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Technik. Tests. Trends.
Mobilfunk

Netztest Österreich und Schweiz 2009

Die Schweiz muss ein Alptraum sein - zumindest aus der Sicht eines Netztechnikers bieten je nach Zählart mindestens 48 Viertausender und ungezählte kleinere Berge einen nicht enden wollenden Vorrat an Funkschattenspendern.

Autoren: Redaktion connect und Bernd Theiss • 3.11.2009 • ca. 3:10 Min

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© Archiv

Hier für guten Mobilfunkempfang zu sorgen ist ungleich schwieriger als etwa in der Lüneburger Heide, wo kein Hügelchen die Ausstrahlung der Sendemasten behindert. Obendrein ist auch die Strahlenverordnung NISV in der Schweiz erheblich strenger als beispielsweise in Deutschland, was den Netzausbau...

Hier für guten Mobilfunkempfang zu sorgen ist ungleich schwieriger als etwa in der Lüneburger Heide, wo kein Hügelchen die Ausstrahlung der Sendemasten behindert. Obendrein ist auch die Strahlenverordnung NISV in der Schweiz erheblich strenger als beispielsweise in Deutschland, was den Netzausbau zusätzlich erschwert.

Auf dem Papier etwas einfacher sieht Österreich aus, wo die größten Hindernisse der Mobilfunkstrahlen 27 Dreitausender sind. Wobei die beiden im Süden und Südosten an Deutschland grenzenden Nachbarn mit je etwa acht Millionen Einwohnern rund ein Zehntel der Bevölkerung Deutschlands haben. Der geringen Größe, der technischen Offenheit der Bevölkerung und nicht zuletzt der guten ausländischen Vernetzung der in der Alpenrepublik tätigen Netzbetreiber ist es zu verdanken, dass Österreich bei der Einführung neuer Mobilfunktechniken häufig sehr früh dabei war. So waren auch connect-Redakteure beim Start von UMTS oft in Österreich anzutreffen, um dort erste Erfahrungen zu sammeln. Vor Kurzem konnten wir zudem in Innsbruck den ersten großen LTE-Trial bestaunen.

Zwei Länder, sieben Netzbetreiber

Diesmal fuhr ein Messfahrzeug von P3 communications zu unseren bergreichen Nachbarn um zu prüfen, wie die dortigen Netzbetreiber mit den jeweiligen Anforderungen zurechtkommen - und wie sich die durch teure UMTS-Lizenzen belasteten deutschen Netzbetreiber im Vergleich schlagen.

Der österreichische Mobilfunkmarkt

Wie in Deutschland teilen sich auch in Österreich die Netzbetreiber in zwei große und zwei kleine Unternehmen auf. Einer der großen Netzbetreiber Österreichs ist die aus der Post und Telegraphengesellschaft Austria hervorgegangene Mobilkom Austria AG, der andere ist die T-Mobile Austria GmbH mit Wurzeln in Deutschland.

jan schuler, shutterstock
© Jan Schuler, shutterstock

Zusammen haben beide einen Marktanteil von knapp 75 Prozent. Der dritte im Bunde ist das aus Frankreich stammende Unternehmen Orange mit knapp 20 Prozent, etwa 6 Prozent hält der zur Hutchison Whampoa Ltd gehörende Netzbetreiber 3. Die echte Größe muss natürlich in Relation zur Bevölkerung von gut acht Millionen Menschen gesehen werden. Das entspricht etwa einem Zehntel der deutschen Einwohner und auch die Bevölkerungsdichte ist weniger als halb so groß wie in Deutschland.

Mit dem Handy Festnetz ersetzen

Doch das Handy ist in Österreich deutlich etablierter. Das liegt zum Teil an günstigen Tarifen, die zu einer großen Festnetzsubstitution führen. Die wird noch dadurch begünstigt, dass sich DSL in Österreich weniger durchgesetzt hat als in Deutschland. In der Alpenrepublik geht man weitaus selbstverständlicher per Notebook mit UMTS-Modem ins Internet. Diese Offenheit für neue Mobilfunkprodukte hat dazu geführt, dass Österreich der führende UMTS-Markt wurde.

Neue Service-Angebote, die auf schnelles mobiles Internet setzen, fanden ebenfalls zunächst im gut ausgebauten UMTS-Netz von Mobilkom Austria einen Testmarkt. Wobei auch klar ist, dass Österreich als Testmarkt durch seine begrenzte Größe nicht ganz so hohe Anfangsinvestitionen wie etwa Deutschland erfordert.

Beim Netztest führte die Messstrecke über Innsbruck, Graz, Wien, Salzburg und Linz. In den genannten Städten wurden ausführlich Messungen durchgeführt.

Der schweizer Mobilfunkmarkt

Mit knapp acht Millionen Einwohnern gehört die Schweiz zu den kleineren Ländern Europas. Doch mit einem Bruttoinlandsprodukt von um die 40.000 Euro pro Kopf gehört sie zu den Staaten, in denen überdurchschnittlich gut verdient wird. Das macht das Land mit seiner mit 184 Einwohnern pro Quadratkilometer überdurchschnittlich hohen Bevölkerungsdichte für Mobilfunknetzbetreiber attraktiv.

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Denn was könnte schöner sein, als die gut betuchte Kundschaft auf engem Raum und damit mit wenigen Sendemasten erreichbar zu haben? Wer sich fragt, warum es dennoch nur drei Netzbetreiber in der Schweiz gibt, sollte seinen Blick auf die hohen und vor allem vielen Berge richten, die die Funkversorgung der Alpenrepublik erheblich erschweren.

Dem Schweizer Mobilfunkkunden stehen Orange, Sunrise und Swisscom als Netzbetreiber zur Verfügung. Wobei die Swisscom aus der staatlichen PTT (Post, Telefon, Telegrafie) hervorgegangen ist und eine ähnliche Rolle spielt wie die Telekom in Deutschland. So verfügt auch die Swisscom über ein WLAN-Netz. Das verschafft etwa der als vorbildlich geltenden Schweizer Bundesbahn (SBB) zusätzliche Attraktivität, da viele Züge mit stabilen WLAN-Verbindungen ausgestattet sind. Mit einem Marktanteil von 60 Prozent bedient Swisscom mehr Kunden als Orange und Sunrise zusammen. Diese zählen je knapp 20 Prozent der Schweizer Mobilfunktmarktes zu ihren Kunden.

Von Genf nach Zürich und zurück

Beim Netztest Schweiz 2009 ging die Testfahrt von Genf nach Zürich, wichtige Stationen der 600 Kilometer langen Überlandfahrt waren Lausanne, Bern und Basel. In den genannten Städten wurde wie vom deutschen Netztest gewohnt auf etlichen Zusatzkilometern das Stadtgebiet gründlich gemessen.