Standboxen

Canton Reference 5 K im Test

7.9.2022 von Wolfram Eifert

Boxenspezialist Canton hat seine Reference-Baureihe gründlich überarbeitet. Die größten Änderungen gab es bei den Treibern, die nun alle über Keramikmembranen verfügen. Der Klangcharakter ist deutlich wärmer und geschmeidiger als bisher. Wir prüfen die Neuheit im Test.

ca. 3:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Canton Reference
Die neue Canton Reference-Serie mit Kermaikmembran.
© Canton

Pro

  • Kraftvolle und sehr neutrale Spielweise
  • souveräner Bass
  • stets rund und geschmeidig
  • meistert komplexe Klangkörper ohne Anstrengung

Contra

  • -

Fazit

audio Klangurteil: 100 Punkte; Preis/Leistung: Überragend; audio Empfehlung "Große Abbildung"


Hervorragend

Erfolgreiche Lautsprechermodelle zu verfeinern ist keine einfache Aufgabe, ganz besonders bei beliebten Klassikern. Würde man Besitzer der zuletzt 2011 modifizierten Reference 5 von Canton fragen, welche Änderungen sie sich wünschen, dann käme nach ausgiebigen Lobeshymnen und längerem Zögern vermutlich nur der Wunsch nach einem etwas entspannteren, weniger forschen Klangcharakter.

Dieser Traum soll mit der neuen Canton Reference 5 K in Erfüllung gehen. Besaß bislang nur der Hochtöner eine besonders steife und klangtreue Keramikmembran, hält der vornehme Werkstoff, der eine ganze Reihe faszinierender Eigenschaften besitzt, nun auch bei den Konustreibern Einzug. Zu erkennen gibt sich das Material an seiner charakteristischen hellbraunen Farbe.

Ausgangsbasis ist eine Aluminiumfolie, die für die bisherigen Reference-Treiber lediglich hauchdünn eloxiert wurde, was auf die Steifigkeit des Werkstoffs keinen sonderlich großen Einfluss hat.

Canton Reference 5 K
Mehr Feindynamik: Die neuen Treiber mit stabilen Keramikmembranen (im Bild der Mitteltöner) klingen rein und musikalisch.
© Canton

Bei der neuen Generation werden durch einen komplexen chemischen Prozess beiderseits etwa 20 Prozent des Aluminiums in Keramik verwandelt. Dadurch vervielfacht sich die Steifigkeit, während der verbleibende, chemisch unveränderte Aluminiumkern seine Eigenschaften behält und dämpfend wirkt.

Laut Canton verschieben sich so die bei klassischen Alumembranen üblichen Partialschwingungen in Richtung höherer Frequenzen, auch soll das "Aufbrechen" leiser ablaufen. Im Gegensatz zu Vollkeramikmembranen, die außerhalb ihres Übertragungsbereichs nur allzu gerne aggressiv klingeln, benötigen die Treiber mit Verbundkeramik keine aufwendige Filterung und sind daher problemlos mit vergleichsweise puristischen Frequenzweichen zu betreiben, die das Zeitverhalten der Boxen nicht durcheinander wirbeln.

Hintergrund der Neuentwicklung ist das Streben nach einem verstärkt kolbenförmigen Schwingverhalten mit höherer Impulstreue, mehr Feindynamik und dadurch geringerer Lästigkeit. Das Versprechen erscheint glaubhaft, denn die Mustermembran, die uns als Anschauungsobjekt zur Verfügung stand, zeigt sich tatsächlich erheblich steifer als die bisherigen Aluminiumteller und reagiert beim Klopftest mit einem stark gedämpften, gar nicht aufdringlich klingenden Geräusch.

Canton Reference 5 K
Die kleine Version der neuen Canton Reference 5 K
© Canton

Im Zuge der Neuausrichtung sank die Trennfrequenz zu den Tieftönern von 280 auf 220 Hertz, was die Feindynamik fördern soll. Tendenziell weichere Aufhängungen führen bei den Basstreibern zu einer etwas tieferen Grenzfrequenz, verbunden mit leichten Abstrichen beim Wirkungsgrad. Dennoch zählt auch die K-Version zu den wattgenügsamsten Boxen ihrer Klasse.

Ebenfalls dem Bassverhalten zugute kommt ein vergrößertes Gehäusevolumen, durch ein gegenüber dem Vorgänger um gut acht Zentimeter tieferes Gehäuse. Auch sind die Seitenwände anders gebogen, was in der Summe deutlich mehr Innenvolumen ergibt und die Tieftöner freier aufspielen lässt. Optisch erwächst daraus kein Nachteil, denn Schallwandbreite und Boxenhöhe wurden nicht verändert.

Mit den neuen Membranen halten dreifach gefaltete Sicken Einzug, die größere Auslenkungen zulassen und durch eine gesteigerte Symmetrie beider Bewegungsrichtungen klangverfeinernd wirken. Beim Zerlegen der Box zeigt sich eine weitere, trickreiche Änderung.

Der bisher in alle Richtungen schalldurchlässige, nunmehr seitlich geschlossene Zwischenraum (siehe Foto unten) ist stärker in die Bassabstimmung einbezogen, wodurch das im Gehäuseboden integrierte Reflexrohr trotz minimal tieferer Gesamtabstimmung verkürzt werden konnte. Die Maßnahme soll Strömungsgeräusche eindämmen und tiefste Frequenzen effizienter an den Raum koppeln.

Canton Reference 5 K
Schallführung: Zwei Leisten auf der Bodenplatte leiten den Tiefbass aus dem Reflexrohr nach vorne und hinten.
© Canton

Im Messlabor imponierte die Canton Reference 5 K mit einer gegenüber der Vorgeneration nochmals gesteigerten Linearität und Verzerrungsarmut, wenngleich die Differenzen auf dem Papier nicht spektakulär ausfallen. Hörbar war die Neuausrichtung dafür deutlich.

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Obwohl schon der Vorgänger untenherum durchaus kontrolliert auftrat, konnte sich die Weiterentwicklung bei Schnelligkeit und Homogenität absetzen. Bassattacken kamen nach wie vor wuchtig, doch sie klangen schneller ab und verdeckten weniger Details in den Mitten. Zudem wirkte die K-Version trotz höherer Klangrichtigkeit geschmeidiger. Der Zugewinn an Gelassenheit zog sich über den gesamten Frequenzbereich und schien in den oberen Mitten am stärksten ausgeprägt.

Beim James- Brown-Klassiker "It's A Man's World" in der Interpretation von Inga Rumpf (inakustik) geht es in jeder Beziehung zur Sache. Da toben kernigste Bassläufe, eine ungehemmt aufspielende Orgel, ein entfesseltes Klavier und nicht zuletzt die rockige Frauenstimme.

Die Canton Reference 5 K meisterte den gewaltigen Reichtum an Klangfarben und Dynamikschattierungen ohne Anzeichen von Anstrengung. Selbst die nicht wirklich einfache Gesangstimme klang richtig sexy.

Fazit

Die Einführung von Membranen aus Verbundkeramik für alle drei Zweige nimmt dem Klang jede Lästigkeit, erhöht die Detailtreue und verringert die Ermüdung bei längeren Sitzungen. Meine ganz persönliche Prognose: Die Fans der Marke und sicher auch viele andere werden den feinen und geschmeidigen Klangcharakter der Canton Reference 5 K heiß und innig lieben. 

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