Vor- und Endverstärker
Cyrus Audio Pre-XR und Stereo 200 im Test
Cyrus Audio, immer noch so britisch wie eh und je, wechselt zwar nicht die Verpackung, aber den Inhalt. Die XR-Serie, angeführt vom Topmodell Pre-XR, steht für eine von Grund auf neu entwickelte Produktreihe.
- Cyrus Audio Pre-XR und Stereo 200 im Test
- Endverstärker: Cyrus Audio Stereo 200

Entwickelt und hergestellt in England, heißt es stolz auf der Homepage von Cyrus Audio. Und das ist ja genau der Punkt, auf den die Liebhaber britischer HiFi-Technik bestehen. Die unverwechselbar typischen Geräte von Cyrus besitzen mittlerweile eine riesige Fangemeinde. Und die Engländer beherrschen auch die Klaviatur der Social-Media-Kanäle virtuos, womit schon erkennbar ist, dass man sich in Huntingdon, Cambridgeshire, nicht auf der Tradition ausruht. Der beste Beweis dafür ist wohl die XR-Serie, die zwar, wie sollte es auch anders sein, im typischen Cyrus-Look daherkommt, aber beginnend mit dem Vorverstärker Pre-XR komplett neu entwickelt wurde.
Vorstufe: Cyrus Audio Pre-XR
Der Pre-XR nutzt das in seiner Grundform altbekannte Cyrus-Druckgussgehäuse, welches keinen Gehäusedeckel besitzt, sondern nur eine abnehmbare Bodenplatte; die Elektronik hängt quasi nach unten schauend im Aluminium-Kabinett, das eine Lackierung in „Phantom Black“ erhielt. Ergänzt durch ein berührungsempfindliches Tastenfeld und ein hochauflösendes, sehr helles und kontrastreiches Display entstand ein neuer, nun auch mithilfe eines Betriebssystems voll konfigurierbarer Vorverstärker, der zudem einen kompletten DAC sowie eine MM-Phonostufe bietet.
Dass ein Digital-/Analog-Wandler zum integralen Bestandteil eines Vorverstärkers wird, liegt voll im allgemeinen Entwicklungstrend, Cyrus macht da also keine Ausnahme und spendierte ein hochwertiges Wandlermodul mit USB-Audio. Aber der Reihe nach: Die Analogsektion mit vier analogen Eingängen und dem Phonomodul verfügt zugunsten kurzer Signalwege vor Ort über hochwertige Umschaltrelais, anschließend kommt eine, wie Cyrus sich ausdrückt, neue „Hochleistungs“-Verstärkerstufe zum Einsatz.

Die mündet letztlich in einem Festpegel-Ausgang plus zwei geregelten Ausgängen, von denen einer symmetrisch ist – die optimale Verbindung zum Endverstärker Stereo 200. Laut Messung liegt die Ausgangsimpedanz des Pre-XR unsymmetrisch bei sehr niedrigen 50 Ohm, womit niederohmige Endstufeneingänge und lange Leitungen kein Problem darstellen.
Power-Stromversorgung
Einem Vorverstärker einen 74-Watt-Ringkerntrafo zu spendieren, ist wohl schon ein kleines bisschen verrückt, aber genau jene Art von klangstarkem britischem HiFi, die wir alle so lieben. Dem reichlich überdimensionierten Trafo folgen nach der Gleichrichterstrecke hochwertige Siebkondensatoren in Form spezieller, extra für Audiozwecke gebauter Typen, sowie rauscharme elektronische Spannungsregler, insgesamt 15 an der Zahl.
Eine abgetrennte, eigene Stromversorgung kümmert sich ausschließlich um die digitalen Kontrollschaltungen, man will damit vermeiden, dass Störungen in den Audio-Trakt eindringen können. Übrigens: Als Upgrade erhältliche, sehr leistungsfähige Zusatz-Netzteile sind ja eine alte Gepflogenheit bei Cyrus. Der Pre-XR macht da keine Ausnahme und besitzt einen Anschluss für das ebenfalls neue Extra-Netzteil PSU-XR.
Für den Pre-XR übernimmt das mit fünf geregelten Spannungen ausgestattete PSU-XR die Versorgung der Analogschaltungen mit „blitzsauberen“ Referenzspannungen. Wer sich über die Multikontakt-Computerbuchse unten rechts auf dem prallgefüllten Anschlussfeld des Pre-XR wundert: genau das ist die Schnittstelle zum optionalen Zusatznetzteil.

Phonostufe: preisgekrönt
Als weit über Klassenniveau liegend beschreibt Cyrus die serienmäßig eingebaute MM-Phonostufe, für die wir übrigens 180 Picofarad Eingangskapazität ermittelten. Hier sollen viele Designmerkmale des preisgekrönten Cyrus-Phonoverstärkers „Signature“ übernommen worden sein. Der wie auch der Analogzweig enorm breitbandige und völlig ohne Tiefstton-Abfall arbeitende Phonoamp steigt im Frequenzgang messtechnisch oberhalb von 20 Kilohertz kräftig an. Klanglich offenbart sich die Phono- Lösung im Pre-XR als überraschend gut, sie ist alles andere als eine Verlegenheitsofferte und hat einen feinen MM-Abtaster verdient.
Ein weiteres Feature des üppig ausgestatteten Cyrus fällt erst beim dritten Blick auf das eng bestückte Anschlussfeld auf: Tatsächlich kann der Vorverstärker mit einem eigenen Kopfhörerverstärker aufwarten, dessen 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse sitzt recht versteckt unmittelbar neben der Netzbuchse. Zwar sehr niederohmig, fiel der Kopfhöreramp aber nicht betont leistungsstark aus, doch man muss ja kein allzu „leises“ Headset anschließen.

DAC 2. Generation
Mit der zweiten Entwicklungs-Generation des QXR-DACs von Cyrus kann die XR-Serie und damit der Pre-XR mit einem hochmodernen Wandler aufwarten, der natürlich auch mit einer USB-Schnittstelle ausgestattet ist. Während die S/PDIF-Anschlüsse immerhin bis 24 Bit/192 kHz spezifiziert sind, akzeptiert der Pre-XR via USB 32 Bit Auflösung und 384 kHz Taktfrequenz im asynchronen Betrieb. Auch DSD-Fans kommen hier mit nativem DSD-Betrieb bis hin zu DSD512 sowie DOP (DSD Over PCM) bis zu DOP126 wohl voll auf ihre Kosten.
Es bleibt schließlich dem Nutzer überlassen, sich hier zwischen sage und schreibe sieben verschiedenen digitalen Filteroptionen zu entscheiden, eine Art kleiner „Klangregler“, der über das Menü erreichbar ist. Innerhalb einer leicht verständlichen Baumstruktur ermöglicht das Setup des Vorverstärkers unter anderem auch die Benennung aller Signalquellen sowie ein sehr nützliches Pegel-Preset, um Lautstärkesprünge zwischen einzelnen Zuspielern zu vermeiden.
Fazit: Cyrus Audio Pre-XR
Üppig ausgestatteter Fast-alles-Könner mit zeitgemäßem DAC und hochmoderner, menügesteuerter Technik. Klanglich ohne Fehl und Tadel mit fein ausbalancierter Abstimmung, die genau den richtigen Nerv trifft.