Hörtest: Vorverstärker McIntosh C 50
- Im Test: Vorverstärker McIntosh C 50
- Hörtest: Vorverstärker McIntosh C 50
- Datenblatt

© Herbert Härle
Im Hörtest musste sich der McIntosh ganz ohne künstliche Klangkorrekturen behaupten. Dabei zeigte sich sehr schnell, dass der Amerikaner keinerlei Geschmacksverstärker benötigt. Dem Zauber des C 50 kann man sich schwerlich entziehen: Die Musik kommt auf einen zu und nimmt einen von den ersten Takten an vollkommen in Beschlag. Elvis Costello stand in voller Größe zwischen den Lautsprechern. Selten konnten wir im AUDIO-Hörraum einen derartigen Fokus erleben.
Die Konturen des Singer/Songwriters ließen sich messerscharf vor dem geistigen Auge nachzeichnen. Jede Bewegung, jedes Atmen ließ sich nachvollziehen. Um Costello herum baute der McIntosh das Metropole-Orchester äußerst plastisch auf. Selten widmete sich eine Vorstufe den warmen, luftigen Bogenstrichen der Violinen mit der gleichen Leidenschaft und Präzision, die der C 50 auch den in strahlenden Farben loslegenden Trompeten angedeihen ließ. Die Leuchtkraft der Klangfarben und die Plastizität der gesamten Abbildung kennzeichnen die außergewöhnliche Performance der US-Vorstufe.
Das war aber längst nicht alles, womit der C 50 sein Publikum in seinen Bann zog. Der Bass war eine Klasse für sich: Ganz gleich, ob Drum oder Kontrabass, der McIntosh verstand es, sowohl das Volumen der Instrumente äußerst naturgetreu umzusetzen als auch Kontur und Timing zu wahren. Die Kesselpauken in orchestralen Werken wie den Planeten von Holst (Chicago Symphony Orchestra, DG) ließen sich im Hörraum über die beiden KEF Reference 207/2 selten so mächtig und explosiv erleben. Doch der Mac mochte auch Rock und Pop.
Elektronische Drums in Werken wie "Love Lockdown" von Kanye West kamen gnadenlos trocken aus den Lautsprechern. Diese Art von Wiedergabe hatte etwas Endgültiges. Selten drängte sich der Vergleich mit der Farbe Schwarz als Synonym für die Tieftonwiedergabe dermaßen auf wie bei dieser Vorstufe. Die Bässe des C 50 sind so schwarz wie schwarze Löcher im Universum, und nicht zuletzt deshalb droht der Ami auch, seine Zuhörer mit Haut und Haaren zu verschlingen. Dieser Klang hat etwas Süchtigmachendes, und es verwundert, dass unsere übereifrige europäische Normierungsgemeinschaft die McIntosh-Vorstufe noch nicht auf die Liste verbotener Drogen aufgenommen hat.
Die Direktheit der Performance sucht zweifelsohne ihresgleichen. Trotz seiner zupackenden Art wirkte dieser Vorverstärker allerdings niemals vordergründig. Dafür gab er viel zu viel feine Details preis. Ganz gleich, ob das Ausschwingen von Saiten oder subtile Rauminformationen: Der Amerikaner blieb seinen Zuhörern nichts, aber auch rein gar nichts schuldig.
Spätestens beim Einlegen einer nicht ganz optimalen Produktion in den CD-Player zeigte sich: Der C 50 klingt nicht nur schön, sondern wirklich authentisch. So zeigte er zum Beispiel schonungslos kleine digitale Artefakte in den Klavier-Samples beim Anfang von Kanye Wests Song "All Of The Lights". Wenn Passagen einer Aufnahme nicht perfekt waren, ließen sich kleine Unsauberkeiten und Verzerrungen ganz ohne gespitzte Lauscher heraushören.
Fingerabdrücke der Aufnahmetechnik blieben auch ohne jegliche Einschränkung erhalten, wenn die Musik direkt von einem an den USB-Ausgang angeschlossenen Laptop zugespielt wurde. Keine Frage, der McIntosh bringt alte und neue Medien in geradezu superber Qualität zusammen. Ein Quercheck mit der Vorstufe Ayre K-5 XE MP (AUDIO 8/09) ergab Vorteile nicht nur im Bass-Punch und der Dreidimensionalität des Klangbildes, auch die Klangfarben wirkten noch eine Spur authentischer als via Ayre-Play.
Die für ihren moderaten Preis (3800 Euro) außergewöhnlich gut klingende Ayre-Vorstufe zeichnete zwar das Klanggeschehen noch eine Spur luftiger und transparenter nach, bot aber nicht so satte Klangfarben und so greifbare Klangkörper wie der C 50. Während die Bühne der Ayre mehr in die Tiefe ging, erschien der McIntosh plastischer und direkter. Zudem traf der Boldie aus Binghamton die Klangfarben deutlich besser, wenn es komplex wurde. Das ließ sich etwa bei der drahtigen Stimme von Don Henley auf dem Eagles-Album "Hell Freezes Over" heraushören.
Mit der C 50 schufen die Entwickler von McIntosh eine extrem klangstarke, vielseitige und dabei benutzerfreundlich konzipierte Vorstufe, die trotz ihres Preises ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis aufweist. Und selten war ein Mac, der nicht von Apple stammt, so smart in der Technik.
Fazit
Erst denkt man: Ein Mac ohne Röhren, dafür aber mit Equalizer - wer hat denn darauf gewartet? Aber hat man den C 50 einmal ausprobiert, will man ihn unbedingt haben. Vor allem, wenn man Musik vom Plattenspieler, CD-Player wie vom PC mal richtig großartig hören möchte.
McIntosh C-50
McIntosh C-50 | |
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Hersteller | McIntosh |
Preis | 7900.00 € |
Wertung | 128.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |