Mittelklasse-Smartphone
Honor 10 im Test
Das schicke Smartphone aus China ist zum Preis von 450 Euro ein echter Überflieger. Im Smartphone-Test erklären wir, warum es für den Sprung nach ganz vorne aber nicht reicht.

Die Tochtermarke von Huawei kann sich auch bei ihrem jüngsten Modell 10 großzügig aus der Palette des Mutterkonzerns bedienen. Herausgekommen ist dabei ein Smartphone, das sich in Sachen Baugröße am Huawei P20 orientiert, in puncto Features aber auch an der Nummer eins der connect-Bestenliste, dem P20 Pro, orientiert.
Der gewaltige Unterschied: Das Honor 10 ist zu einem echten Low-Budget-Kurs von 400 Euro in der Variante mit 64 GB internem Speicher zu haben, mit 128 GB wie beim Testmuster kostet es 450 Euro. Das ist sehr weit entfernt von den in den Webshops jeweils etwa 600 Euro teuren Flaggschiffen Huawei P20 und Samsung Galaxy S9. Ob und wo der Käufer hier Abstriche hinnehmen muss, klären wir im Folgenden.
Haptischer Leckerbissen
Optisch und haptisch gibt es beim Testgerät des Honor 10 in elegantem Schwarz schon einmal nichts auszusetzen. Kühle und kratzerhemmende Glasflächen auf Vorder- und Rückseite schmeicheln den Fingern des Nutzers. Die Glasränder sind dabei sanft gebogen und werden von einem Metallrahmen nahezu übergangfrei eingefasst. Trotz der grundsätzlich rutschigen Oberflächen liegt das Honor 10 dank der angenehm kompakten Abmessungen gut in der Hand.
Weniger gefällt uns jedoch die Anfälligkeit gegenüber Fingerabdrücken und die recht weit herausstehende Optik der Dual-Kamera auf der Rückseite, was bei der Bedienung auf einem harten Untergrund zu nervigem Wackeln führt. Zudem hätten wir uns noch einen Schutz gegen Wasser und Staub gewünscht, mit dem das Honor 10 leider nicht dienen kann.
Neben dem schwarzen Look ist das Honor 10 auch in zurückhaltendem Silber sowie knalligem Blau und Grün erhältlich. In den letzten beiden Varianten ist das schicke Smartphone mit einem Aurora- Glas-Design ausgestattet, das einen optisch sehr spannenden Farbverlauf bietet und je nach Blickwinkel richtig farbenfroh daherkommt. Für mutige Konsumenten sicherlich eine interessante Variante.
Feines Display, top Features
Farbenfroh, aber nicht übertrieben bunt, präsentiert sich auch die Darstellung der 5,8 Zoll großen LCD-Anzeige im 19:9-Format, die einen ausblendbaren Notch zeigt. Auch sonst kann das Display sowohl optisch als auch technisch überzeugen. Die Strahlkraft beträgt gute 496 cd/m2 und auch die Kontrastwerte sind durch die Bank top. Lediglich die Displayabdeckung hätte noch einen Tick dicker ausfallen dürfen, doch das ist Klagen auf hohem Niveau.
Unterhalb des Displays hat Honor den Fingerprintsensor angeordnet. Soweit nicht überraschend, doch der Sensor wurde direkt unter der Glasfront platziert, ein spürbarer Übergang ist so nicht vorhanden. In der Praxis dauerte die Registrierung einzelner Finger dann zwar etwas länger, doch die Entsperrung des Smartphones erfolgt enorm flink. Wer möchte, kann das Honor 10 aber auch per Gesichtserkennung freigeben, was allerdings nicht ganz so sicher ist wie die Entsperrung über den Fingerprintsensor.
Flott und gut ausgestattet
Unter der schicken Hülle arbeitet die von den besten Huawei- und Honor-Smartphones bekannte Plattform HiSilicon Kirin 970 mit bis zu 2,36 GHz schneller Octa-Core-CPU und 4 GB an Arbeitsspeicher. Der Kirin-970-SoC (System on a Chip) liefert im Alltag eine tadellose Leistung ab. Spürbare Verzögerungen beim Bedienen sind hier praktisch nicht wahrnehmbar, bei Benchmarks liegt der Kirin 970 aber nicht mehr ganz vorne.
Dafür bringt er eine „Neural Processing Unit“ für künstliche Intelligenz mit, die bei der Motiverkennung der Kamera zum Einsatz kommt. Für den Nutzer stehen beim Testgerät zudem satte 112 GB interner Speicher zur Verfügung. Da jedoch ein Wechselspeicherslot fehlt, können wir auch nicht unbedingt zur 64-GB-Variante raten. Die 50 Euro Aufpreis sind unserer Meinung nach gut investiertes Geld.
