 schauen: Der neue T+A "blickt" um sich, er erkennt per Last, dass ein zweites Paar Lautsprecher angeschlossen ist, erst jetzt bietet er in seinem Menü "LS B" als Option an. Sehr schlau gelöst - auch in der emotionalen Gratwanderung, bei der ein Käufer nicht gegängelt, aber doch sanft an die Hand genommen wird.

Klarer Tipp: Der Besitzer sollte die Bi-Amping-Option für seinen Hörraum erforschen. Das unterstützt zum einen die darbenden Hersteller von Lautsprecherkabeln, vor allem aber legt der K2 in seiner Präzision nochmals zu - nicht im Bass, sondern in den Feininformationen des Mittel/Hochton-Bereichs. Eben erst hat Leonard Cohen wieder den Weg aus dem Kloster in die Welt gefunden, eindrucksvoll dokumentiert in einem Live-Mitschnitt aus London (DVD-Rezension: 5/09). In der Bi-Amping-Schaltung erhält die Bassstimme des Altmeisters (74 reiche Lebensjahre) deutlich mehr Informationen, das Metallische hinter dem Sanften. Wer ganz genau in die Tiefe der Abmischung vordringt, wird zudem bemerken, dass die Live-Atmosphäre, die Zurufe der Fans an Tempo, an räumlicher Präzision gewinnen.

Die vielleicht tiefste Überraschung: T+A kämpft gegen das eigene Image an. Irgendwann in den frühen 1990er Jahren muss das Missverständnis entstanden sein, dass der Klang des physikgetriebenen Unternehmens eine gewisse Kargheit, eine elegante Kühle ausstrahle. Auch so ein Mythos, mit fragwürdiger Basis. Tatsächlich outet sich der K2 als "warmer", fast befremdlich harmonischer Klangproduzent. Im Zweifel domestiziert er allzu harsche Informationen; der elegante Oberbass, die tiefe Mitte sind das Maß, auf dem der K2 sein Klangideal aufbaut. Charme vor Schärfe.

T+A K2 M

T+A K2 M
Hersteller T+A
Preis 3500.00 €
Testverfahren 1.0

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