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Branche: Netzausbau

Vodafone: Interview mit Tanja Richter

Mehr zum Thema: Deutsche Telekom Vodafone

Autor: Josefine Milosevic • 5.6.2023 • ca. 3:10 Min

Interview mit Tanja RichterGeschäftsführerin und Network Director bei Vodafone Deutschland„Wir haben zuletzt viele Maßnahmen ergriffen, mit denen wir unser Festnetz noch robuster, stabiler und leistungsstärker machen.“ ...

Interview mit Tanja Richter

Geschäftsführerin und Network Director bei Vodafone Deutschland

„Wir haben zuletzt viele Maßnahmen ergriffen, mit denen wir unser Festnetz noch robuster, stabiler und leistungsstärker machen.“

Vodafone: Interview mit Tanja Richter
Vodafone: Interview mit Tanja Richter - Geschäftsführerin und Network Director bei Vodafone Deutschland
© Vodafone

Vodafone hat laut eigener Aussage das 5G-Zeitalter hierzulande eingeläutet und beeilt sich mit dem Ausbau: Die 5G-Abdeckung liegt bereits bei 80 Prozent der Bevölkerung, auch schalten Sie immer mehr 5G-Stand-alone-Standorte frei. Dennoch warten etliche ländliche Regionen immer noch auf eine adäquate Breitbandversorgung, obwohl der Regulierer den Ausbau bis Ende 2022 forderte. Woran hapert es?

Bei den letzten Prozentpunkten auf der Abdeckungskarte gestaltet sich der Ausbau für alle Netzbetreiber schwierig. Herausfordernd ist vor allem der Netzausbau entlang von Hauptverkehrswegen, weil hier die Zusammenarbeit mit Verkehrsinfrastruktur-Betreibern, lokaler Politik und Grundstücksbesitzern stets optimal funktionieren muss. Abseits der Verkehrswege ist vor allem die Dauer von Standortsuche und Genehmigungsverfahren eine Herausforderung. Dennoch machen wir große Fortschritte, reduzieren die Zahl der Funklöcher jeden Tag. Die Ausbauziele der Bundesnetzagentur zum 31.12.2022 haben wir erfüllt, sofern uns das rechtlich und faktisch möglich war. Beim 5G-Ausbau sind wir sogar schneller als geplant unterwegs.

Gemäß der „Gigabitstrategie“ des Bundes soll bis 2030 überall ein schnelles Glasfaser- und 5G-Netz stehen. Helfen Ihnen die Förderprogramme der Bundesregierung, eine flächendeckende Breitbandversorgung wirtschaftlich zu realisieren?

Wir denken beim Ausbau immer zuerst an unsere Kunden, müssen aber natürlich auch unserer wirtschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Es gibt Orte, an denen der Ausbau für ein Unternehmen extrem herausfordernd ist. Deshalb gehören Förderprogramme und Versorgungsauflagen zur Mobilfunkstrategie der Bundesregierung. Mit ihnen sollen Funklöcher geschlossen und die Flächenversorgung gesteigert werden. Gezielt und richtig eingesetzte Förderprogramme helfen also beim Netzausbau. Ähnlich ist das übrigens bei Partnerschaften und Initiativen, die es regional gibt. Die sind gut, wenn alle davon profitieren. Dann kann uns das schneller machen, und je schneller wir werden, desto besser bringen wir Mobilfunk für unsere Bürgerinnen und Bürger.

Die USA und einige asiatische Länder liegen beim 5G-Ausbau weit vor Europa. Wie wollen Sie als einer der größten europäischen TK-Konzerne hier gleichziehen?

Auch, wenn wir viel darüber schimpfen: Deutschlands Mobilfunknetze sind auf einem hohen Niveau. Das ist auch im europäischen Vergleich der Fall, wie auch der connect-Netztest zeigt. Aber klar: Jedes Funkloch ist eines zu viel, das wissen wir auch.

Sie investieren Milliarden in den Netzausbau. Zur Refinanzierung brauchen Sie jede Menge Kunden, die bereit sind, für die hohe Netzqualität mehr zu bezahlen. Fürchten Sie angesichts der hohen Inflation, dass Kunden zu günstigeren Anbietern wechseln?

Wir wollen gute Netzqualität und guten Kundenservice mit guten Preisen verbinden. Am wichtigsten ist für mich als Technik-Chefin aber: Wir wollen unsere Netze noch besser und zuverlässiger machen. Während Corona hat unser Festnetz nicht immer und überall zuverlässig hohe Geschwindigkeiten geliefert. Wir haben das erkannt und deshalb zuletzt viele Maßnahmen ergriffen, mit denen wir unser Festnetz noch robuster, stabiler und leistungsstärker machen. Und das trägt jetzt erste Früchte: Die Qualität im Netz steigt, die Zahl der Kunden, die sich mit Einschränkungen bei uns melden, nimmt spürbar ab.

Sind merkliche Preissteigerungen, wie wir sie bei Lebensmitteln sehen, auch im Mobilfunk zu befürchten?

Die Kosten für Telekommunikationsunternehmen sind signifikant gestiegen. Zum Beispiel für Komponenten und Strom. Auch wir zahlen jetzt pro Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag mehr für Energie. Im vergangenen Jahr haben wir die Preise im Festnetz angepasst und dabei die Leistung für unsere Kunden erhöht. Die Preiserhöhung der Telefónica im Mobilfunk haben wir zur Kenntnis genommen. Zur künftigen Tarifausgestaltung können wir uns nicht äußern, aber wir arbeiten an attraktiven Angeboten.

Ist das Thema 5G als Wachstumstreiber auch beim Mittelstand angekommen, oder müssen Sie Aufklärungsarbeit leisten? Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

5G-Netze sind die Grundlage für die Digitalisierung. Vor allem im industriellen Umfeld ist das Interesse an 5G branchenübergreifend groß. Der Markt beginnt aber gerade erst, sich zu entwickeln. Vielerorts werden noch Pilotprojekte durchgeführt, bei denen Unternehmen verschiedenste Anwendungen testen, die sich die Vorteile von 5G zunutze machen. Im Mittelstand ist der digitale Reifegrad in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Industrie und Logistik liegen bei der Digitalisierung vorne, Handel, Handwerk und Baugewerbe folgen. Über 5G hinaus bieten wir für den Mittelstand verschiedenste IoT-Lösungen und Services, zum Beispiel im Bereich Cybersicherheit. Aufklärungsarbeit ist wichtig – damit wir in Deutschland viel schneller als bisher digital und fortschrittlicher werden.

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