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iPhone 4S, Galaxy S3 und Lumia 900 im Ausdauervergleich

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Apple iPhone 4S, Samsung Galaxy S3, Nokia Lumia 900: Welches Smartphone hält am längsten durch? Das Messverfahren von P3 communications zeigt, wo jeder Kandidat seine Schwächen hat.

Autor: Bernd Theiss • 10.9.2012 • ca. 4:35 Min

Nokia Lumia 900
Nokia Lumia 900
© Archiv

Neben dem Funk-Interface mit GSM, UMTS und WLAN saugen immer größere Displays, leistungsfähigere Mehrkernprozessoren und immer neue Anwendungen am Elektronenreservoir des Smartphones, man denke nur an Augmented Reality und Spracherkennungen wie Siri. Gründe genug, sich einmal näher mit dem Them...

Neben dem Funk-Interface mit GSM, UMTS und WLAN saugen immer größere Displays, leistungsfähigere Mehrkernprozessoren und immer neue Anwendungen am Elektronenreservoir des Smartphones, man denke nur an Augmented Reality und Spracherkennungen wie Siri. Gründe genug, sich einmal näher mit dem Thema Ausdauer zu beschäftigen. Das haben die Messtechnikspezialisten des connect-Netztestpartners P3 communications in Zusammenarbeit mit einem großen amerikanischen Netzbetreiber getan.

Die Testkandidaten: iPhone 4S, Galaxy S3 und Lumia 900

connect hat sich das Verfahren vorführen lassen und durfte drei interessante Smartphones in den Ausdauertest schicken. Die Mobiltelefone repräsentieren unterschiedliche Betriebssysteme auf höchstem Niveau: das Apple iPhone 4S geht als Vertreter von iOS ins Rennen, das Nokia Lumia 900 startet für Windows Phone, das Samsung Galaxy S3 legt sich für Android ins Zeug.

Das Messverfahren: 5000 Messwerte pro Sekunde

Der Messaufbau von P3 communications besteht aus handelsüblichen Messgeräten und einem Notebook mit Software zur Aufzeichnung von bis zu 5000 Messwerten pro Sekunde. So viele Werte sind wegen der durch das Energiemanagement verursachten schnellen Schwankungen im Versorgungsstrom nötig. Das ist übrigens typisch für Smartphones mit gutem Energiemanagement: Wann immer es geht, werden nicht benötigte Funktionsblöcke deaktiviert.

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Doch unter welchen Bedingungen die Strommessungen stattfinden sollen, ist die schwierige Frage. Bei Handys war das noch ganz einfach: Mit Messungen bei Gesprächen und im Ruhezustand ließen sich die beiden für die Ausdauer wesentlichen Betriebsbedingungen erfassen.

Beim Smartphone hingegen fordern neben der Datenübertragung auch der Prozessor Energie. Hinzu kommt das Display, das deutlich länger beleuchtet ist als beim Handy. Auch schnelle Bildwechsel saugen am Akku, etwa beim Laden von Webseiten, beim Programmwechsel und bei der Videodarstellung, um drei Beispiele zu nennen.

Energieverbrauch
Energieverbrauch im Vergleich
© connect

Sechs Nutzungsszenarien: Von Telefonaten bis Youtube

Folglich haben die Ingenieure von P3 communications sechs typische Nutzungsszenarien entwickelt. Telefonieren und Standby gehören natürlich weiter dazu. Doch auch der Gebrauch des mobilen Internets wird erfasst. Über eine Internetsession mit festgelegtem Ablauf wird eine mittlere Auslastung von Übertragungsverbindung, Prozessor und Display-Ansteuerung simuliert, wobei als Daten-Interface Mobilfunk und WLAN in getrennten Sitzungen dienen. Auch Youtube wird getrennt ausprobiert, weil dieses Portal mit seinen dauerhaften Datenstreams und schnellen Bildwechseln ganz andere Anforderungen stellt als das eher statische Browsen.

Samsung Galaxy S3
Samsung Galaxy S3
© Hersteller

Samsung Galaxy S3: Niedriger Stromverbrauch bei Youtube

Da in vielen Prozessoren zusätzliche, für die Video-Wiedergabe optimierte Grafikeinheiten implementiert sind, muss diese anspruchsvolle Aufgabe noch nicht einmal den Verbrauch in die Höhe schrauben. Er kann sogar zurückgehen, wie der Vergleich zwischen Browsing und Youtube im 3G-Netz beim Samsung Galaxy S3 zeigt.

