iPhone Air getestet: Schön dünn mit wenig drin
Mehr zum Thema: AppleMit dem iPhone Air versucht Apple den Spagat zwischen spektakulärem Design und Premium-Ausstattung. Und scheitert damit, weil es die falschen Schwerpunkte setzt. Im Test zeigen wir, wo die Probleme liegen.
Das iPhone Air markiert eine neue Linie im Produktportfolio von Apple. Hier steht ein schlankes Profil kompromisslos an erster Stelle, bei der Ausstattung wandert alles über Bord, was dem Ziel von 6 Millimeter im Weg steht. Damit folgt Apple dem Trend zum ultraschlanken Smartphone, den Samsung Anfa...
Das iPhone Air markiert eine neue Linie im Produktportfolio von Apple. Hier steht ein schlankes Profil kompromisslos an erster Stelle, bei der Ausstattung wandert alles über Bord, was dem Ziel von 6 Millimeter im Weg steht. Damit folgt Apple dem Trend zum ultraschlanken Smartphone, den Samsung Anfang 2025 mit dem Galaxy S25 Edge (zum connect-Test) losgetreten hatte. Motorola ist kürzlich mit dem Moto Edge 70 auf den Zug aufgesprungen.
Die Verkaufszahlen sind allerdings ernüchternd, sowohl bei Apple als auch bei Samsung soll es so schlecht laufen (Samsung kippt Edge-Reihe nach nur einem Gerät / Apple fährt Produktion wegen schwacher Nachfrage runter), dass überlegt wird, die Produktlinie "ultraschlank" wieder einzustampfen. Sind Edge und Air also Rohrkrepierer? Vielleicht haben die Hersteller auch einfach nur die falschen Schwerpunkte gesetzt. Das iPhone Air zeigt jedenfalls ganz gut, wie man es nicht macht.
Preise und Marktüberblick
Das iPhone Air startet mit einer UVP von 1.199 Euro, das Samsung Galaxy S25 Edge ist im Mai 2025 mit einem ähnlichen Listenpreis (1.249 Euro) gestartet. Die Marktpreise sind aber bei beiden Modellen deutlich gefallen, das iPhone Air haben wir für 1.000 Euro gesehen, das S25 Edge gibt es schon ab 700 Euro. Ein deutlicher Beleg dafür, dass die Modelle bei den Kunden nicht gut ankommen. Motorola hat beim Edge 70 die in unseren Augen klügeren Preisstrategie: Man vermarktet das Phone nicht als Premium, sondern als gehobene Mittelklasse mit dem gewissen Extra, zu einer UVP von 799 Euro (hier gibt es alle Infos zum Edge 70).
Design und Verarbeitung mit Bestnoten
Das iPhone Air besticht durch sein extrem dünnes Profil von nur 5,54 Millimeter. Ein auf Hochglanz polierter Titanrahmen hält Vorder- und Rückseite zusammen. Die Rückseite besteht aus mattiertem Glas, das Fingerabdrücken keine Chance lässt. Apple-typisch ist die Anfassqualität herausragend, trotz der schlanken Linie gibt sich das Phone sehr verwindungssteif und macht einen robusten Eindruck. Mit dem Gewicht von nur 165 Gramm liegt es komfortabel in der Hand - der Begriff Handschmeichler passt hier so gut wie bei nur wenigen Smartphones.
Das Gehäuse ist nach IP68 wasserfest - nichts anderes haben wir erwartet.
Display wird den Premium-Preisen gerecht
Das iPhone Air hat ein 6,5 Zoll großes OLED mit der hohen Auflösung von 2.736 x 1.260 Pixeln, Inhalte werden also knackscharf dargestellt. Alle Premium-Features von Apples Pro-Serie sind mit dabei, eine schnelle Bildwiederholrate von 120 Hertz, die Dynamic Island mit Face-ID-Sensorik und Always-on-Funktion. Die Darstellungsqualität ist ebenfalls sehr gut, das Panel liefert eine hohe Blickwinkelstabilität und intensive Kontraste auch in einer hellen Umgebung. Der Boost regelt hoch bis über 1.000 Nits, Apple macht hier alles richtig.
Prozessor und Speicher
Die von Apple entwickelten Prozessoren gehören zum Besten, was der Smartphone-Markt zu bieten hat. Und auch bei seinem dünnsten Modell baut Cupertino seinen neuesten und stärksten Prozessor ein. Der A19 Pro liefert in Kombination mit 12 GB RAM traumhafte Leistungswerte. Mit diesem SoC ist das iPhone Air auch für zukünftige Spiele und KI-Anwendungen bestens gerüstet.
Connectivity und Lautsprecher
Modernes Wi-Fi 7, Bluetooth 6.0, UWB und Dual-eSIM sind beim iPhone Air Standard, die Verbindungsmöglichkeiten sind damit auf dem neuesten Stand. Die Datenraten und die Stabilität der WiFi-Verbindung überzeugen ebenfalls, das iPhone Air gehört sogar zu den schnellsten WiFi-Smartphones, die wir jemals gemessen haben.
