Canton Reference 9 im Test: Elegante und audiophile Kompaktbox mit erstaunlicher Basswiedergabe
Als einzige Kompaktbox in Cantons Premium-Serie muss sich die Reference 9 wohl oder übel mit ihren großen Schwestern vergleichen lassen. Dabei schlägt sie sich deutlich besser, als der Größenunterschied vermuten lässt.

Bei der Canton-Nomenklatur steigt mit der Größe eines Lautsprechers normalerweise die Nummer in der Modellbezeichnung. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, und die Reference-Serie stellt eine solche Ausnahme dar. Bei der Topserie der hessischen Traditionsmarke dreht sich diese Reg...
Bei der Canton-Nomenklatur steigt mit der Größe eines Lautsprechers normalerweise die Nummer in der Modellbezeichnung. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, und die Reference-Serie stellt eine solche Ausnahme dar. Bei der Topserie der hessischen Traditionsmarke dreht sich diese Regel nämlich um: Der Lautsprecher mit der höchsten Zahl ist der kleinste und der einzige Kompaktlautsprecher der Serie.
Doch von der geringen Größe sollte man sich nicht täuschen lassen. Aufgrund des geschickten Technologietransfers von ihren großen Geschwistern ist die Reference 9 durchaus in der Lage, größere Räume adäquat zu beschallen.

Das Design: heiße Kurven
Bei der Reference 9 haben es die Canton-Entwickler erstmals geschafft, ihr Bass-Guide-Bassreflexsystem in einen kompakten Lautsprecher zu integrieren. Umso beeindruckender ist es, dass ihnen dies auf äußerst elegante Weise gelungen ist.
Das tropfenförmige Gehäuse der Reference 9 hat keine parallelen Flächen. Alle Seiten verjüngen sich nach hinten und sind mehr oder weniger stark gewölbt. Dies verleiht dem Gehäuse eine hohe Steifigkeit und Stabilität, was beim obligatorischen Klopftest schon zu einem ersten, äußerst positiven Eindruck führt.

Die Wölbung des Gehäusebodens macht allerdings für eine wackelfreie Aufstellung einen Sockel erforderlich. Wie bei ihren großen Schwestern dient der Bass-Guide als Sockel und beherbergt die Gewinde für die vier beigelegten Gummifüße. So findet die Reference 9 nicht nur bei freier Aufstellung auf Lautsprecherständern, sondern auch bei wandnaher Platzierung auf einem Sideboard stabilen Halt.

Unabhängig von der Gehäuseausführung ist der Bass-Guide immer in schwarzem Klavierlack gehalten, was bei der weißen Variante einen schönen Kontrast und eine fast schwebende Optik ergibt.
In der oberen Hälfte der 60 Millimeter starken, aus dem Vollen gefrästen Schallwand sitzt der Tiefmitteltöner. Ihn rahmt ein dezenter elliptischer Waveguide ein. Bei Canton wird der ASW-Abdeckring (Asymmetrischer Waveguide-Ring) genannt. Die Schallführung des 25-mm-Kalottenhochtöners in der unteren Hälfte ist im Verhältnis deutlich größer und wird der Bezeichnung Waveguide eher gerecht als beim Tiefmitteltöner.
Die magnetische Frontbespannung erstreckt sich nicht wie meistens üblich über die komplette Vorderseite, sondern besteht aus zwei getrennten kreisrunden Abdeckungen. Sie verhüllen nur die Chassis und geben den Blick auf die hervorragend verarbeiteten Oberflächen frei.
Von Gehäuseform und Frontbespannung über die Positionierung der Chassis bis hin zum Verhältnis von Sockel und Gehäuse wird deutlich, dass bei der Entwicklung der Reference 9 nicht nur rein technische Gesichtspunkte eine Rolle spielten.

Die Struktur: Fels in der Brandung
Dem Form-follows-Function-Prinzip folgend bringt das Design der Reference 9 aber nicht nur optische, sondern vor allem akustische Vorteile. Die Rundungen wirken sich einerseits positiv auf die Stabilität und die Minimierung von Resonanzen aus und verhindern andererseits unerwünschte, weil verfärbende Kantenbeugungseffekte.
Die innenliegenden Verstrebungen und das computeroptimierte Kammersystem halten stehende Wellen im Inneren des Lautsprechers wirksam in Schach und tragen zusätzlich zur Reduzierung klangschädlicher Gehäuseresonanzen bei.
Der Bass-Guide gibt nicht nur stabilen Halt und Unterstützung im Bassbereich, sondern sorgt auch für eine gleichmäßige Anregung der Luft durch gleich große Öffnungsflächen an Vorder- und Rückseite.

Die Technik: kluge Transferpolitik
Wie bei den größeren Modellen von Cantons Reference-Serie kommt auch bei der Reference 9 ein 25-mm-Kalottenhochtöner mit schwarzer Aluminiumoxid-Keramik-Membran zum Einsatz.
Die Platzierung des Hochtöners unterhalb vom Mitteltöner wurde genauso übernommen wie der ihn umrahmende Waveguide.

Anders als in den Standlautsprechern wird der 174-mm-Mitteltöner im kleinsten Reference-Modell vom reinen Mitteltöner zum Tiefmitteltöner befördert.
Die Chassiskonstruktion mit superstabilem Korb, mehrfach hinterlüfteter Zentrierspinne, perforiertem Schwingspulenträger und hochstabiler schwarzer Keramik-Wolfram-Membran mit Wave-Sicke meistert die zusätzliche Tieftonbelastung problemlos.
Anders als bei der Reference 5 machten sich die neuen Aufgaben des 174-mm-Chassis durch etwas höheren Klirr im Oberbass bis hin zu den unteren Mitten zwar bemerkbar – aber nur im Messdiagramm. Im Hörtest ist überhaupt nichts davon zu hören. Das spricht durchaus für die hohe Fertigungsqualität des Treibers.

