Smarte Gadgets für Kinder
Smartes Kinderspielzeug im Test
Wir haben die digitale Spielzeugkiste geöffnet und smarte Produkte für Kinder unter die Lupe genommen. Für fast jede Altersklasse hält der Markt Gadgets und Apps bereit – zu Recht?
- Smartes Kinderspielzeug im Test
- Urbanhello Remi, Amazon Fire HD 10 Kids Pro und Edurino im Test
- Playbrush Smart Sonic, Xplora X6 Play & Ravensburger Scotland Yard Masters im Test
- Lern-App Anton und ZDF Tivi im Test

Es scheiden sich die Geister: Sollen die Kleinen den Umgang mit smarten Produkten schon früh lernen, oder ist es doch besser, sie so lange wie möglich aus der digitalen Welt fernzuhalten? Die Antwort darauf müssen sicherlich alle Eltern für sich selbst finden. Wir haben einen Blick darauf geworfen, welche kindgerechten Gadgets der Markt bietet und ob sie halten, was sie versprechen.
Die meisten Kinder-Gadgets, die uns im Test begegnet sind, setzen auf die Vorgehensweise „Ohne Fleiß, kein Preis“. Das bedeutet, es müssen erst Lern-Aufgaben absolviert, Schritte gesammelt oder Lese-Übungen durchgeführt werden, bevor die Kleinen Spiele, Serien oder Hörbücher konsumieren dürfen. Die erzieherischen Maßnahmen übernimmt die App. Praktisch – so gibt es keine Diskussion.
Doch nicht nur beim Lernen oder der Bewegung sollen smarte Gadgets die Kinder und Eltern unterstützen – auch beim Einschlafen oder dem Zähneputzen naht die App als Supernanny.
Smarte Gadgets für frische Mamas und Papas
Schon von Geburt an stehen Eltern diverse App-gesteuerte Produkte zur Verfügung, die das Leben mit Baby einfacher, sicherer und noch schöner machen sollen.
Der Klassiker ist hier wohl das Babyphone, das per App steuerbar ist. Es braucht also keine zweite Einheit, die die Eltern mit sich herumtragen, wie es bei klassischen Babyphones der Fall ist. Das Smartphone ist mit der Wi-Fi-Kamera im Kinderzimmer gekoppelt und gibt via App Bescheid, wenn das Kind weint oder nach den Eltern ruft. Der Vorteil ist dabei selbstverständlich die Reichweite – denn wenn die Kommunikation zum Smartphone via Wi-Fi funktioniert, ist es theoretisch überall möglich, die Videos vom Babyphone einzusehen – das kann hilfreich sein, wenn zum Beispiel die heimische Terrasse nicht mehr im Empfangsbereich klassischer Lösungen liegt.
Doch hier ist natürlich noch lange nicht Schluss mit den vernetzten Gadgets für die ganz Kleinen. So bietet der Hersteller Owlet zum Beispiel smarte Socken, die die Sauerstoffversorgung und die Herzfrequenz des schlafenden Nachwuchses messen und via App an die Eltern weitergeben. Weichen die Messwerte von der Norm ab, gibt es eine Push-Nachricht auf das Smartphone.

Das Thema Schlaf ist zwangsläufig generell ein viel besprochenes unter Eltern – besonders mit Babys im Haus. Spezielle Schlaftrainer möchten das verbreitete Übel des schlechten Schlafs ebenfalls smart angehen.
Maxi Cosi hat beispielsweise ein App-gesteuertes Nachtlicht im Portfolio, das die Kinder mit Musik und abnehmender Helligkeit beim Wegschlummern begleiten will. Der Schlafassistent Lumalu von Fisher-Price spielt nicht nur smarte Wiegenlieder für erholsame Nächte. Er hängt in Form einer Wolke im Kinderzimmer und führt die Kids durch ihre Zubettgeh-Rituale. Zähneputzen, Gutenachtgeschichte und Co. werden dann abgehakt. Mit Musik, passendem Licht und natürlich App-Unterstützung soll es dann ohne Umwege ins Land der Träume gehen.
