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Interview mit Srini GopalanVorstandsmitglied Deutschland und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH...
Interview mit Srini Gopalan
Vorstandsmitglied Deutschland und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH

„Ich appelliere an alle, bei denen Glasfaser verlegt wird: Schließen Sie jetzt Ihre Häuser auch an. Dann sparen Sie die Anschlusskosten. Und die Immobilie ist zukunftsfest.“
Die Telekom hat laut eigener Aussage „Deutschlands größtes und bestes Netz“. Die Zahlen sind beeindruckend: So liegt die Netzabdeckung mit 5G bereits bei 95 Prozent der Bevölkerung, auch beim Glasfaserausbau schreiten Sie am schnellsten voran. Dennoch warten etliche ländliche Regionen immer noch auf eine adäquate Netzversorgung, obwohl der Regulierer Sie und Ihre Mitbewerber zum Ausbau bis Ende 2022 verpflichtet hat. Woran hapert es?
Seit der jüngsten Auktion haben wir über 5000 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb genommen und fast 1500 weiße Flecken geschlossen. Damit stemmen wir den größten Anteil bei der Versorgung Deutschlands. 99 Prozent der Bevölkerung haben wir mit LTE mit mindestens 100 Mbit/s versorgt. Damit erfüllen wir Vorgaben der Bundesnetzagentur; in vielen Punkten übertreffen wir sie sogar. Es gibt nur wenige Standorte, die wir bisher noch nicht bauen konnten.
Sind wir stolz auf diese Leistung? Ja. Sind wir zufrieden? Nein. Wir haben intern einige Prozesse angepasst, damit wir besser werden. Und wir werden kreativ. In Überlingen suchen wir jetzt per Plakat Standorte für den Mobilfunk, damit wir auch dort unseren Auftrag erfüllen können. Leider ist es gelegentlich so, dass zwar alle flächendeckenden Mobilfunk wollen, aber lieber keinen Mast in der Nähe. Und gibt es endlich einen Standort, kommen Themen wie der Denkmalschutz oder der Naturschutz dazwischen. Dann muss man wieder Sonderlösungen finden. Und Genehmigungen dauern auch oft lange. Darum sind gerade die letzten Prozent der Versorgung besonders schwer. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben das beste Netz. Und es wird noch besser.
Beim Glasfaserausbau kommt unser Motor ins Laufen. 13 000 Menschen arbeiten dafür; 1000 zusätzliche Stellen haben wir geschaffen. Dieses Jahr wollen wir drei Millionen neue Haushalte ausbauen. Noch besser ginge es, wenn wir nicht jedes Mal Tiefbau anwenden müssten, sondern auch mal nur zehn Zentimeter unter den Gehweg legen könnten. Und auch beim Glasfaserausbau werden wir und unsere Wettbewerber durch lange Genehmigungsverfahren gebremst. Drei bis sechs Genehmigungen im Schnitt pro Straße. Dennoch appelliere ich an alle, bei denen Glasfaser verlegt wird: Schließen Sie jetzt Ihre Häuser auch an. Dann sparen Sie die Anschlusskosten. Und die Immobilie ist zukunftsfest, was die Versorgung mit Breitband und Diensten wie TV angeht.
Mit der UMTS-Abschaltung forcieren alle drei Netzbetreiber den Ausbau via LTE und 5G. Gemäß der „Gigabitstrategie“ des Bundes soll bis 2030 überall ein schnelles Glasfaser- und 5G-Netz stehen. Helfen Ihnen die Förderprogramme der Bundesregierung, eine flächendeckende Breitbandversorgung wirtschaftlich zu realisieren?
Förderung ist vor allem ein Thema beim Festnetz. Und unser Ausbau steht auf drei Säulen: eigenwirtschaftlicher Ausbau, Ausbau in Partnerschaften und zu einem kleinen Teil geförderter Ausbau. Die Politik weiß, dass sie sich auf die Telekom verlassen kann. Wir investieren langfristig. Mit der Gigabitförderung 2.0 gibt es nun grundsätzlich die von der Branche geforderte Priorisierung auf die wirklich förderbedürftigen Gebiete. So kommen wir zu einem schnellen flächendeckenden Glasfaserausbau in den Kommunen.
Die USA und asiatische Länder wie Südkorea, China und Japan liegen beim 5G-Ausbau weit vor Europa. Wie wollen Sie als einer der größten europäischen TK-Konzerne hier gleichziehen?
Wir haben keine andere Mobilfunktechnologie so schnell ausgerollt wie 5G. Und das deutsche 5G-Netz der Telekom ist besser als die Netze in Japan und sogar in den USA, wo übrigens die T-Mobile die Nase vorn hat. Die connect selbst hat uns ja die Note „überragend“ gegeben. Aber es gibt auch Länder, die weiter sind. Südkorea zum Beispiel hat viel früher angefangen. Wichtig ist: Wir bauen unser Netz für die Kundinnen und Kunden. Die sollen ein gutes Erlebnis haben. Und daran lassen wir uns messen.
