
- Asus Padfone im Test
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Außer Frage steht, dass das Konzept des Padfones die Zukunft ist. Speicher und Prozessoren werden auf immer kleinerem Raum immer leistungsfähiger, dazu kommen immer schnellere Funkverbindungen und der Vormarsch des Cloud Computings - da ist es kaum wahrscheinlich, dass wir in zehn oder 20...
Außer Frage steht, dass das Konzept des Padfones die Zukunft ist. Speicher und Prozessoren werden auf immer kleinerem Raum immer leistungsfähiger, dazu kommen immer schnellere Funkverbindungen und der Vormarsch des Cloud Computings - da ist es kaum wahrscheinlich, dass wir in zehn oder 20 Jahren PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones immer noch als voneinander unabhängige Einheiten nutzen.
Viel eher macht es Sinn, ein kleines Zentralgehirn mit viel Rechenleistung und Speicher zu haben, das sich an unterschiedlich große Screens mit oder ohne Tastatur ankoppeln lässt. Für diese Rolle ist das Smartphone prädestiniert, zumal es die meisten Zeitgenossen sowieso ständig bei sich tragen.
Einen ersten Schritt in diese Richtung ging 2011 Motorola mit dem Atrix. Mit diesem Smartphone lässt sich eine Tastatur-Display-Einheit zum vollwertigen Android-Netbook adeln. Das war connect bei der Preisverleihung zu den Produkten des Jahres 2011 den Innovationspreis wert.
Smartphone, Tablet, Netbook: Drei Geräte in einem
Mit dem Padfone greift Asus den Ansatz auf und entwickelt ihn noch einen Schritt weiter. Das Smartphone verwandelt sich bei Bedarf in ein Tablet, das dafür nötige Modul nennt Asus Padfone Station. Aus der Station lässt sich mit einer optionalen, Station Dock genannten Tastatur zudem ein Netbook zusammensetzen.
Ein Prozessor mit seinem Arbeits-, Programm- und Datenspeicher bildet das Zentrum dieser drei, an unterschiedlichste Bedürfnisse angepassten Geräte. Das ist nicht nur eine ökonomische Lösung, sondern im täglichen Einsatz ausgesprochen praktisch. Denn egal, ob es um Kontaktadressen, Internetlinks, Zugangsinformationen, Bilder, Dokumente oder andere Daten geht - einmal abgespeichert sind sie über die drei Gerätegattungen verfügbar.
Jeder Gedanke an die sonst so lästige Synchronisation rückt in den Hintergrund. Und solange man sich allein in der Netbook-, Tablet- und Smartphone-Welt von Asus bewegt, verliert auch die Vielen bekannte Angst ihren Schrecken, dass man das wichtige File zwar überspielt hat, auf dem entsprechenden Gerät aber kein Programm findet, um es unterwegs zu öffnen.
Vom Smartphone zum Tablet
Um das Smartphone in das Tablet zu integrieren, öffnet man auf der Rückseite eine Klappe und schiebt in den darunter liegenden Schlitz das Padfone ein. Dabei sorgen ein Micro-USB-, ein Micro-HDMI- und ein dreipoliger Versorgungsanschluss für die Kommunikation zwischen den beiden Komponenten, danach kann die Klappe verschlossen und verriegelt werden. Programme, die auf Padfone und Padfone Station genutzt werden, sollten an den Umschaltvorgang angepasst sein, damit es nicht zu Konflikten kommt. Hierfür bietet Asus Programmierern Unterstützung an. Nicht vorbereitete Apps sollten vor dem Moduswechsel besser geschlossen werden.
Interessantes Detail: In der rückseitigen Klappe befinden sich zwei kleine Öffnungen, die Kameralinse und Fotolicht des Smartphones freilegen. Auch wenn wir schon bessere 8-Megapixel-Knipsen im Test hatten, damit bietet die AsusPadfone Station eine der wenigen Tablet-Kameras in dieser Auflösungsklasse.
Die Klappe des Smartphones birgt auch den Entriegelungsmechanismus, auf 90 Grad geöffnet drückt sie das Smartphone sanft aus seinen Anschlüssen. Bemerkenswert: Das Padfone nimmt zwar im laufenden Betrieb eine Micro-SD-Card auf, steckt es jedoch in der Station, ist der Sockel unter dem Batteriefach blockiert. Die Station selbst hat keinen Speicherslot.
Vom Tablet zum Netbook
Den bietet dafür die Station Dock genannte Tastatur-Touchpad-Einheit. Neben einer SD-Card finden hier auch zwei USB-Speicher Anschluss. Löblich: Ein auf das in der Windows-Welt übliche NTFS formatierter Speicherstick ließ sich mit dem Padfone im Vollausbau problemlos nutzen.

