So testet connect
Ein Netztest sollte Aussagen darüber treffen können, inwieweit die typischen Ansprüche eines durchschnittlichen Nutzers erfüllt werden. Zudem sollte er Erkenntnisse liefern, was ein anspruchsvoller Poweruser erwarten kann, wenn er auch mal abseits ausgetretener Pfade einen schnellen Mobilfunkdie...

Ein Netztest sollte Aussagen darüber treffen können, inwieweit die typischen Ansprüche eines durchschnittlichen Nutzers erfüllt werden. Zudem sollte er Erkenntnisse liefern, was ein anspruchsvoller Poweruser erwarten kann, wenn er auch mal abseits ausgetretener Pfade einen schnellen Mobilfunkdienst benötigt.
Der Stadtbesucher auf der Suche nach der Öffnungszeit einer Ausstellung soll sich genauso im Test wiederfinden wie der Fotojournalist, der Bilder vom letzten Match des örtlichen Fußballclubs hochladen muss.
Zwei Messwagen vom bekannten connect-Netztest-Partner P3 communications sorgen dafür, dass dieser Anspruch Wirklichkeit wird. Beide fahren auf zwei unterschiedlichen Routen die Städte Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart ab.

Sowohl auf den Verbindungsstraßen als auch in den Hauptstädten wird gemessen, wobei Routen außerhalb und innerhalb der Städte exakt vorgegeben sind. Von den Fahrzeugen ist eines mit zehn Smartphones ausgestattet, von denen je fünf von jeweils eigenen Industrie-PCs für die Sprachmessungen gesteuert werden, die anderen fünf sind für die Smartphone-Datenmessungen konfiguriert.
Vier Einheiten dienen jeweils der automatisierten Messung der vier deutschen Netzbetreiber, die fünfte dient der Reserve. Das nur allein mit Smartphones ausgestattete Testfahrzeug bewegt sich auf sogenannten Verbindungen der 2. Kategorie (Bundes- und größere Landstraßen) und fährt auch kleinere Städte zwischen den Hauptzielen ab.

Das zweite Fahrzeug ist zwischen großen Städten auf Autobahnen unterwegs, in den Städten steuert es Hotspots an, also Plätze wie Bahnhöfe und Flughäfen, an denen mit hoher Mobilfunknutzung zu rechnen ist. Dort misst es über längere Zeiträume. Auch in ihm stecken fünf Smartphones, die für automatisierte Sprachmessungen von fünf Industrie-PCs gesteuert werden.
Sprachmessungen von Messfahrzeug zu Messfahrzeug
Dabei werden die Sprachmessungen immer zwischen beiden Messfahrzeugen an unterschiedlicher Position im gleichen Gebiet durchgeführt. Für innerstädtische Messungen befinden sich beide Autos in der Stadt, für den Stadt-Land-Mix durchfährt der erste Wagen das Umland, während sich der zweite in der Stadt aufhält oder auf Autobahnen in die nächste Stadt fährt.
Es sind an jeder Sprachverbindung also zwei Mobilfunk-Übertragungen beteiligt. Die Qualität wird nach dem modernen POLQA-Algorithmus berechnet und nach Mean Opinion Score (MOS) bewertet.
Im zweiten Wagen steuern fünf weitere Industrie-PCs über die aktuellste (Dash-Board-)Software der Netzbetreiber die zum Messstart jeweils besten verfügbaren USB-Datensticks aus dem in den Shops verfügbaren Angebot der Testteilnehmer. Mit diesen werden in den Städten die unter Mobile Broadband gemessenen Dienste getestet, auf den Autobahnen der Breitband-Download.
Die Sticks sind in Halterungen in einer speziellen Box auf dem Dach des Messfahrzeugs montiert. In der gleichen Box finden auch die für die Smartphones eingesetzten Dachantennen Platz. Dämpfungsglieder mit 12 Dezibel Abschwächung sorgen dafür, dass unter Pegelverhältnissen gemessen wird, die zwischen denen in den Innenräumen typischer Autos und denen in durchschnittlichen Wohnungen liegen.
Telefonat und Datenempfang gleichzeitig
Neben der prinzipiellen Testdurchführung sind viele Details zu bedenken, um zu realistischen Ergebnissen zu gelangen. Ein Detail etwa nennt sich Multi-RAB. Es beschreibt eine besondere Herausforderung, die Smartphones an die Netze stellen: Sie unterstützen gleichzeitige Telefonie und Datenübertragung.

Zwar surfen nur wenige Nutzer im Web oder versenden Mails, während sie Telefonieren, doch Smartphones übertragen auch selbstständig Daten im Hintergrund - etwa zur Aktualisierung von Wetterinformationen einer App, zum Empfang einer neuen E-Mail oder zur automatischen Synchronisation des Kalenders. All das geschieht ohne unmittelbare Kontrolle des Nutzers.
Das Netz muss in diesem Fall gleich zwei Verbindungen unterhalten und verwalten: eine für Telefonie und eine für Daten. Dies wird als Multi-RAB-Betrieb (Multiple Radio Access Bearer) bezeichnet. Ist ein Netz dem nicht gewachsen, führt dies zur Verschlechterung der Dienstgüte, was der Nutzer dann etwa in Form einer erhöhten Zahl von fehlgeschlagenen Rufaufbauversuchen, einer schlechteren Erreichbarkeit oder einer erhöhten Zahl von Rufabbrüchen spürt.

Um die Dienstgüte für Telefonie mit Smartphones aus Nutzersicht zu bewerten, erweitert connect in diesem Jahr den Netztest um eine Multi-RAB Komponente. Eines der beiden Telefone, die sich jeweils abwechselnd gegenseitig anrufen, ist so konfiguriert, dass die Mail-App permanent mit einem E-Mail-Konto verbunden ist (Push-Mail) und regelmäßig kurze Mails empfängt.
Das Intervall, in dem neue Mails an das E-Mail-Konto geschickt werden, ist so gewählt, dass innerhalb des Zeitfensters eines Testanrufes zu einem zufällig gewählten Zeitpunkt genau eine E-Mail empfangen wird.
Youtube für Streamingtests
Bei Youtube-Videos wiederum muss beachtet werden, dass sowohl die Youtube-Serverfarmen als auch einige nachfolgende Netzbetreiber versuchen, aufs Endgerät und die Verbindung optimierte Versionen eines Films auszuliefern.
Um das zu erfassen, misst P3 communications den Download von Original-Youtube-Videos und beobachtet dabei die für Nutzer relevanten Qualitätsparameter wie Erreichbarkeit und Vollständigkeit, Startverzögerung und Störungen durch Unterbrechungen. Das Ziel: zuverlässige, schnelle und möglichst ruckelfreie Videos. Im Testcase wendete nur Vodafone Kompression an. Die Datenreduktion betrug magere 4 %, sichtbare Verluste konnten die kritischen Tester nicht ausmachen.