Telefónica: Interview mit Valentina Daiber
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Interview mit Valentina Daiber Vorständin Recht und Corporate Affairs bei Telefónica Germany„Jetzt kommt es vor allem darauf an, dass uns keine unnötigen Bremsklötze in den Weg gelegt werden. Eine erneute Frequenzauktion wäre ein solcher.“...
Interview mit Valentina Daiber
Vorständin Recht und Corporate Affairs bei Telefónica Germany
„Jetzt kommt es vor allem darauf an, dass uns keine unnötigen Bremsklötze in den Weg gelegt werden. Eine erneute Frequenzauktion wäre ein solcher.“

Bei Telefónica Deutschland stimmt nicht nur die Bilanz, auch die Netzabdeckung steigt. Inzwischen versorgen Sie über 80 Prozent der Bevölkerung mit 5G. Dennoch warten etliche ländliche Regionen immer noch auf eine adäquate Versorgung, obwohl der Regulierer Sie und Ihre Mitbewerber zum Ausbau bis Ende 2022 verpflichtet hat. Woran hapert es?
Zunächst einmal, wir haben die Auflagen des Regulierers erfüllt, soweit es rechtlich und tatsächlich möglich war. Bei der wichtigsten Vorgabe, Haushalte mit 100 Mbit/s zu versorgen, haben wir sie sogar teilweise übererfüllt. Bei besseren Rahmenbedingungen, etwa schnelleren Genehmigungsverfahren, wäre aber noch mehr möglich gewesen. Wir haben zum Beispiel die finale Liste der weißen Flecken als Teil der Versorgungsauflage erst anderthalb Jahre vor Fristende bekommen. Im ländlichen Raum braucht es aber im Schnitt drei Jahre, um einen neuen Mobilfunkmasten aufzustellen. Das weiß die Bundesnetzagentur auch. Trotzdem versorgen wir inzwischen 93 Prozent der Gesamtfläche dieser weißen Flecken mit 100 Mbit/s. Dafür nutzen wir auch umliegende Mobilfunkstationen.
Mit der UMTS-Abschaltung forcieren alle drei Netzbetreiber den Ausbau via LTE und 5G. Gemäß der „Gigabitstrategie“ des Bundes soll bis 2030 überall ein schnelles Glasfaser- und 5G-Netz stehen. Helfen Ihnen die Förderprogramme der Bundesregierung, eine flächendeckende Breitbandversorgung wirtschaftlich zu realisieren?
Förderprogramme ergänzen gut den eigenwirtschaftlichen Mobilfunkausbau. Oft lassen sich nur so unbesiedelte und abgelegene Regionen wirtschaftlich sinnvoll mit Breitband versorgen. Noch wichtiger sind bundesweit schnellere Baugenehmigungsverfahren. Hier plädieren wir für die Genehmigungsfiktionen. Bearbeitet eine Behörde einen Bauantrag nicht innerhalb von drei Monaten, sollten wir auf eigenes Risiko mit dem Bau neuer Standorte beginnen können. Bekommen wir im Nachhinein keine Genehmigung, bauen wir auf eigene Kosten zurück. Das Risiko ist gering, es handelt sich in der Regel um standardisierte Funkmasten, die wir bereits seit Jahrzehnten zu Tausenden bauen. Daher dürften wir in mehr als 99 Prozent der Fälle die Genehmigung nachträglich erhalten.
Die USA und asiatische Länder wie Südkorea, China und Japan liegen beim 5G-Ausbau weit vor Europa. Wie wollen Sie als großer europäischer TK-Konzern gleichziehen?
Wir haben in Deutschland mit die besten Netze weltweit. Wir rollen den 5G-Standard, der von zentraler Bedeutung für die Digitalisierung unseres Landes ist, doppelt so schnell aus wie den Vorgänger 4G. Unser O2-Netz versorgt bereits 80 Prozent der Menschen mit 5G, bis Ende 2025 sollen es alle sein. Jetzt kommt es vor allem darauf an, dass uns keine unnötigen Bremsklötze in den Weg gelegt werden. Eine erneute Frequenzauktion wäre ein solcher Bremsklotz. Wir Mobilfunknetzbetreiber mussten bisher mehr als 65 Milliarden Euro für Frequenznutzungsrechte ausgeben. Hätten wir wenigstens einen Teil davon in die Netzversorgung investieren können, würden wir heute nicht mehr über Funklöcher sprechen. Alle 2025 auslaufenden Nutzungsrechte von Frequenzen sollten daher verlängert werden. Das ist aus unserer Sicht der richtige Weg, um weiter Versorgungssicherheit und ein hohes Tempo beim Netzausbau zu garantieren.
Zur Refinanzierung Ihrer Investitionen brauchen Sie Kunden, die für die hohe Netzqualität mehr bezahlen. Entsprechend haben Sie kürzlich die Preise erhöht. Fürchten Sie angesichts der hohen Inflation, dass Kunden zu günstigeren Anbietern wechseln?
Unsere Geschäftszahlen für das erste Quartal zeigen, dass sich unser Wachstum noch einmal beschleunigt hat. Digitale Dienste gehören inzwischen zur Grundversorgung der Menschen, und wir bieten ihnen dafür eine Kombination aus sehr guter Mobilfunkversorgung, attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis und sehr gutem Service. Daher ist trotz Inflation die Nachfrage nach unseren Produkten ungebrochen hoch.
Sind weitere spürbare Preissteigerungen, wie wir sie etwa bei Lebensmitteln sehen, auch seitens der Mobilfunker zu befürchten?
Anders als bei Lebensmitteln gibt es bei unseren Produkten keine einfachen Preiserhöhungen. Wir bieten deutlich mehr Leistung für einen fairen Aufpreis von umgerechnet wenigen Cent pro Tag. Dafür erhalten Neukundinnen und Neukunden bei O2 zum Beispiel höhere Geschwindigkeiten und das „Grow“-Versprechen. Ihr Mobilfunktarif wächst mit, um bis zu 10 Gigabyte pro Jahr.
5G wurde als Wachstumstreiber für die Industrie propagiert. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
In unserem Geschäftskundenangebot gewinnen 5G-Campusnetze, SD-WAN-Vernetzung, Cloud-Dienste, IoT und Cybersicherheit an Bedeutung. Inzwischen haben wir zahlreiche 5G-Campusnetze für Unternehmen unterschiedlicher Branchen errichtet, etwa für die Prinzhorn Group, einen der führenden Papier- und Verpackungshersteller Europas, oder die Leipziger Helios-Kliniken. Das Geschäft mit 5G-Lösungen gewinnt zunehmend an Dynamik.