Auch wenn die Station Dock als Tastatur nicht ganz das Niveau vollwertiger Notebook-Keyboards erreicht, ist sie vielen Tablet-Zubehör-Schreibhilfen haushoch überlegen. Überzeugen konnte auch die Kombination aus Touchpad und der Zeigerbedienung von Android.
Software und Stylus
Hier gilt das Lob also Hard- und Software. Zumal erst Android 4 in der Lage ist, Smartphone wie Tablet gleichermaßen kompetent zu bedienen. In keinem Modus stellt sich der Eindruck ein, das User Interface wäre nicht angemessen, lediglich die Telefon und SMS/MMS-Oberfläche ist im Tablet-Betrieb ungewöhnlich groß.
Telefonieren lässt sich hier im Freisprechbetrieb oder über den mitgelieferten Stylus mit Headset-Funktion. Der kann auch als Bedienstift arbeiten, was auf der kapazitiven Tablet- Oberfläche viel besser klappt als bei früheren Stylus-Varianten aus dem Zubehörhandel. Den noch: Ob ein Stylus zum Telefonieren oder zum Bedienen einer auf Multitouch optimierten Oberfläche der Weisheit letzter Schluss ist, wagen wir zu bezweifeln.
Gut gelungen ist auf jeden Fall das Konzept in Padfone, Station und Dock je einen Akku zu stecken. Damit lädt die Tastatureinheit das angekoppelte Tablet und kann es so fast zur doppelten Ausdauer bringen. Das Tablet wiederum tankt ein eingestecktes Padfone nötigenfalls sogar mehrfach auf. Ausdauersorgen dürften Reisende mit der neusten Asus-Kreation keine haben.
Das Smartphone im Detail
Da es das Padfone nur zusammen mit der Tablet-Erweiterung gibt, ist die Grundinvestition kein Pappenstiel. Daher muss das Smartphone auch hohe Anforderungen erfüllen. Dass sich Asus mit dem Padfone höchsten Maßstäben stellen will, wird schon beim Blick auf das Display klar. 4,3 Zoll der neuesten OLED-Generation mit 960 x 540 Pixeln überzeugen mit satten Farben aus jedem Winkel, höchsten Kontrasten und einer ausgewogenen Balance zwischen detailreicher Darstellung und guter Ablesbarkeit.

Nur die maximale Helligkeit könnte noch etwas höher sein, um auch an strahlenden Sonnentagen draußen optimale Kontraste zu realisieren. Eine Scheibe aus Gorilla-Glas sorgt dafür, dass die gute Abbildungsqualität auch nach längerer Benutzung nicht allzusehr unter Kratzern leidet.
Verarbeitung: Mit Liebe zum Detail
Der gute Eindruck macht beim Display nicht Halt. Selbst ein begeisterter Galaxy-S3-Nutzer in der Redaktion gab unumwunden zu, dass das Smartphone von Asus besser verarbeitet ist, das seidenmatte Bronzefinish mit seiner feinen Riffelung zeigt große Liebe zum Detail; in dieser Disziplin muss es sich nur vom iPhone 4S mit seinem Edelgehäuse aus Glas und Metall geschlagen geben.
Doch dafür liegt das weniger scharfkantige Padfone angenehmer und mit 130 gegenüber den 140 Gramm bei Apple leichter in der Hand. Dass es mit neun Millimetern taschenfreundlich flach geraten ist, versteht sich von selbst. Schließlich muss es in einem möglichst flach konstruierten Tablet verschwinden können.
Ausstattung: Hohes Niveau
In Sachen Speed spielt das mit einem 1,5-Gigahertz-Zweikern- Prozessor von Qualcomm und üppigen 1 Gigabyte RAM ausgestattete Padfone in der obersten Liga mit. Das durch die Arbeitsgeschwindigkeit dokumentierte hohe Niveau spiegelt sich auch in einigen Daten wieder, etwa der mit 42 Mbit/s maximal möglichen Download-Datenrate. Die wird im sogenannten Dual-Carrier-Betrieb erreicht, in dem zwei völlig unabhängige Mobilfunkverbindungen gleichzeitig genutzt werden.
Labormessungen: Mit die beste Ausdauer
Diese Leistungsfähigkeit in einem vergleichsweise kompakten, leichten Gehäuse mit großem Display könnte technisch vorbelastete Menschen schließen lassen, dass es um die Ausdauer des Padfones nicht allzu gut bestellt ist. Doch weit gefehlt: Mit fünf Stunden Durchhaltevermögen im typischen Anwendungsmix findet sich das Asus unter den besten seiner Klasse wieder. Noch mehr überzeugen die Gesprächszeiten, die zwischen zehn und 13 Stunden im GSM- und immer noch guten knapp fünf Stunden im UMTS-Netz liegen. Das trägt zur insgesamt als sehr gut beurteilten Ausdauer bei.