Zu erkennen ist in zudem, dass das Nokia Lumia 900 in fast allen Fällen am meisten Strom zieht. Nur beim WLAN-Einsatz, egal ob Browsing oder Streaming gönnt sich das Galaxy S3 mehr. Das deutet auf ein schlechtes Energie-Management des Galaxy S3 bei WLAN hin, denn auch hier kann über verschiedene Ruhemodi in Übertragungspausen viel Energie gespart werden. Das gelingt in der Regel sogar deutlich besser als beim 3G-Mobilfunk (UMTS), wie das iPhone und das Lumia 900 im Vergleich zwischen 3G und WLAN bei sonst gleicher Nutzung zeigen.

iPhone 4S im Praxistest
iPhone 4S
© connect

Apple iPhone 4S: Das kleine Display senkt den Verbrauch

Wer glaubt, das Apple iPhone 4S habe das beste Energiemanagement, sollte sich die Unterschiede in der Displaygröße zum Samsung vor Augen halten. Beim vom Display unbeeinflussten Telefonieren ist das Samsung Galaxy S3 deutlich genügsamer als das iPhone 4S. Interessant ist hier auch zu sehen, dass die Nutzung eines Bluetooth-Headsets kaum Einfluss auf den Verbrauch nimmt. Die Zeiten, in denen Bluetooth-Nutzer deutlich öfter eine Steckdose ansteuern mussten, sind also vorbei.

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Fünf Nutzunsprofile: Vom Business-User bis zur Oma

Um aus den Verbrauchsmessungen bei verschiedenen Nutzungsszenarien zu relevanten Aussagen über die tatsächliche Ausdauer zu kommen, haben die Spezialisten von P3 communications fünf verschiedene Profile postuliert und festgelegt, wie groß der jeweilige Anteil einzelner Anwendungsszenarien an der Gesamtnutzung ist.

Die über diese Profile aus den Messwerten errechnete typische Ausdauer versteht sich als aus Standby-Zeit und aktiver Nutzzeit zusammengesetztem Wert. Diese Ausdauer liegt damit deutlich höher als die typische Ausdauer, die connect anhand seiner Messungen berechnet und die keine Ruhephasen einschließt.

Interessant zu beobachten ist, dass etwa das Samsung Galaxy S3 zwar in fast allen Betriebsarten deutlich mehr Strom aufnimmt als etwa das Apple iPhone 4S, aber trotzdem länger durchhält. Schließlich kompensiert das Samsung seinen erhöhten Energiehunger mit einem klar größeren Akku. Besonders die Profil-Oma profitiert vom großen Akku, da sie fast nur telefoniert, was wenig Strom verbraucht.

Fazit: connect-Messungen bestätigt

Die Studien von P3 communications kommen im Vergleich zu den einfacheren und mit nur einem Profil arbeitenden Ausdauermessungen von connect zu vergleichbaren Relationen. Sie können aber noch detaillierter zeigen, wo einzelne Smartphones überdurchschnittlich gute oder schlechte Verbrauchswerte liefern und welchen Einfluss Änderungen an Hard- oder Software darauf haben.

Platz 3: Nokia Lumia 900

Mit größerem 4,3-Zoll-OLED-Display geht beim Lumia 900 auch ein höherer Energieverbrauch einher als beim iPhone 4S mit 3,5-Zoll-TFT-Anzeige. Am größten sind die Unterschiede bei Datenübertragung über das 3G-Netzwerk. Bei WLAN kann das Lumia 800 wahrscheinlich durch besseres Energiemanagement etwas Boden auf das iPhone beim Verbrauch gutmachen, beim Telefonieren durch Verzicht auf das große Display. Doch -letztlich führt auch der etwas größere Akku im Nokia in keinem Profil zu einem Achtungserfolg

Platz 2: Apple iPhone 4S

Die schnellen Bildwechsel von Videos scheint das iPhone 4S besonders effektiv zu bearbeiten, schließlich verbraucht es beim vermeintlich anspruchsvolleren Streaming weniger Strom als in der Browser-Session. Das kompensiert beinahe den vergleichsweise kleinen Akku. Der ist der Hauptgrund dafür, dass das mit in offensichtlich allen Bereichen gutem Energiemanagement versehene iPhone in der Ausdauer außer beim Data-at-home-Profil immer hinter dem Galaxy S III -landet. Das Nokia Lumia 900 hält es dafür sicher auf Abstand.

Platz 1: Samsung Galaxy S3

Ein großer Akku und das bis auf bei der WLAN-Nutzung gute Energiemanagement zeigen, was für ein ausdauerndes Smartphone notwendig ist. Beim Galaxy S III fließt bei Browser-Nutzung etwas mehr Strom als beim Streaming, insgesamt sind die Werte angesichts des großen 4,8-Zoll-OLED-Displays immer noch niedrig. Das bestätigt sich beim Telefonieren, wo das Samsung mit Abstand am wenigsten verbraucht. Kein Wunder, dass es in allen Profilen außer beim WLAN-fixierten Data-at-home klarer Ausdauer-Champ ist.

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