Alles, was Sie über Musik-Streaming im Heimnetzwerk wissen müssen
Großer Ratgeber zum Netzwerk-Streaming: Wir stellen die besten Universal-Apps zum Streamen von Musik vor, zeigen, welche Anforderungen Musikformate an Ihr Heimnetzwerk stellen und besprechen die schnellsten Cloud-Dienste.

Musikstreaming aus dem eigenen Netzwerk – vor zehn Jahren war dies noch ein Traum: Tausende Musikalben, die eigentlich zu Hause im Schrank stehen, überall auf der Welt verfügbar zu haben. Doch wer nicht in der heutigen Netzwelt aufgewachsen ist, dem stehen beim Thema Protokolle und N...
Musikstreaming aus dem eigenen Netzwerk – vor zehn Jahren war dies noch ein Traum: Tausende Musikalben, die eigentlich zu Hause im Schrank stehen, überall auf der Welt verfügbar zu haben. Doch wer nicht in der heutigen Netzwelt aufgewachsen ist, dem stehen beim Thema Protokolle und Netzwerkdienste schnell die Haare zu Berge.
Zwar liefern mittlerweile mehrere professionelle NAS-Hersteller ihre Multi-Bay-Festplattensysteme mit passenden Apps für Tablet und Smartphone aus, doch sobald es um externe Verfügbarkeit der Daten geht, beginnen komplizierte DynDNS- und Portfreigaben-Arien den Musikhörern die gute Stimmung zu verhageln.
Im eigenen Netzwerk dienen Tablet-Apps der schnellen Verfügbarkeit von Meta-Informationen. Eine übersichtliche Darstellung und eine schnelle indexbasierte Suche bieten hierfür gute Voraussetzungen.
stereoplay hat vier geeignete Applikationen verglichen. Neben einer guten Bedienung war uns wichtig, dass die Programme nicht für ein proprietäres System geschaffen wurden, sondern mit den meisten UPnP/DLNA-Netzwerk-Playern zusammenarbeiten.
Netzwerk-Typen
Welcher Typ sind Sie? Liegen Ihre Titel lokal auf Ihrem Tablet und streamen Sie am liebsten wireless zum Netzwerk-Player? Dann können Sie quasi alle Apps verwenden.
Schauen Sie sich mal die iOS-App Tune Shell an: eine echte Alternative zu Apple Music mit integrierten Visualisierungen, Formatanzeige und EQ. Oder haben Sie zigtausend Alben und brauchen dafür einen zentralen Speicherplatz? Dafür eignet sich eine NAS-Festplatte mit zumindest zwei Einschüben. Auf dem Tablet sind die guten Hersteller-Apps schnell installiert, Sie können sofort loslegen.
Mehr Bedienkomfort in den eigenen vier Wänden bieten der mconnect Player oder Bubble UPnP. Soll Ihre Sammlung auch außerhalb der Wohnung in anderen WLAN- oder Mobilfunknetzen verfügbar sein, lohnt sich ein Blick auf Plex. Die zentrale Server-Verwaltung erfordert zwar etwas Einarbeitungszeit, belohnt Musikhörer aber mit weitgehender Unabhängigkeit, hoher Hardware-Kompatibilität und eigener Cloud-Option.
Gehören Sie eher zu den mobilen Musikhörern? Und wollen nicht ständig Ihre eigene NAS dafür beanspruchen? Dann sollten Sie sich mit den gängigen Cloud-Diensten beschäftigen. Diese zwingen dem Musikhörer zwar die Nutzung der zugehörigen Streaming-App auf, doch der Markt wird nun durch starke Konkurrenz facettenreicher und etwaige Nutzungslimitierungen verschwinden langsam.
Zum etablierten Streaming-Dienst Apple Music mit iTunes Match Synchronisation gesellen sich nun die Herausforderer Google Music und Microsoft Groove. Kleiner Nachteil: Bei allen Cloud-Diensten gibt es Einschränkungen, was die Art des mobilen Musikformats und die maximale Anzahl der Titel angeht.
Wireless Streaming
Wer seine Musiksammlung endlich sauber gerippt hat und hochauflösende Tracks kabellos an den Netzwerk-Player streamt, muss in der Regel mit langen Wartezeiten und unangenehmen Verbindungsabbrüchen rechnen. Bereits CD-Qualität macht hier dem Netzwerk manchmal schon den Garaus. Oft vermuten Musikhörer, dass die Datenrate des eigenen WLAN-Routers nicht ausreicht. Doch es kommt vielmehr darauf an, wie effektiv ihre Quelle (wie Notebook oder Tablet) mit dem Router zusammenarbeitet.

