Seniorengerechte Handys
Interview: Ian Hosking über seniorengerechtes Design
Das Angebot an seniorengerechten Handys wächst. Die bekannten Marken-Hersteller halten sich zwar nach wie vor vornehm zurück. Doch kleinere Hersteller entdecken diese Lücke für sich.

Wenig Ausstattung und große Tasten sind der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können. Dass dieses Minimalkonzept nicht unbedingt für ein wirklich seniorengerechtes Handy genügt und warum wir überhaupt spezielle Produkte für ältere Menschen brauchen, erklärt Ian Hosking im Gespräch mit connect. Der Brite setzt sich am Engineering Desing Centre an der Universtät Cambridge wissenschaftlich mit dem Thema auseinander und berät Hersteller.

Sie nennen ihre Disziplin "Inclusive Design". Was ist unter dem Begriff zu verstehen?
Ian Hosking: Wir nennen es Inclusive Design, es gibt aber auch andere Bezeichnungen. Die Amerikaner sprechen von Universal Design und die Wissenschaft streitet teilweise darüber wo die Unterschiede liegen. Der Ausgangspunkt unserer Arbeit ist aber immer dieselbe, nämlich die Erkenntnis, dass sich mit Statistiken zwar ein Durchschnittsmensch errechnen lässt, dass in der Realität aber niemand diesem ermitteltem Durchschnitt entspricht. Nicht die Gemeinsamkeiten sind normal, sondern die Vielfalt. Bei Inclusive Design geht es darum, Produkte so zu gestalten, dass nicht nur der Durchschnittsmensch, sondern tatsächlich alle damit zurecht kommen.
Sie beschäftigen sich vor allem mit dem Design von Produkten für ältere Menschen. Wie unterscheiden die sich vom Durchschnitt?
Ian Hosking: Zunächst einmal lassen sich auch diese nicht als eine Einheit betrachten, aber es gibt natürlich bestimmte Aspekte, die häufig zu finden sind: Das Hör- und auch das Sehrvermögen lassen im Alter nach. Kleine Tasten mit winziger Beschriftung schießen also viele ältere Menschen aus. Daneben sind vor allem die kognitiven Unterschiede wichtig, also die Unterschiede im Denken. Dafür sind wiederum die persönlichen Erfahrungen entscheidend. Ein einfaches Beispiel aus dem Bereich Mobilfunk: Wer ein Leben lang übers Festnetz telefoniert hat, der wird zunächst nicht auf die Idee kommen, bei Telefonaten mit dem Handy innerhalb einer Stadt plötzlich eine Ortsvorwahl zu wählen.
Schon da beginnen also die Probleme? Als erfahrener Nutzer findet man Handys ja eigentlich recht einfach zu bedienen?
Ian Hosking: Die Schwierigkeiten beginnen noch einen Schritt früher. Lange Zeit hatte praktisch jedes Handy eine eigene Taste zum Ein- und Ausschalten. Mittlerweile kommt bei vielen Geräten die rote Hörertaste zum Einsatz. Mit der werden eigentlich Gespräche beendet und im Menü führt sie meist zurück auf die Ausgangsanzeige. Dass genau mit dieser Taste nun auch das Gerät eingeschaltet wird, ist nicht unbedingt logisch. Selbst wenn Kinder ohne Handyerfahrung fragt, tippen die intuitiv auf die grüne Taste zum Einschalten. Ich war vor kurzem mal wieder in einem Handy-Shop und habe nach den Erfahrungen mit älteren Kunden gefragt. Der Verkäufer erzählte mir, das viele Kunden mit vermeintlich defekten Geräte kommen, bei denen sich dann schnell herausstellt, dass sie einfach nicht wussten, wie man das Handy einschaltet.
Es gibt ja wissenschaftlich erprobte Regeln und Leitlinien für die Gestaltung von Bedienkonzepten. Genügen diese Regeln, um Handys zu gestalten, die auch von älteren Menschen problemlos bedient werden können?
Ian Hosking: Diese Regeln sind gut und richtig, was aber insbesondere bei der Gestaltung von Produkten für ältere Menschen entscheidend ist, ist einen ganzen Prozess anzustoßen. Das heißt, es genügt nicht diese Prinzipien anzuwenden, sondern hinterher muss die Bedienung auch an leibhaftigen Menschen mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen erprobt und überprüft werden. Dieser Prozess ist aufwändig, aber auch enorm aufschlussreich.
Stimmt unser Eindruck, dass bei einfach zu bedienenden Geräten unterschätzt wird, wieviel Arbeit darin steckt, um diese Einfachheit zu erreichen?
Ian Hosking: Das ist tatsächlich teilweise etwas frustrierend. Es ist zwar gerade das Ziel guten Designs, dass sich der Nutzer keine Gedanken machen muss, wie etwas funktioniert. Doch das zu Erreichen ist extrem schwierig. Dazu muss man mit vielen Aspekten jonglieren. Große Tasten mit großer Beschriftung sind wichtig, doch zu groß sollte das Gerät nicht werden, sonst wird es niemand mit sich herumtragen. Außerdem hat sich gezeigt, das zu große Tasten stigmatisisierend wirken.
Und große Tasten allein machen noch keine seniorengerechts Handy aus?
Ian Hosking: Das ist ein wichtiger Aspekt, aber keineswegs der einzige. Den Umgang mit einer neuen Technologie kann man sich wie eine Reise vorstellen. Und die beginnt beim Thema Handy bereits beim Kauf des Gerätes, bei der Verpackung und der Bedienungsanleitung. Ziel muss es sein, jeden Schritt und jede Station auf dieser Reise so einfach zu gestalten, dass der Nutzer an keiner Stelle scheitert. Nur so werden die Menschen die neue Technologie auch dauerhaft nutzen.
Ihre Arbeit besteht also darin, viele gute Kompromisse zu finden?
Ian Hosking: Nicht unbedingt, die Suche nach dem besten Kompromiss kann den Blick zu stark einengen. Das große Ziel ist es, einen echten Durchbruch zu schaffen, einen Weg zu finden, wie man eigentlich sich widersprechende Aspekte zusammen bringen kann.
Die Galerie zeigt ein Marktübersicht über die wichtigsten Handys für ältere Menschen.
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