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Mobilfunkstandard

Messungen in Österreich, Deutschland und Schweiz

Autor: Bernd Theiss • 3.12.2019 • ca. 3:35 Min

Inhalt
  1. 5G-Netze: Erste Messungen im neuen Mobilfunkstandard
  2. Messungen in Österreich, Deutschland und Schweiz
  3. Generationenkonflikt

Messungen in ÖsterreichIn Österreich war nur ein eingeschränkter Blick möglich, da 5G noch nicht in allen Netzen kommerziell verfügbar ist. In Absprache mit den Netzbetreibern galt es, neben den vorgegebenen Standorten in Alpbach bei der A1 Telekom, Linz bei Drei und Klausen Leopoldsdorf bei Ma...

Messungen in Österreich

In Österreich war nur ein eingeschränkter Blick möglich, da 5G noch nicht in allen Netzen kommerziell verfügbar ist. In Absprache mit den Netzbetreibern galt es, neben den vorgegebenen Standorten in Alpbach bei der A1 Telekom, Linz bei Drei und Klausen Leopoldsdorf bei Magenta noch weitere Besonderheiten zu berücksichtigen.

So verwendeten wir statt des üblichen umlaut-Benchmark-Setups nur einfache Smartphones mit Speedtest-Apps. Dabei kamen für A1 die bereits erwähnten Samsung S10 5G zum Einsatz und für Magenta Huawei Mate 20X 5G, während Drei das ZTE Axon 10 Pro 5G als bevorzugtes Endgerät ins Rennen schickte.

In den Messungen trumpfte 5G mit Downlink-Geschwindigkeiten zwischen 500 und 1100 Mbit/s auf. Das ist im Schnitt fünfmal schneller, als es die Smartphones bei 4G-Vergleichsmessungen waren und auch deutlich schneller als das, was man gemeinhin aus dem Festnetz gewohnt ist.

Auch wenn man bedenken muss, dass sich die Ressourcen im LTE-Netz auf mehr Nutzer verteilen, ist das ein ordentlicher Geschwindigkeitsvorteil für 5G.

Messungen in Deutschland

In Deutschland konnten die umlaut-Netztester schon tiefer in die Materie einsteigen. Mit dem auf Samsung S10 5G umgebauten umlaut-Messwagen fuhr ein Team je drei empfohlene Standorte pro Netzbetreiber an. Diese lagen bei der Telekom in Berlin, Köln und Darmstadt, während Vodafone Orte in Ratingen, Düsseldorf und Offenbach am Main empfahl. Telefónica ist – wie es aussieht erfolgreich – dabei, sein LTE-Netz zu optimieren und nahm am 5G-Vergleich nicht Teil.

Beim über alle Messungen gemittelten Durchsatz ging 5G mit mehr als der dreifachen Geschwindigkeit von LTE aus dem Rennen hervor, erneut eine bemerkenswerte Leistungssteigerung. Der Unterschied schrumpfte beim Vergleich des maximalen Durchsatzes. Hier lag die jüngste Mobilfunkgeneration mit 695 Mbit/s nicht mehr ganz so weit vor LTE, das seine 401 Mbit/s auch dem – besonders in unausgelasteten Netzen – sehr effektiven Carrier Aggregation genannten Bündeln mehrerer Frequenzbänder verdankt.

Interessant ist, dass der neue Mobilfunkstandard beim Upload LTE noch etwas hinterherhinkt. Das liegt beim bisherigen Ausbaustand auch daran, dass bei Non-Standalone-5G immer auch eine 4G-Verbindung nötig ist, die die 5G-Datentransfers steuert. Im Moment finden nach Auskunft eines Telekom-Spezialisten die Transfers nur im Download über 5G statt. Uploads laufen weiter über 4G, aber mit erhöhtem Protokoll-Overhead. Mit Einführung von 5G für den Upload und mehr noch mit Standalone-5G, das keine LTE-Verbindung mehr braucht, dürften sich auch beim Hochladen von Daten die Geschwindigkeitsverhältnisse deutlich drehen.


Messungen in der Schweiz

In der im Mobilfunk-Europa vorauseilenden Schweiz gingen wir aufs Ganze. Parallel zum Netztest schickten wir ein weiteres mit Samsung Galaxy S10 5G bestücktes Fahrzeug los.

Dieses fuhr die für den Netztest vorgegebene Route nach, wobei der Abstand zwischen 5G- und 4G-Messfahrzeugen jederzeit so groß war, dass eines nicht die Übertragungen des anderen beeinflusste. So erfolgten die Messungen im 5G-Musterland nach connect-Netztest-Standards.

In diesem reklamiert Swisscom den kommerziellen 5G-Einstieg mit acht Städten für den 17. April 2019. Sunrise bekundet bereits am 30. März 2019, 152 Orte mit 5G abgedeckt zu haben.

Von den Messungen lagen bei Sunrise bereits 4,8% komplett im 5G-Netz, bei der Swisscom waren es mit 0,43% spürbar weniger. Berücksichtigt man auch Messungen mit 5G-Anteil, so lagen die Anteile mit 7,1% zu 6,5% näher beisammen. Der Vorsprung von Sunrise erstaunt umso mehr, als der Betreiber den Ausbau zunächst als Festnetz-Ersatz auf die Dörfer konzentriert, während der Netztest bevölkerungsreiche Städte bevorzugt, um repräsentativ zu sein.

Bemerkenswert sind die erzielten Geschwindigkeiten, besonders beim erwartbaren Mindestdurchsatz („90% schneller als“) im Download. Dabei zeigt Sunrise eine um den Faktor 10 gesteigerte Geschwindigkeit und ist in den langsamsten 10% schneller als mancher DSL-Anschluss in Deutschland im Maximum.

Auch die Mindestgeschwindigkeit bei Swisscom ist mit 5G um den Faktor 5 schneller, obwohl sie schon bei 4G im DACH-Gebiet das Maß der Dinge markiert. Sunrise zeigt auch im Upload ein Geschwindigkeitsplus bei minimal reduzierter Zuverlässigkeit von 5G gegenüber LTE. Bei der Swisscom ist der gleiche bremsende Effekt wie in Deutschland zu sehen.

Zwischenstand bei 5G

Dies ist nur ein Zwischenstand, des in der Schweiz durch wieder aufflammende Proteste der Mobilfunkgegner etwas gebremsten Ausbaus. Der nimmt weiter Fahrt auf, zumal die Swisscom plant, über Dynamic Spectrum Sharing (DSS) gegen Jahresende per Software-Update Teile des LTE-Spektrums nach Bedarf für 5G freizugeben. Dann könnte, DSS-fähige Phones vorausgesetzt, schnell die ganze Schweiz mit 5G versorgt sein.

Sunrise beobachtet diese Technik intensiv und baut einstweilen weiter auf konventionellem Wege aus. Bei Beendigung diese Artikels am 20.11, sollen es 331 Gemeinden gewesen sein, und täglich werden es mehr.​

Das ist auch gut so, denn bald kommen umlaut und connect wieder in die Schweiz, um ein komplettes 5G-Netz zu messen. Und auch in Deutschland schauen wir gespannt auf die weitere Entwicklung. 

Alles zum connect Mobilfunk-Netztest 2020 finden Sie unter: