Stereo-Kombi
Exposure 2010 S2 IA & 2010 S2 CD im Test
Wenn es so etwas wie einen ewigen Geheimtipp gibt, dann wäre Exposure aus England sicher ein ganz heißer Anwärter auf die Auszeichnung. Wie schlägt sich ihre CD-Player-/Verstärker-Kombi im Test?

Oft rekrutierte Exposure seine Fans aus jenen Zirkeln, die auch Naim besonders zugetan waren. Doch während die Marke aus Salisbury sich nach dem Ableben des Firmengründers Julian Vereker mit wachsendem Eifer auf Vernetzung und gestreamte Musik vom Massenspeicher stürzte, blieb Exposure dem klassischem HiFi mit wenigen Features treu: "Real hi-fi at real world prices." Sogar ohne den inzwischen ausgestiegenen Gründer John Farlowe, der seine Firma 1974 mit Profi-Background gründete, um dynamischen Sound zum erschwinglichen Preis ins Wohnzimmer zu bringen, hat sich am puristischen Anspruch nichts geändert.
Aufbau
Mit Ausnahme der EXP-03-Serie für Apple-Afficionados gibt es in allen Baureihen nur CD-Player, Tuner und Abhandlungen des Themas Verstärkung, die sich durch den Grad der Arbeitsteilung und die Leistungsabgabe unterscheiden. Und weil sich die Welt in diesem überschaubaren Bereich noch langsam dreht, gilt hier Modellkonstanz als hohe Tugend. So haben wir es dann auch mit den S2-Versionen des CD-Players und Vollverstärkers der bodenständigen Serie 2010 zu tun. Beiden gemeinsam ist die schlichte, trotzdem edle Bauweise mit dicken Aluminium-Frontplatten und pulverbeschichteten Gehäusen aus Alublech. Das Material ist einerseits amagnetisch, leitet andererseits Vibrationen und Hitze besser ab als die üblichen Stahlbleche. So kommt auch der Verstärker ohne Kühlöffnungen aus.
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Für noch bessere elektromagnetische Abschirmung und Resonanzkontrolle wurde das Gehäuse des 2010S2 einigen Modifikationen unterzogen. Der 200 VARingkerntransformator und die beiden großzügig bemessenen Netzteilkondensatoren lässt sich Exposure nach Maß anfertigen. Die bipolaren Leistungstransistoren des klassischen, allerdings fertigungsoptimiert und im Sinne kürzest möglicher Signalwege auf einer zentralen Platine aufgebauten Stereo-Vollverstärkers kommen von Sanken, dem japanischen Spezialisten im Bereich analoger Halbleitertechnik.

Alles für Analogos
Ein iPod oder dergleichen lässt sich nicht anschließen, dafür werden Analogfans bestens bedient: sechs Hochpegel-Eingänge, ein Tape-Ausgang stehen bereit und wer möchte, kann sich eine Phono-Platine mitbestellen beziehungsweise nachrüsten. Und zwar eine ernstgemeinte, denn Exposure vertraut auf zwei getrennte, hochspezialisierte Lösungen für MM- oder MC-Systeme. Und weil klassische Stereo-Liebhaber gerne mal tüfteln und tunen, bietet der 2010S2 IA zwei Paar Lautsprecheranschlüsse zur Beschäftigung mit Bi-Wiring-Freuden.
Darüber hinaus gibt es einen Vorverstärker-Ausgang zum Systemausbau, etwa mit der Endstufe aus der gleichen Serie, die sinnigerweise keine Vorstufe offeriert. Offensichtlich setzt Exposure im erschwinglichen Bereich auf geldbeutelschonenden schrittweisem Aufstieg.
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Der CD-Player bietet als größten sichtbaren Luxus einen Titelkalender im Display und einen exotischen BNC-Digital-Ausgang als Ergänzung zum optischen S/PDIF-Ausgang. Was man nicht sieht, aber positiv bemerkt: Im Innern werkelt ein reines CD-Laufwerk, das nach dem Einlegen der CD schneller loslegt, als die verbreiteten Universal-Disc-Laufwerke - allerdings mit kernigem Geräusch beim Starten und Skippen. Die D/A-Wandlung obliegt einem Burr Brown PCM 1716, einem Zweikanal-DAC, der mit 24 Bit und 192 kHz spezifiziert ist - was eher von theoretischer Bedeutung ist, weil der CD-Player über keinen Eingang verfügt, um den Wandler für hochauflösende Digital- Quellen zu nutzen.

Hörtest
Was soll's, wenn schon CD so beherzt zur Sache geht? Die kleine Kombi klang sehr stimmig und zupackend, schreckte nicht einmal vor der riesigen, fordernden KEF Reference 207/2 zurück. Die Arbeiter-Kombi entlockte der Luxusklasse- Box neutrale Klangfarben, höchste Spielfreude und einen erstaunlich trockenen, konturierten Bass. Eine erwachsene Vorstellung mit stabiler Abbildung, an der - wie die Einzelbeurteilung zeigte - beide Teammitglieder den gleichen Anteil trugen. Beiden zu eigen war auch ein großes Differenzierungsvermögen in den Mitten bei leichter Zurückhaltung im Obertonbereich, der zwar zackig, aber nicht so feinzeichnend wie über die Rotel- Komponenten wirkte.