Auch in Sachen Connectivity gibt es nur Bestes zu vermelden, denn alle aktuellen TopStandards bringt das Honor 10 mit. So kommt das Smartphone mit LTE der Kategorie 18, HSPA+, NFC, 5-GHz-WLAN und USB-C-Anschluss. Der Kurzstreckenfunk Bluetooth ist allerdings lediglich in der Version 4.2 vorhanden, was im Alltag aber nicht weiter auffällt. Positiv ist dagegen die praktische Dual-SIM-Funktion, dank der man zwei Mobilfunkkarten nutzen kann – sei es geschäftlich oder privat oder im Ausland für eine lokale SIM-Karte, die einen für überschaubare Kosten mit Telefonie und Daten versorgt.
Wem das als Ausstattung noch nicht reicht, der kann über die vorinstallierte App „Smart Controller“ und den integrierten Infrarot-Sensor des Honor 10 auch seine heimischen Audio- und Video-Geräte bedienen. Im Lieferumfang befinden sich zudem eine Schutzhülle und eine bereits aufgebrachte Displayschutzfolie. Einen Kopfhörer sucht der Käufer allerdings vergebens.
Szenenerkennung mit KI
Die Hauptkamera-Kombination besteht beim Honor 10 aus einem 16-Megapixel-RGB-Sensor (f/1.8) und einem 24-Mega pixel-Monochrom-Sensor (f/1.8). Dank künstlicher Intelligenz (AI) soll das Smartphone mehr als 500 unterschiedliche Szenarien erkennen und zudem verschiedene Elemente des Motivs individuell optimieren, etwa Landschaft im Hintergrund, Himmel und Person im Vordergrund.
Die Bildqualität ist in heller Umgebung richtig gut und sorgt für schöne Aufnahmen. Ist die AI-Funktion aktiv, kann der Nutzer sie in der Galerieansicht auch deaktivieren und sieht so das Originalbild. Hier würden wir auch nicht immer die AI-Aufnahme bevorzugen. Bei schwachem Licht stellt sich allerdings schnell Bildrauschen ein und Details verwaschen. Letzteres gilt leider auch für die 24-Megapixel Frontkamera. Selfies fehlt es trotz AI-Einsatz unabhängig vom Motiv oftmals an Schärfe und Struktur. Dafür überzeugt die Ausstattung mit Porträt-Modi für Haupt- und Frontkamera, die für Bokeh – die gewünschte Unschärfe im Hintergrund – sorgen. Dazu gesellen sich 16 weitere Modi für verschiedene Situation, die sich sogar noch erweitern lassen.
Videos zeichnet das Honor 10 in maximal 4K-Auflösung auf. Bei den Testaufnahmen hätten wir uns allerdings hin und wieder einen optischen Bildstabilisator gewünscht.

Aufgebohrtes Android mit EMUI 8.1
Wie bei Huawei- und Honor-Smartphones üblich, kommt auch das 10 mit der hauseigenen Benutzeroberfläche EMUI 8.1, die die Chinesen über das Android-8.1-Betriebssystem gestülpt haben. Der Nutzer erhält dabei einen komplett eigenständigen und umfangreich anpassbaren Look sowie zahlreiche Zusatzfeatures. So können über den Sperrbildschirm über einen Wisch von unten nach oben direkt Sprachrekorder, Taschenrechner, Timer und Stoppuhr, Taschenlampe und der QRScanner aktiviert werden.
Für Zocker gibt es eine „Game Suite“ zu entdecken, die nicht nur alle Spiele an einem Ort sammelt, sondern eine Spielbeschleunigung und einen Touchschutz beim Daddeln bietet. Über eine Berührung lassen sich auch störende Bildschirmbenachrichtigungen deaktivieren. Das einzige Manko von EMUI 8.1 sind die etwas verzögerten Android-Updates, da bei jeder neuen Version umfangreichere Anpassungen und Prüfungen nötig sind – bei einem nativen Android-System geht das fixer.
Gute Vorstellung im Labor
Im Labor lieferte das Honor 10 eine ordentliche Vorstellung ab. So reicht die Energie des 3400 mAh-Akkus für eine Ausdauer im Betrieb mit aktiviertem Display von knapp acht Stunden. Dank dem mitgelieferten 22,5-Watt-Ladegerät ist der Energiespeicher schnell wieder gefüllt. Auch bei den restlichen Messungen zeigte sich das Smartphone von seiner besten Seite. Lediglich die Sende- und Empfangsperformance im GSM-Betrieb erreicht nur die Verbalnote „befriedigend“.
In der Summe holt das Honor 10 starke 419 Punkte und reiht sich knapp hinter seinem Geschwistermodell View 10 ein.