Auch das Terminal wurde in abgespeckter Form von den Standlautsprechern der Serie übernommen. Abgespeckt deshalb, weil anders als in den Drei-Wege-Modellen beim kompakten Zweiwegerich die Mitteltonanpassung entfällt und das Anschlussfeld nicht mehr als Bi-Wiring-Version über vier, sondern lediglich noch über zwei Polklemmen für Single-Wiring verfügt.

Die etwas fummelige dreistufige Hochtonanpassung (bis zu 3 dB, von −1,5 dB bis +1,5 dB) ist aber ebenso vorhanden wie die massiven, griffigen und edlen WBT- nextgen-Klemmen und die Montageplatte aus Polyoxymethylen. Die Canto-Link-400-Kabel der Reference 9 waren ebenfalls schon in der Innenverkabelung der Reference-Standlautsprecher zu finden.

Der Klang: ehrlich und balanciert
Im Hörtest konnten die Reference 9 voll überzeugen und ließ nichts vermissen. Mit geschlossenen Augen hätte ich aufgrund der souveränen und kraftvollen Wiedergabe eher eine ausgewachsene Standbox erwartet. Das Bassfundament war so überzeugend, dass sich die „Kleine“ selbst neben ihren größeren Schwestern behaupten könnte.
Das Schlagzeugsolo bei der 3:30-Minuten-Marke von „Pneuma“ aus dem 2019er-Tool-Album „Fear Inoculum“ bildete sie präzise und souverän und mit dem richtigen Druck ab. Tugenden, die sich durch die gesamte Hörsession zogen.
Egal ob Michael Jacksons Interpretation des Beatles-Klassikers „Come Together“ aus dem 1995er-Album „HIStory – Past, Present and Future Book I“, „Muse 2 the Pharaoh“ aus Princes 24. Studioalbum „The Rainbow Children“ oder „Brass Monkey“ aus dem Beastie-Boys-Debüt „Licensed to Ill“, nichts konnte den Tiefmitteltöner der Reference 9 aus der Ruhe bringen.
Erst im direkten Vergleich mit deutlich teureren Standboxen zeigte sich, wo eine Zwei-Wege-Konstruktion prinzipbedingt eben an ihre physikalischen Grenzen stößt. Denn ein vollwertiger Drei-Wege-Turm mit dediziertem Tieftöner kann explosive Bassattacken dann doch mit noch mehr Autorität und Präzision in den Hörraum wuchten.
Der Hoch- und Mitteltonbereich überzeugte mit Natürlichkeit, Finesse und dem Gespür für das richtige Maß. Insgesamt spielte sie sehr gut ausbalanciert, mit bruchlosem Übergang zwischen beiden Zweigen. Was sich vor allem in einer sehr realistischen Wiedergabe von Stimmen und Akustikgitarren zeigte. Der Hochtöner arbeitete auch feinste Details präzise heraus, ohne sie übertrieben in den Vordergrund zu stellen.

Notizen aus dem Testlabor
Sehr ausgewogener Frequenzgang ohne Welligkeiten mit leichter Betonung von Bässen (4 dB) und Höhen (in Neutralstellung +3 dB). Breite, saubere Schallabstrahlung. Gutes Zeitverhalten, schnelles Ausschwingen der Wasserfallmessung (ohne Abbildung). Für diese Größe tiefreichendes und pegelfestes Bassfundament (-3/-6 dB-Grenze 41/37 Hz, Maximalpegel 100 dBSPL).

Verzerrungsarme Mitten, minimal erhöhter Klirr im Bass und im Bereich der unteren Übertragungsgrenze des Hochtöners. Ordentlicher Wirkungsgrad (82 dB/ 2 V/1 m), empfohlene Verstärkerleistung 75 W/4 Ω. AUDIO-Kennzahl 71
Canton Refrence 9: Fazit
Die Reference 9 ist ein wichtiger Baustein in Cantons Premium-Serie. Denn sie ermöglicht es, die Qualitäten ihrer großen Schwestern auf kleinstem Raum zu genießen.
Sie vereint auf den ersten Blick widersprüchliche Eigenschaften wie kompakte Bauweise und Bassfundament, Analyse und Musikalität und hat zudem kaum Vorlieben bei der Auswahl von Musik und Elektronik. Damit wird sie viele audiophile Herzen sehr glücklich machen.
Technische Daten: Canton Reference 9
Vollbild an/ausTechnische Daten | Canton Reference 9 |
---|---|
Akustisches Prinzip | 2-Wege Bassreflexsystem |
Prinzip Passivresonator | Bassreflexsystem |
Abstrahlrichtung Resonator | Downfire |
Hochtöner | 1 x 25 mm Kalotte mit Aluminium-Keramik-Oxyd-Membran |
Tief-/Mitteltöner Anzahl | 1 x 174 mm mit Black Keramik-Wolfram Membran und Wave-Sicke, TCC |
Nennbelastbarkeit | 125 Watt |
Musikbelastbarkeit | 220 Watt |
Übertragungsbereich | 25 - 40.000 Hz |
Impedanz | 4 - 8 Ohm |
Pegelanpassung | Ja |
Wirkungsgrad 2,83V/1m | 87 dB |
Anschlüsse | WBT-Anschlussterminal mit Pegelanpassung |
Gewicht | 18 kg |
Maße (B x H x T) | 26 x 45 x 39 cm |
Canton Reference-Serie: Angebote und Vergleich
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