Ein simpler WLAN-Stick mit einer einzigen Antenne kann auch unter optimalen Bedingungen die Netto-Datenrate auf unter 8 Mbit/s reduzieren. Der Vergleich zu den erforderlichen Datenraten wirft jedoch die Frage auf, warum dann nicht auch ein DSD-Format „läuft“? Was hier nicht in die Netz-Kalkulation fällt, sind die zum Teil starken Schwankungen im störempfindlichen 2,4-GHz-Band.
Ein Musik-Stream braucht genau wie ein H.264-Video-Stream konstante, unterbrechungsfreie Bedingungen und einen geeigneten Störabstand im Netzwerk. Wenn dazu im Empfangmodul des Netzwerk-Players der Pufferstrom nicht optimal verarbeitet wird, entsteht auch kein konstanter HiRes-Stream. Störungsfreier funktioniert hingegen das seltener genutzte 5-GHz-Band, das zudem höhere Geschwindigkeiten zulässt. DSD- und HiRes-Streams benötigen allerdings aufgrund des hohen Datendurchsatzes ein spezielles Empfangsmodul mit einem geeigneten Co-Prozessor.
Am besten eignet sich aktuell immer noch eine Gigabit-LAN-Kabelverbindung, denn so sind Netto-Datenraten um 900 Mbit/s bei geringer Schwankungsbreite möglich. Die Musiksammlung sollte hierbei auf einem Musikserver oder einer NAS liegen.
AirPlay versus Bluetooth
Was klingt besser: AirPlay oder Bluetooth? AirPlay erreicht eine maximale Datenrate von 120 Mbit/s, ist aber mit 16 Bit und 44,1 bzw. 48 kHz weiterhin auf CD-Qualität beschränkt. Der zunächst relativ bescheidene Bluetooth-Standard wurde über die Jahre ständig erweitert: aptX Lossless ermöglicht sogar Datenraten im High-Resolution-Bereich. So wird ein 24-Bit/ 96-kHz-Stück mit einer intelligenten Hybrid-Methode (near lossless) übertragen, die automatisch die zur Verfügung stehende Bandbreite des Netzwerks bei der Übertragung berücksichtigt, um Dynamik und Transparenz des Musiktitels weitgehend zu erhalten.
Es obliegt den Herstellern, geeignete Geräte mit BT-Unterstützung anzubieten. Apple zum Beispiel stellt sich weiterhin stur und unterstützt in seinen iOS-Geräten nicht einmal das normale Bluetooth aptX.
Der App-Markt ist nahezu unüberschaubar geworden. Neben den hier vorgestellten Apps gibt es noch eine ganze Menge Alternativen, die wir hier nicht alle vorstellen können. Wer einen dedizierten Netzwerk-Player von Naim, Linn, Pioneer oder Cambridge verwendet und mit der mitgelieferten App nicht zurechtkommt oder einfach mal eine Alternative ausprobieren möchte, kann die hier besprochenen Applikationen in der Regel erst kostenlos einsetzen und im zweiten Schritt durch Bezahlung werbefrei schalten. Freilich sollte sich der Streamer als UPnP-Client im Netzwerk melden, damit die App darauf zugreifen kann.

Auch iTunes-User müssen nicht zwingend im Apple-Kosmos stecken bleiben. Dem Musikfan fehlt in der Apple Music App eventuell die Anzeige des Musikformats oder er wünscht sich mehr Übersichtlichkeit auf dem App-Screen. Sie können Ihre Apple-Bibliothek auch über den mconnect-Player, Bubble UPnP oder Plex verfügbar machen.
Android- und iOS-User haben systembedingt verschiedene Interessen und Hürden, die zu überwinden sind; so möchte der Chromecast-User seine Musiksammlung vielleicht auch von Apples iPhone auf den Chromecast-Stick streamen –natürlich ohne AirPlay-Protokoll. Das gilt auch für die Umgebung des Amazon Fire TV.
Mediale Freiheit
Medienverwaltungen wie das serverbasierte Plex oder das festplattenorientierte Kodi/Xbmc lassen sich auf vielen Mini-PCs als Selbststart-Lösung für Film, Musik und Foto installieren. NAS-Systeme von QNAP oder Synology erlauben zudem die Installation von verschiedenen Audio-Servern wie Twonky oder Minim. Mediale „Zwangsjacken“ wie jene von Apple, Google oder Microsoft – mit ihren DRM-geschützten Dateiwelten und proprietären Streamern – sind vielleicht nicht jedermanns Sache.
Wer alles an einem Ort haben will und beliebig kopieren möchte, ist mit den dedizierten Medienservern der letzten Ausgabe bestens bedient.