Beyerdynamic T1 (2. Gen.) im Test
Das Beyerdynamic-Flaggschiff T1 geht in die nächste Runde: Die zweite Generation des Kopfhörers hat die Gene der Tesla-Technologie geerbt und soll manche Tugend des Vorgängers sogar noch verbessern.

Tesla ist für manchen ein Auto. Oder ein Synonym für beeindruckenden Antrieb: Bei Beyerdynamic steht das „T“ für seine Tesla-Schallwandler, die mit einer Antriebsleistung aufspielen, die über einem Tesla liegt – der Maßeinheit für die magnetische Flussdichte. Dadurch sollen elektrische S...
Tesla ist für manchen ein Auto. Oder ein Synonym für beeindruckenden Antrieb: Bei Beyerdynamic steht das „T“ für seine Tesla-Schallwandler, die mit einer Antriebsleistung aufspielen, die über einem Tesla liegt – der Maßeinheit für die magnetische Flussdichte. Dadurch sollen elektrische Signale via filigraner Schwingspulen weitgehend verlustfrei in Schallschwingungen umgewandelt werden, überdies Wirkungsgrad und Lautstärkepotenzial profitieren. Die zweite Generation des dynamischen, halboffenen Spitzenmodells Beyerdynamic T1 mit seinen 600-Ohm-Wandlern unterzogen die Ingenieure einem aufwendigen Feintuning für eine noch beeindruckendere Performance.
Überarbeitung mit Köpfchen
Eine spezielle Bedämpfung im Herzen des Tesla-Treibers soll störenden Resonanzen im sensiblen Hochtonbereich den Garaus machen und für seidigen Klang sorgen. Überdies überarbeitete das Evolutions-Team die Geometrie der Schallwandkonstruktion: Ein noch stabileres, dreilagiges Compound-Gewebe löst das einlagige ab. Ziel: Das Mitschwingen des Gewebes weitgehend zu reduzieren, um die Präzision zu erhöhen, vor allem im Tiefton. Der ultrafeine Kupferdraht der feinen Spulen ist nur rund halb so dünn wie ein Menschenhaar, die Herstellung erfordert Knowhow. Erfahrene Mitarbeiter fertigen den T1 deshalb im handselektierten Bau.

Auch außen zeigen sich evolutionäre Veränderungen: Die Anschlusskabel mit vergoldeten Kontakten lassen sich nun am Hörer einstecken, und zwar präzise rastend. Die textilummantelten, geschmeidigen Leitungen sind über die gesamten drei Meter geschirmt. Das Innere glänzt mit Leitungen aus OCC-7N-Kupfer – eine Güte von 99,9999999 Prozent und eine Qualität, die zum Besten gehört, was die Branche zu bieten hat. Schön: Wer mag, kann ein symmetrisches Kabel mit vierpoligen XLR-Steckern einstöpseln, das es optional für rund 150 Euro gibt.
Ein Herz für Komfort und Design
Die Optik ist weitgehend geblieben, schließlich heimste der Vorgänger Beyerdynamic T1 (Test) den Red Dot Design Award 2010 ein. Doch auch der Komfort stand im Pflichtenheft. Viskoelastische, atmungsaktive Velours-Ohrpolster aus Hohlfasern, die Wärme und Feuchtigkeit vom Kopf wegtransportieren, sollen im Verbund mit Formgedächtnisschaum bestes Hörvergnügen garantieren.
Die Kopfpolster formen die Heilbronner nun aus Kunstleder – nicht aus Kostengründen: Erstens soll die Qualitätskonsistenz höher als bei Leder sein, zweitens handelt es sich um teures, proteinbeschichtetes Material, das laut Beyerdynamic ausgewählten Kunden vorbehalten ist. In der Tat: Der T1 schmiegt sich angenehm auf und am Kopf an. So richtig federleicht wirkt der 360-Gramm-Hörer aber nicht ganz.

Hörtest
Bühne frei: Der T1 trat an diversen Kopfhörerverstärkern mit unterschiedlichster Musik an. Ob prickelnde Atmosphäre (Buena Vista Social Club: „Lost And Found“, Neil Diamond: „Hot August Night“), druckvolle bis sprühende Percussion (Elbtonal Percussion: „Urban Drums“), anmutige Stimmen (London Grammar: „If You Wait“) oder luftig-dynamische Klassik (Sol Gabetta: „The Chopin Album“): Der T1 überzeugte mit harmonischer Geschlossenheit, feiner Auflösung, teils frappierender Präzision, pointierter Basswärme und Obertonglanz. Auch die Klangbühne breitete sich wohltuend aus. Nur an mancher Stelle hätte man sich noch ein etwas üppigeres Raumgefühl gewünscht, aber das sind im Grunde Marginalien.
Fazit
Die Evolution entlässt ihre Kinder: Der neue Beyerdynamic T1 der zweiten Generation verkörpert die in teils aufwendigen Details verbesserte Tesla-Technologie der Heilbronner Spezialisten, gepaart mit sinnvollen Ideen in puncto Praxistauglichkeit und Komfort. Sein Klangcharakter besticht mit Ausgewogenheit, beeindruckender Präzision, Auflösung, Feindynamik, Farbechtheit und Bassprägnanz – und das auch dann, wenn’s mal etwas lauter sein darf, wie bei knackigem Newcomer-Pop von Farao oder alten Hasen wie Fleetwood Mac.