Ein ähnliches Konzept verfolgt der Schlaftrainer Remi von Urbanhello aus Frankreich. Er soll Kinder von der Geburt an bis ins Alter von 10 Jahren durch die gemütliche Bettruhe führen. Dazu vereint er die Funktionen eines Babyphones, eines Nachtlichts und einer Uhr mit einer Schlafanalyse und verschiedenen Audio-Features zum Einschlafen. Remis Funktionsvielfalt ist wirklich groß, nach der Inbetriebnahme informiert er die Eltern in regelmäßigen Newslettern über all seine Möglichkeiten. Obgleich es sicher sehr individuell ist, ob den Kindern Geräusche, Lieder, Lichter oder Assistenten dabei helfen einzuschlafen oder ob die Mimik von Remi die Kids überzeugt sonntagmorgens um 6 Uhr doch noch im Bett zu verweilen, so haben solche smarten Kinder-Gadgets durchaus ihre Berechtigung – und wenn sie nur ein liebgewonnener Kumpane auf dem Nachttisch sind, der den Kids ein bisschen Sicherheit im dunklen Zimmer gibt.
Tablet Nutzung für Kinder - das können Eltern tun
"Mama/Papa, kann ich ans Tablet?" Diese Frage kennen Eltern älterer Kinder wohl nur zu gut. „Ja, aber nicht so lange und nur, wenn ich dabei bin.“ Denn auch, wenn wir die Kids nicht aus der digitalen Welt verbannen können und das natürlich auch nicht wollen, so ist sie uneingeschränkt sicher kein Ort, an dem sich Kinder allein oder stundenlang aufhalten sollten. Nicht auszudenken, was die dunklen Winkel des Internets anrichten könnten. Darum gilt es, die ersten Schritte bestmöglich zu begleiten und die Benutzung des Tablets für alle Beteiligten zu einer sicheren Sache zu machen. Dafür gibt es glücklicherweise gleich mehrere Möglichkeiten.
Während bei den Amazon Fire HD Kids-Tablets bereits alles für den altersgerechten und auch begrenzten Umgang mit dem Tablet vorbereitet ist, gibt es auch die Möglichkeit, das Tablet (oder auch Smartphone) der Eltern kindersicher zu machen. Dazu gibt es unter anderem bei den Technologie-Riesen Google, Apple und Amazon eigene Lösungen. Darunter Google Family Link, Apples Bildschirmzeit oder die Amazon Kids+ App. Einige der Apps bieten, neben dem Datenschutz und begrenzten Zugängen, auch speziellen Kinder-Content an.
Das Zähneputzen smart und spielerisch beibringen
Ein gut gemeinter Hinweis, der oft auf taube Kinderohren stößt. Denn meist gehört Zähneputzen nicht gerade zu den Lieblingstätigkeiten. Es ranken sich viele ermutigende Lieder und Spiele um die Notwendigkeit und den Spaß gewissenhafter Zahnpflege – mit mehr oder weniger Erfolg. Und auch dafür gibt es eine smartere Lösung: Elektrische Zahnbürsten, die sich per App mit dem Smartphone verbinden, begegnen uns auch im erwachsenen Mundraum. Doch die Kinder-Editionen dieser dentalen Helfer verfolgen einen anderen Ansatz. Mit ihnen soll das Zähneputzen Spaß machen – und dabei sollen Spiele helfen.
So bietet Philips mit der Sonicare for Kids eine elektrische Schallzahnbürste mit Bluetooth. Diese will den Kindern mit einem interaktiven Putztrainer spielerisch dabei helfen, besser und länger zu putzen. Die Playbrush Smart Sonic hat ebenfalls einen Zahnputz-Coach in der App. Zudem bietet sie zahlreiche Spiele, die den Kids sicher Spaß machen. Beim dentalen Jump-and-Run-Abenteuer war das Zähneputzen allerdings schnell vergessen.

Was kann eine Smartwatch für Kinder?
Ein eigenes Smartphone ist schon ein großer Schritt, der gut überlegt sein möchte. Da könnte eine Smartwatch eine gute Lösung für den kleinen Einstieg in die smarte Welt sein. Das dachte sich auch Xplora. Dieses Unternehmen hat sich auf Kinder-Smartwatches spezialisiert und ist damit noch in relativ spärlicher Gesellschaft. Vergleichbar sind das Kindermodell von Garmin – die Garmin Bounce – und die Kids-Wearables von TCL. Der Funktionsumfang ist bei allen Modellen ähnlich: Die meisten haben einen Tracker, mit dem man die Kids orten kann, eine Kamera und einen Notfall-Knopf. Zudem ist es möglich, Text- oder Sprachnachrichten zu versenden.
