Ratgeber
Nokia Maps 2.0
Nokia macht Ernst: Ab Sommer soll GPS in Mittelklasse-Handys Standard sein, ab Herbst in der Einstiegsklasse. Was kann die neue Version 2.0 des Navi-Programms Nokia Maps?

Noch im Jahr 2008 will Nokia 35 Millionen Handys mit GPS-Empfänger verkaufen - das sind mehr GPS-Geräte, als im ganzen Jahr 2007 über den Tisch gingen. Ein ambitionierter Plan, der nur aufgehen kann, wenn auch die dazugehörigen Anwendungen reibungslos funktionieren - wie das Navigationsprogramm Nokia Maps, dessen Version 2.0 für Serie-60-Handys jetzt auch fit für die Fußgänger-Navigation sein soll. Hält die Software, was die Hardware verspricht?
Überzeugende Optik

Die grundsätzliche Funktionsweise von Nokia Maps ist geblieben: Im Grundzustand ist das Programm kostenlos, der User kann Karten aus aller Welt via PC oder direkt aus dem Internet aufs Handy laden - bei der Direktvariante muss er die Datenübertragung allerdings bezahlen.Richtig kostenpflichtig wird die ganze Sache, wenn navigiert werden soll, denn diese Funktion muss man gegen Gebühr pro Region freischalten. Neukunden haben drei Tage Deutschland, Österreich und Schweiz frei, danach sind sie pro Tag mit drei Euro, pro Monat mit acht Euro und pro Jahr mit 70 Euro dabei. Hinzugekommen sind in der Version 2.0 Verkehrsinformationen, die leider ebenfalls Geld kosten, ebenso wie die reine Fußgänger-Navigation, die in der normalen Navigation allerdings schon enthalten ist.

Die komplizierte Preispolitik ist ein Rückschritt. Vor allem Einsteiger dürften sich durch die zahlreichen Optionen überfordert fühlen, da ja auch noch Reiseführer und das Ausland zum Download bereitstehen und die Datenübertragung via Handy im Tarif ebenfalls berücksichtigt werden will. Hat man diese Hürde jedoch genommen, überzeugt Maps auf ganzer Linie. Die dunkle Farbkombination wirkt schick, die einzelnen Straßen lassen sich auf der Karte gut auseinanderhalten. Neu ist die Eingabezeile unter der Karte, mit der man jederzeit eine Volltextsuche innerhalb der Datenbank oder online starten kann - je nachdem, ob das Handy gerade online ist oder nicht. Dies lässt sich übrigens nun sehr bequem und übersichtlich steuern. Neben den klassischen Kartenansichten erlaubt die Software jetzt eine Satelliten- und eine Hybrid-Ansicht. Diese überzeugen in puncto Auflösung jedoch noch nicht und stehen auch nur im passiven Kartenmodus zur Verfügung, nicht bei aktivierter Navigation.
Noch Fehler im Detail

Im Praxistest machte der Umgang mit dem auf dem Nokia N95 8GB flüssig laufenden Programm viel Spaß, vor allem dank der exzellenten Kartendarstellung und der guten Suchfunktion. Auf der Testfahrt offenbarten sich dann jedoch einige kleinere Schwächen: Die Routen innerhalb der Stadt waren nicht optimal, zudem unterlief dem Programm das eine oder andere falsche Abbiegekommando. Die Sprachführung ist zeitlich durchaus präzise, könnte aber inhaltlich konkreter ausfallen. Und die Umsetzung der Verkehrsinformationen lässt noch zu Wünschen übrig - man bekommt keine Gesamtliste aller Staus in der Umgebung und hat insgesamt wenig Konfigurationsmöglichkeiten.

Top ist das neue Navigations-Schnellmenü, das die wichtigsten Funktionen mit wenigen Tastendrucken zugänglich macht. Auch das sehr komfortable Zusammenstellen von Routen mit mehreren Zielen ist hervorzuheben. Interessant auch die Fußgänger-Navigation, die sich am Stand der Technik orientiert und Einbahnstraßen ignoriert, aber noch keine Fußgängerbrücken oder Unterführungen kennt. Sprachausgabe gibt es zwar keine, die Displaydarstellung ist aber sehr hilfreich. Insgesamt ist der Nutzen aufgrund der nicht angepassten Karten aber eher gering - das Feature hätte man zunächst kostenlos lassen können.
Fazit
Das Tarifdickicht sollte Nokia unbedingt lichten, hier ist man übers Ziel hinausgeschossen. Auch die Routenführung kann noch nicht wirklich überzeugen. Optik und Konzept der Anwendung sind jedoch wegweisend - und wenn wie versprochen im Sommer eine Maps-Version für die Serie-40-Handys von Nokia auf den Markt kommt, dürften die Pläne der Finnen aufgehen.