Es gibt aber trotzdem einige Kritikpunkte. Das Fehlen eines klassischen Nano-SIM-Einschubs schränkt die Möglichkeiten ein, mit dem Air muss man zwingend auf eSIM umsteigen. Dies ist allerdings mehr Hinweis als Kritik, denn der Trend zur eSIM ist ungebrochen, in ein paar Jahren werden viel mehr Smartphones eSIM-only auf den Markt kommen.
Viel kritischer sehen wir den langsamen 2.0-Standard an der USB-C-Buchse und die fehlende Unterstützung von Bluetooth-Standards wie Auracast und LE, auch HiRes-Audio fehlt. Die integrierten Lautsprecher geben ebenfalls kein gutes Bild ab, Apple baut nur einen Mono-Speaker ein, der Audio in etwa genauso flach abspult wie das Phone gebaut ist.
Beim Kamerasystem gespart
Es wäre irreführend, das Kamerasystem des iPhone Air als Enttäuschung zu bezeichnen, dafür macht die Kamera einfach zu gute Fotos. Das Problem ist vielmehr, dass Apple nur eine Brennweite einbaut. Samsung zeigt beim S25 Edge, dass zumindest zwei Brennweiten mit einem so flachen Gehäuse vereinbar sind.
Das Herzstück der Kamera ist der gleiche 48-Megapixel-Sensor, der auch im iPhone 17 eingebaut ist. Der liefert eine sehr gute Qualität bei der Standardauflösung von 12-Megapixel und die Option, bei guten Lichtverhältnissen mit 24 oder 48 Megapixel noch mehr aus Fotos herauszuholen. Auch der 2x-Zoom erreicht ein gutes Niveau, was für einen Digitalzoom durchaus beachtlich ist. Qualitativ bewegt sich das iPhone Air damit auf Augenhöhe mit einem iPhone 17 Pro Max.
Eine besondere Erwähnung verdient die neue Selfie-Kamera. Apple baut einen quadratischen 24-Megapixel-Sensor ein, der es ermöglicht, Fotos und Videos wahlweise im Hoch- oder Querformat aufzunehmen – und zwar unabhängig davon, wie das Gerät gehalten wird. Ich kann also ein querformatiges Selfie ohne Qualitätsverlust aufnehmen, obwohl ich das Smartphone hochkant halte. Technisch wird das realisiert, indem Selfies immer vom nativen 1:1-Format ins 4:3-Format gecroppt werden, dabei sinkt die Auflösung real von 24 Megapixel (4896 x 4896 Pixel) auf 18 Megapixel (4896 x 3672 Pixel).
Dieser Kniff erleichtert vor allem Gruppen-Selfies und Vlogging, da der Sensor automatisch erkennt, wenn weitere Personen ins Bild kommen, und das Sichtfeld entsprechend nach oben oder unten erweitern kann. Diese Auto-Erkennung funktioniert sehr gut. Die Bildqualität ist gegenüber der 16er Generation etwa besser, die qualitativen Unterschiede sind aber nicht groß. Ihren Mehrwert bekommt die Kamera durch das neue Format des Sensors - hier vermissen wir allerdings die Möglichkeit, die volle Auflösung von 4896 x 4896 Pixel abzurufen, das lässt Apple nicht zu. 18 Megapixel sind das Maximum.
Betriebssystem und Updates
Apple liefert das iPhone Air mit iOS 26 und dem neuen Liquid-Glass-Design aus (hier gibt es einen Überblick zu Liquid Glass), zum Update-Zeitraum macht der Hersteller wie gewohnt keine Angaben, aber er ist bekannt für seinen sehr guten Software-Support - mit mindestens 5 Jahren kann man beim Air rechnen.
Die Integration von Apple Intelligence und neuen KI-Features ist tief, mit Live-Übersetzung (auch in der Telefon-App), mit Bildanalyse und mit smarter Nachrichtenzusammenfassung hat Apple auf diesem Feld mächtig aufgeholt. Trotz dieser Verbesserungen liegt man bei KI aber immer noch hinter Android - Google und die einzelnen Hersteller (vor allem Samsung) haben im Verbund einfach mehr zu bieten.
Mobilfunk und Akustik
iPhones haben nach unseren Messungen in deutschen Mobilfunknetzen noch nie besonders gute Funkeigenschaften gezeigt, vermutlich, weil die Antennen vor allem für den Heimatmarkt USA optimiert werden. Vor diesem Hintergrund macht das iPhone Air eine vergleichsweise gute Figur, im LTE-Netz wird ein gutes Niveau erreicht. Bei 5G überrascht die fehlende Unterstützung der low/low-Bandkombination (bei 5G NSA). Das wollen wir an dieser Stelle nicht überbewerten, weil sich das deutsche 5G-Netz immer stärker in Richtung 5G SA entwickelt. Aber ein kleines Handicap ist es doch, und es passt auch zu den übrigen 5G-Werten: Bei 2100 MHz und bei 3600 MHz ist die Sendeleistung zu niedrig, die befriedigende 5G-Wertung daher gerechtfertigt.