Mit den Kinder-Smartwatches von Xplora und TCL kann der Nachwuchs sogar telefonieren. In vielen Modellen sind die Schrittzähler außerdem an Belohnungssysteme geknüpft, die die kleinen Nutzer zu mehr Bewegung animieren sollen. Wichtig ist auch der Schulmodus, der dafür sorgt, dass im Unterricht Sendepause auf den Smartwatches herrscht. Obwohl die Auswahl an Wearables, die speziell für Kinder designt sind, überschaubar ist, so ist es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die smarten Handgelenke auf dem Pausenhof mehren und die großen Hersteller mit entsprechenden Lösungen nachziehen werden.

Brettspiele mit App-Erweiterung
Eine Partie Mühle? Klar, schnell die Steine verteilt, das Spielbrett aufgeklappt und schon geht es los. Manchmal ist gar nicht mehr nötig, um eine gute Zeit mit den Kids zu verbringen. Doch mehr und mehr Spielehersteller bieten zu den Brettspielen auch passende Apps an. Die Siedler von Catan, das beliebte Quiz Alleswisser oder Interaction gibt es mit smartem Bonusmaterial. Dabei ist es unterschiedlich, ob sich die Spiele auch ohne Tablet und Smartphone spielen lassen oder ob sie für den Spielspaß nötig sind.
Im ersten Moment mögen die Applikationen wie ein überflüssiger Zusatz erscheinen. Doch sie können die Spiele wirklich toll ergänzen, wie es Ravensburgers Scotland Yard Masters mit App bewiesen hat. Dabei kommen nicht nur die Kleinen auf ihre Kosten – auch für erwachsene Spielbegeisterte bringen die Apps ein ganz neues Spielgefühl auf den Tisch. In eine ganz ähnliche Richtung gehen die Edurino Lernspiele, die die analogen Figürchen in die digitale Welt übertragen.
Wenn schon, denn schon – sinnvolle Apps für Kids
Wenn wir die Kleinen schon mit Bildschirmzeit belohnen – und uns gleichzeitig mit Freizeit – dann sollten wir wenigstens dafür sorgen, dass die Kinder dabei gut unterhalten sind und im besten Fall noch etwas lernen. Zahlreiche Apps machen sich also den Bildungsauftrag zu eigen – neben der Anton-App gibt es da zum Beispiel den Seemann Fiete, der sich für Mathe begeistert oder natürlich die Maus, die nicht nur in der Sendung mit der Maus, sondern auch in der App lehrreiche Inhalte vermittelt. Eigentlich gibt es kaum noch einen Kindheitshelden, der nicht mit einer eigenen Smartphone-Anwendung aus dem Appstore winkt – von Pippi Langstrumpf über Janosch bis hin zum Kikaninchen.
Neben den Spielen sind auch die Streaming-Apps und Mediatheken heiß begehrt und sorgen auf Tablet und Co. regelmäßig für leuchtende Kinderaugen. Natürlich gibt es auch für diesen Bedarf verschiedenste Möglichkeiten, die ihn kindgerecht decken. Neben der vorgestellten App ZDF Tivi gibt es zum Beispiel Youtube in einer speziellen Kids-Variante. Sie beinhaltet ausschließlich Kinder-Content und zaubert Serien, Filme, Videos und Lieder aus der Spielzeugkiste. Damit soll eben auch sichergestellt werden, dass den kleinen Zuschauern keine verstörenden oder jugendgefährdenden Inhalte angezeigt werden.
Die Welt der vernetzten Kinder-Gadgets und Apps, die auf die junge Zielgruppe abgestimmt ist, ist unglaublich groß. Von tollen Lernspielen über motivierende Gadgets oder smarte Gefährten, die beim Einschlafen helfen, bis hin zu App-Katzen, die alles nachplappern und den Eltern vielleicht den letzten Nerv rauben. In der digitalen Welt für Kinder gibt es kaum etwas, das es nicht gibt.
Die Aspekte der Sicherheit und der Balance sind hier wohl entscheidend. Wann der passende Zeitpunkt gekommen ist, den Nachwuchs an Tablet, Smartwatch und Co. heranzuführen und ob das jeweilige Produkt oder der gebotene Inhalt das Richtige für das eigene Kind ist, wissen die Eltern am besten. Es lohnt aber in jedem Fall, sich vorab mit den verschiedenen Angeboten auseinanderzusetzen, um den Kids einen positiven Start in die smarte Welt zu ermöglichen, die sie zweifellos ein ganzes Leben lang begleiten wird.