Wobei sich mit dem Padfone nicht nur lange, sondern auch sehr angenehm telefonieren lässt. Dem Vergleich zum in dieser Disziplin herausstechenden Samsung Galaxy S3 hält es locker Stand und bietet in Sachen Umgebungsgeräuschunterdrückung sogar Vorteile. Selbst aus einer mittellauten Kneipe darf der Padfone-Besitzer anrufen, ohne dass sein Gegenüber Verständigungsprobleme beklagt.
Nur befriedigend fallen die Funkeigenschaften aus; doch die populärsten Kontrahenten iPhone 4S und Galaxy S3 sind in dieser Disziplin auch nicht viel besser. Kein Wunder, dass das gut ausgestattete Padfone als Smartphone eine Top-Platzierung erreicht.
Das Tablet im Detail
Verwirrende Welt: Wo das Padfone mit einem qualitativ hervorragenden Display glänzt, kann die Anzeige der Padfone Station gegenüber denen der besten Konkurrenten nicht bestehen. Das liegt zum einen daran, dass sie sehr blickwinkelabhängig ist. Hohe Kontraste ergeben sich nur bei direkter Draufsicht, schon 20 Grad um die optimale Achse beginnt der Kontrast spürbar zu sinken. Das mag unter normalen Bedingungen unwesentlich sein. Wer das Tablet aber unter beengten Verhältnissen in der Bahn oder zu zweit nutzen will, sollte mit Qualitätseinbußen rechnen.
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Die ergeben sich auch beim Einsatz im hellen Sonnenlicht, wo der Kontrast mit 14:1 zwar noch hoch genug ist, um etwa gute Lesbarkeit schwarzer Texte auf weißem Hintergrund zu garantieren, die Betrachtung von Bildern leidet aber bereits spürbar. Nach soviel Krittelei sei aber gesagt, dass das Display bei Nutzung in hellen Büros und unter normalen Blickwinkeln durchaus überzeugen kann, hier merkt auch der kritische Betrachter von den erwähnten Einschränkungen praktisch nichts.
Handhabung: Schwerer als die Konkurrenz
Bemerkbar kann sich indes das hohe Gewicht machen, dass zwischen gut 150 und knapp 300 Gramm über anderen hochkarätigen Tablets liegt. Dabei schlägt nicht nur das Smartphone-Gehäuse und -Display zu Buche, auch die Halte- und Verbindungseinrichtung fordert Tribut. Der gut konstruierte Mechanismus trägt auch zur Gehäusedicke bei, die beim Doppelten der schlanksten Mitbewerber von Motorola und Samsung liegt. In den Händen liegt das Asus-Tablet gut, eine leichte Oberflächenstruktur sorgt für Griffsicherheit. Trotz Einschubtechnik wirkt die geschlossene Padfone Station stabil und wie aus einem Guss hergestellt. Die Verarbeitungsqualität liegt kapp hinter den wenigen Geräten mit Unibody-Metallgehäuse, aber vor vielen Kunststoff-Tablets.
Kaufberatung: Tablets bis 250 Euro
Zweifel, ob die Rechenleistung des 1,5-GHz-Dual-Core-Prozessors für den Tablet-Betrieb ausreicht, sind im Praxistest schnell ausgeräumt - nicht nur das vergleichsweise kleine Smartphone- Display, auch die mit 1280 x 800 Pixeln praxisgerecht aufgelöste 10-Zoll-Anzeige der Padfone Station bringt er ordentlich auf Trab. Die Bedienung läuft mehr als flüssig, Leistungsreserven sind vorhanden.
Labormessungen: Überdurchschnittliche Ausdauer
Das gilt auch über längere Zeiträume, mit über sechs Stunden Betriebszeit gehört die Padfone Station zu den überdurchschnittlich ausdauernden Tablets. In der Ausstattung kann sie vom üppigen Featureset des Padfones profitieren: Mit Android 4.0 setzt Asus logischerweise auf das Betriebssystem, das die vorher getrennten Smartphone- und Tablet- Linien des Google OS zusammenführt. Damit stehen unter anderem auch die komplette Telefon- und SMS-Funktionalität zur Verfügung, vor allem aber beherrscht die Padfone Station alle Spielarten mobiler Datenübertragung.
Fazit: Letztlich ein günstiges Paket
700 Euro sind ein stolzer Preis, doch dafür liefert Asus ein in jeder Hinsicht überzeugendes Smartphone, das sich mit exzellentem Display, starker Rechenleistung, guter Verarbeitung und praller Ausstattung auf Platz 2 der Bestenliste katapultiert.
Dazu bekommt man ein Tablet, das zwar nicht ganz in die Spitzengruppe vorstößt, bei Funktionalität und Software aber den Stand der Technik repräsentiert und schon baubedingt jederzeit mit dem Smartphone synchron ist. Wer 150 Euro drauflegt, erhält zudem eine mit eigenem Akku und zusätzlichen Anschlüssen getunte Tastatur-Touchpad-Einheit. Wer alle drei Funktionalitäten einzeln kauft, muss mehr investieren.