Die Sprachqualität beim Telefonieren ist mit dem iPhone Air im positiven Sinne unauffällig. Das gilt auch für die Geräuschunterdrückung, die Nebengeräusche wie Straßenlärm solide rausfiltert.
Akkulaufzeit im unteren Mittelfeld
Um die schlanke Linie zu realisieren, hat Apple den Akku geopfert: 3.149 mAh sind deutlich weniger als ein klassisches Top-Smartphone (4.500-5.000 mAh) und auch deutlich weniger als bei der ultraschlanken Konkurrenz Galaxy S25 Edge (3.900 mAh). iPhones arbeiten zwar besonders energieeffizient, aber diese Kapazität ist selbst für Apple zu wenig. Das Resultat: Mit knapp 12 Stunden bewegt sich das iPhone Air im unteren Mittelfeld, bei intensiver Nutzung kann es zum Abend hin schon mal knapp werden. Es wird schon seine Gründe haben, warum Apple zusammen mit dem iPhone Air ein kompaktes Akkupack vorgestellt hat, das optisch sehr gut zum Air passt und per MagSafe magnetisch andockt.
Damit sind wir beim einzig erfreulichen Punkt: Apple verzichtet nicht auf MagSafe, das Air kann also kabellos mit bis zu 15 Watt geladen werden. Kabelgebunden sind maximal 25 Watt möglich. Im Test haben wir das Air in 27 Minuten auf 50 Prozent geladen, bis 100 Prozent hat es 98 Minuten gedauert. Der erste Wert ist in Ordnung, der zweite dagegen sehr lang. Apple drosselt die Leistungsaufnahmen anscheinend zum Ende des Ladezyklus stark, um den Akku zu schonen.
Fazit: Der Preis passt nicht zur Leistung
Mit dem iPhone Air legt Apple ein beeindruckendes Design-Smartphone auf den Tisch, das super in der Hand liegt und schnell alle Blicke auf sich zieht. Aber um das zu erreichen, wurde die Ausstattung so stark zusammen gestrichen, dass sich damit keine Premium-Preise mehr rechtfertigen lassen. Der Käufer bekommt einen starken Prozessor und ein Top-Display, muss davon abgesehen aber viele Kompromisse eingehen, vor allem bei der Kamera und bei der Akkulaufzeit. Bei den "normalen" 17er iPhones gibt es mehr mehr für weniger Geld.
Apple iPhone Air Testwertung
| Kategorie | Apple iPhone Air |
|---|---|
| Preis UVP (Euro): | 1.199 |
| Preis-Leistungs-Verhältnis: | ungenügend |
| AUSDAUER (max.125): | gut (106) |
| AUSSTATTUNG (max. 210): | gut (162) |
| System (max. 55): | sehr gut (52) |
| Display (max. 35): | überragend (34) |
| Connectivity (max. 25): | gut (20) |
| Kamera (max. 80): | ausreichend (49) |
| Features (max. 15): | ausreichend (7) |
| HANDHABUNG (max. 40): | sehr gut (37) |
| Handlichkeit (max. 25): | sehr gut (23) |
| Verarbeitungsqualität (max. 15): | sehr gut (14) |
| MESSWERTE (max. 125): | befriedigend (89) |
| Akustik (max. 35): | sehr gut (27) |
| Senden und Empfangen (max. 90): | 62 |
| LTE-Bewertung: | gut |
| 5G-Bewertung: | befriedigend |
| connect-URTEIL (max. 500): | gut (394) |
Apple iPhone Air Messwerte
| Kategorie | Apple iPhone Air |
|---|---|
| CONNECTIVITY | |
| normierter Strahlungsfaktor/SAR-Wert (-/W/kg): | -0.16/1.490 |
| maximaler Durchsatz WLAN (Mbit/s): | 1790 |
| mittlerer Durchsatz WLAN mit Dämpfung (Mbit/s): | 873.4 |
| AKUSTIK-MESSUNG | |
| Sende-/Empfangsrichtung (Sprechen/Hören) | |
| Lautstärke (dB): | 11.1/17.2 |
| Klang (MOS/max. 5P.): | 3.7/3.4 |
| Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5P.): | 3.9 |
| Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5P.): | 3.0 |
| AUSDAUER | |
| typ. Ausdauer max. Hz. (Stunden): | 11:56 |
| Ladezeit bis 50/100 Prozent (Minuten): | 27/98 |
| DISPLAY | |
| Helligkeit/Boost (Candela): | 530/1030 |
| AUDIOPLAYER | |
| max. Lautstärke Lautsprecher (dB): | 73 |