Smartphone im Urlaub nutzen
Diese Kostenfallen drohen trotz Ende der Roaming-Gebühren
Urlauber aufgepasst: Trotz EU-Regulierung und dem Ende der Roaming-Gebühren für die Handynutzung im EU-Ausland lauert dennoch die ein oder andere Kostenfalle für Smartphone-Nutzer. Wir sagen, worauf Sie achten sollten.

Seit die EU die Smartphone-Nutzung im Ausland reguliert hat, können wir unsere Sprach- und Datenkontingente in den Ländern der Europäischen Union wie zu Hause nutzen – ohne Aufpreis und ohne Angst vor der nächsten Rechnung, falls wir doch mal aus Versehen im Handybrowser einen Blick auf die Fußballergebnisse gewagt haben. Aber selbst in der EU gibt es Ausnahmen, die einen teuer zu stehen kommen können.
Fair-Use-Regel
Wer denkt, er kann im Urlaub aus dem Vollen schöpfen, irrt: Schließlich stellen sich die Mobilfunker die Auslandsnutzung ihrer Kunden nach wie vor gegenseitig in Rechnung. Die Vorleistungsentgelte sind von der EU geregelt: Maximal können die Betreiber 3,2 Cent pro Sprachminute und 1 Cent pro SMS verlangen. Für Daten sinkt die Obergrenze schrittweise von 9,16 pro Gigabyte auf 2,98 Euro nach dem 1. Januar 2022.
Damit die Mobilfunker nicht auf horrenden Kosten sitzen bleiben, dürfen sie Höchstgrenzen ziehen: So gelten bei der Telekom in den neueren Magenta-Mobil-Tarifen die Inklusiv-Leistungen dank der voreingestellten All-Inclusive-Option auch im Nicht-EU-Land Schweiz (außer beim teuersten Tarif XL). Doch die Nutzung der Sprach-und Messaging-Flats ist in der Alpenrepublik auf 1000 Minuten und 1000 SMS pro Monat beschränkt. Wer bei der Telekom oder Vodafone die neuen Tarife mit unlimitierter Datenflat bucht, sollte sich im EU-Urlaub ebenfalls zügeln: Beide begrenzen ihre Surfpauschalen auf 23 Gigabyte. Nach Verbrauch fallen bei der Telekom sechs Euro pro Gigabyte, bei Vodafone 71 Cent pro Megabyte an.
Telefónica Deutschland behält sich bei exzessivem Handygebrauch innerhalb von vier Monaten vor, Aufschläge zu verlangen. Die Kunden müssen allerdings vorab über die Einschränkungen informiert werden.
Roaming ist begrenzt
Wer auf seiner spanischen Finca länger als vier Monate überwiegend seinen deutschen Handytarif nutzt oder langfristig in Deutschland mit einer ausländischen Billigkarte unterwegs ist, dem kann der Anbieter Zusatzgebühren in Rechnung stellen. Davor muss der Betreiber den Kunden allerdings verwarnen: Der Kunde hat dann 14 Tage Zeit, Stellung zu beziehen. Auch dürfen die zusätzlich anfallenden Kosten nicht die oben genannten EU-Obergrenzen überschreiten.
EU-Tarif nicht automatisch bei O2
Nicht jeder profitiert automatisch vom Wegfall der Roaming-Gebühren: O2-Kunden, die vor der seit Mitte Juni 2017 geltenden EU-Vorgabe einen alternativen Auslandstarif gebucht haben, stellt der Münchner Netzbetreiber nicht automatisch um. Sie müssen selbst aktiv werden und den regulierten EU-Tarif per SMS anfordern. Wer nicht tätig wird, kann mit hohen Zusatzkosten rechnen. Darin sehen die Verbraucherschützer einen klaren Verstoß gegen das Irreführungsverbot des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Da aus ihrer Sicht die EU-Verordnung automatisch gültig ist, haben sie die Telefónica-Tochter bereits im letzten Jahr verklagt. Ein Gerichtsentscheid steht noch aus.
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Community-Flat nur im Inland
Vor allem bei Mobilfunkdiscountern wie Lidl, Tchibo oder Otelo kann die eigene Klientel untereinander zum Nulltarif plauschen und simsen. Das gilt aber nicht jenseits der Grenze. Im EU-Ausland werden die Community-Verbindungen auf die im Tarif enthaltenen Inklusiv-Einheiten angerechnet. Auch bei den Netzbetreibern Vodafone und Telefónica Deutschland gelten die netzinternen Sprachflats bei Prepaid-Tarifen nur innerhalb Deutschlands. Auch „Stream On“ der Telekom und „Vodafone Pass“ sind nur im Inland gültig.
Vorsicht in Grenznähe
Die Handynutzung ist nur innerhalb der EU geregelt: Der Beschluss gilt für 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenstein. Wenige Anbieter weiten die Auslandsnutzung auf das Nicht-EU-Mitglied Schweiz aus – etwa die Telekom in manchen Tarifen. Ansonsten kostet der Handyanruf bis zu 1,50 Euro pro Minute. Vorsicht in Grenznähe: Das Handy kann sich schon mal automatisch in ein ausländisches Mobilfunknetz einwählen. Behalten Sie deshalb die Displayanzeige im Blick.
Wi-Fi-Calling
Alle drei deutschen Netzbetreiber bieten Handygespräche via WLAN an. Damit erreicht man eine bessere Gesprächsqualität bei schwachem Handynetz und kann zum Teil bei Telefonaten in Urlaubsländern, in denen Roaming-Gebühren anfallen, sparen. Alle Gespräche werden so abgerechnet, als befände man sich in Deutschland. Das kann in der EU zur Kostenfalle werden: Wer etwa in Spanien via Wi-Fi ein Restaurant vor Ort anruft, zahlt den Preis eines Ferngesprächs aus Deutschland.
In der Luft und auf hoher See
Die EU-Vorgabe gilt nicht bei Fährüberfahrten und Flug- oder Schiffsreisen, weil hier die Verbindung über Satellit erfolgt. Da kann Sie der Anruf vom Kreuzfahrtschiff schon mal über fünf Euro pro Minute kosten. Wer gar über das mobile Netz surft, kann sein blaues Wunder erleben: So erging es einer Berliner Familie, der nach einer Kreuzfahrt eine Handyrechnung von 12.000 Euro ins Haus flatterte. Daher sollte man sich noch vor Reisebeginn über die Kosten für die Handynutzung an Bord informieren. Alternativ bieten die Reedereien Internet via WLAN an, doch die Preise sind gesalzen: Aida offeriert Datenpakete zwischen 40 MB und 4 GB für 10 bis 120 Euro. MSC bietet für Smartphone-Reisende verschiedene Surfpakete mit 1 bis 13 GB für 32 bis 170 Euro. Da legt man das Smartphone lieber mal beiseite.
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