Ländervergleiche sind Ansporn und Orientierung. Aber nicht immer sinnvoll. In Südkorea leben 50 Prozent der Bevölkerung in und um Seoul. In der Metropolregion Berlin leben nur sieben Prozent der Bevölkerung Deutschlands. Aber natürlich sind Ballungsräume einfacher zu versorgen. 30 Prozent Deutschlands bestehen aus Wald. Da ist die Sache nicht trivial – siehe Naturschutz. Und so könnten wir jetzt diverse Länder durchdeklinieren. Man muss also immer den Rahmen mitdenken. Und man sollte diesen Rahmen so gestalten, dass Unternehmen, die selbst investieren und selbst ausbauen, dafür auch die notwendigen Spielräume haben.
Sie investieren Milliarden in den Netzausbau. Zur Refinanzierung brauchen Sie jede Menge Kunden, die bereit sind, für die hohe Netzqualität mehr zu bezahlen. Fürchten Sie angesichts der hohen Inflation, dass Kunden zu günstigeren Anbietern wechseln?
Die Mobilfunkpreise sind in den vergangenen Jahren insgesamt gesunken. Bei uns gab es also das Gegenteil von Inflation. Trotz immer mehr Investitionen. Das ist unternehmerisch herausfordernd, aber die ,teure Telekom‘ ist ein Mythos. Wir haben das beste Netz, den besten Service und hervorragende Tarife für alle Kundinnen und Kunden. Wer unter 28 ist, nutzt unsere Young-Tarife. Wer Festnetz und Mobilfunk von uns bekommt, nutzt den MagentaEins-Vorteil. Und mit den neuen Plus-Karten ist die gesamte Familie mit einem Vertrag perfekt ausgestattet. Wir wachsen. Übrigens auch mit unserer Zweitmarke Congstar für die, die noch stärker auf den Preis achten.
Sind spürbare Preissteigerungen, wie wir sie etwa bei Lebensmitteln sehen, auch seitens der Mobilfunker zu befürchten?
Der Mobilfunk ist kein Preistreiber. Wir haben erst im vergangenen Jahr mit unseren neuen MagentaMobil-Plus-Karten massiv die Preise gesenkt. Die Zusatzkarten lassen sich zu jedem Hauptvertrag hinzubuchen. Die erste Zusatzkarte kostet 19,95 Euro, jede weitere Karte nur 9,95 Euro. Die Zusatzkarten haben den gleichen Leistungsumfang wie die gebuchte Hauptkarte. Je größer also die ‚Community‘ ist, desto günstiger wird es für alle. Mit diesem Angebot haben wir in der Branche für Aufsehen gesorgt. Sie sehen: Telekom-Kundin oder -Kunde zu sein, ist nicht teuer.
5G wurde bislang als der Wachstumstreiber für die Industrie propagiert. Ist das auch beim Mittelstand angekommen, oder müssen Sie hier noch Aufklärungsarbeit leisten? Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des neuen Geschäftsfelds?
Zunächst einmal halte ich es nach wie vor für einen Fehler, dass man bei der 5G-Auktion einen großen Teil der Frequenzen für Industrieunternehmen reserviert hat. Die waren gar nicht Teil der Auktion. Aber gerade 5G bietet ja die Möglichkeit des sogenannten Network-Slicing.
Mit dieser Technik hätte man in Fabriken Teilnetze für die Industrie 4.0 problemlos realisieren können; eigene Frequenzen waren unnötig. Jetzt liegt ein großer Teil dieser 5G-Frequenzen für einen Großteil der Republik schlichtweg brach. Und die Auktion wurde viel teurer, weil die Frequenzen knapper waren.
Wir machen nun das Beste daraus. Unternehmen bieten wir an, für sie sogenannte Campusnetze zu errichten und zu betreiben. Maschinen können so drahtlos miteinander kommunizieren, Daten werden ausgetauscht und in Echtzeit analysiert. Die Nachfrage steigt. Der Maschinenhersteller Arburg zum Beispiel will mit unserem 5G-Campusnetz seine Produktionsprozesse effizienter gestalten.
Mit MagentaTV hat die Telekom eine eigene IPTV-Plattform etabliert, die neben Fernsehen auch Video-on-Demand und sogar eigene Serienproduktionen anbietet. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung, und was steht hier zukünftig auf der Agenda?
Unsere Philosophie ist die des Inhalte-Aggregators. Über MagentaTV bekommen die Kundinnen und Kunden alle Inhalte. Sei es aus dem linearen TV, den Mediatheken, Video-on-Demand wie Videoload oder Streaminganbietern wir RTL+, Disney+, Netflix oder Amazon. Manche dieser Anbieter sind sogar inkludiert, oder man bekommt sie bei uns billiger. Das ist schon mal ein starkes Argument. Ebenso wie die Tatsache, dass wir komplett auf HD und immer stärker auch 4K oder UHD setzen, siehe die vergangene Fußballweltmeisterschaft. Im Bereich Serien setzen wir stärker auf Lizenztitel, in anderen Bereichen auf Eigenproduktionen. Erfolgreich ist zum Beispiel die Reihe „Herr Raue reist“ mit Tim Raue, auch unsere Talkformate mit Johannes B. Kerner oder Verona Pooth sind beliebt. Sie sehen, die Angebotspalette ist breit.