Huawei Freebuds Pro 4 im Test: Starkes ANC gepaart mit tollem Klang

Huawei hat mit ihren Freebuds Pro 4 neue In-Ear-Kopfhörer der Oberklasse vorgestellt. Bereits die Vorgänger hatte es uns sehr angetan. Und bei den neuen Stöpseln hat sich Huawei nochmals tüchtig ins Zeug gelegt und legt in vielen Bereichen die Messlatte noch höher. Das betrifft vor allem die Klangqualität und das ANC. Bei letzterem schauen die etablierten Hersteller wie Sony mit ihren WF-1000XM5 oder Bose mit den Quiet Comfort Ultra Earbuds in die Röhre. Aber alles Weitere im Test!

Huawei Freebuds Pro 4 im Test: Edles Design und Memory-Foam-Aufsätze

Huawei hält die Freebuds wieder schlicht und edel. Das ovale Case ist bei unserem Sample in mattem Weiß gehalten. Der USB-Anschluss und Klappe der Ladeschale sind von goldenen Akzenten eingefasst. Huaweis Schriftzug ist in einem Stück Keramik mit feinen Längsrillen eingelassen – die Verarbeitung ist also wirklich sehr hochwertig. Ansonsten ist das Case relativ handlich und wiegt mit 47 Gramm auch nicht übermäßig viel.

Mit Case lassen sich die Freebuds Pro 4 etwas mehr als 4,5 Mal wieder voll aufladen, das sind mit aktiviertem ANC insgesamt 23 Stunden Nutzungsdauer. Zum Laden steckt man dann entweder ein USB-C-Kabel an oder lädt das Case kabellos auf Qi-fähigen Smartphones.

Die Stöpsel an sich sind ebenfalls aus weißem Kunststoff gefertigt und übernehmen die goldenen Akzente und geriffelte Struktur am Steg vom Case. Ein Spritzwasserschutz nach IP54 macht eine Nutzung bei Regen und bei Sport ohne Probleme möglich.

Huawei hat den Lieferumfang stark aufgewertet und legt nun Ohrpassstücke aus Silikon und weichem Memory Foam beim. Von jeder Art gleich drei verschiedene Größen. Das Tragegefühl der Freebuds Pro 4 ist damit sehr angenehm. Auch bei längerer Nutzung hatten wir kein Druckgefühl. Und beim Joggen hielten die In-Ears ebenfalls fest im Ohr.

Freebuds Pro 4 geben sich steuer freudig

Als Nutzer hat man bei den Freebuds Pro 4 gleich vier verschiedene Steuermöglichkeiten. Musik und Anrufe dirigiert man klassisch per Tippgesten auf den Steg. Man kann diesen jedoch auch mit zwei Fingern zusammendrücken.

Dazu muss man die Sensorfläche an der Seite treffen, die durch eine Mulde aber leicht erfüllbar ist. Streicht man dort über den Stil, verstellt man die Lautstärke. Zu guter Letzt hat Huawei noch eine Kopfsteuerung implementiert. Eingehende Anrufe lassen sich dann mit einem Nicken oder Kopfschütteln an- oder ablehnen.

Mit den vielen Möglichkeiten hat man als Nutzer ein großes Repertoire, quasi alle Funktionen der FreeBuds Pro 4 über die In-Ears selbst zu steuern. Von Anrufen, über die Musik bis zu den ANC- und Voice-Through-Modus. In Huaweis AI-Life-App kann man die Steuerung recht flexibel anpassen.

Generell bewerten wir Huaweis App als sehr gut und funktionsreich. Sie bietet einen Passtest, um den korrekten Sitz der Freebuds zu überprüfen und verschiedenste Sound-Presets. Neu sind zwei professionelle Klangeinstellungen, die das Central Conservatory of Music in Peking für Huawei entwickelt hat.

Ein klassisches Sound-Profil ist für Liebhaber klassischer Musik entwickelt worden. Es soll eine authentische Konzertsaal-Atmosphäre rekreieren. Ein weiterer Klangmodus wurde für Pop- und Filmmusik entwickelt. Er verstärkt tiefe und hohe Frequenzen, um ein Kinoerlebnis zu schaffen. Noch individueller geht es natürlich mit eigenen Presets, für das ein 10-Band-Equalizer zur Verfügung steht.

Die Ausstattung der Freebuds Pro 4 wird von einer Trageerkennung und Multipoint-Anbindung abgerundet, bei der man nahtlos zwischen verschiedenen verbundenen Geräten wechseln kann.

Die einzigen In-Ears mit Lossless Sound

Bei der Wiedergabequalität hat Huawei nochmals aufgestockt: Die Freebuds Pro 4 unterstützen nativ den LDAC-Codec, der bereits eine hochwertige Musikübertragung per Bluetooth unterstützt. Obendrein implementiert Huawei ihren hauseigenen Standard L2HC 4.0. Dieser bietet eine 48 kHz, 24-bit-Übertragung mit 2,3 Mb/s. Zum Vergleich: LDAC liefert maximal 990 kbit/s mit 44 kHz/ 16 bit. Einziges Manko: in den Genuss von Lossless Sound kommt man aktuell nur mit einem Huawei Mate X6.

Tragisch ist das jedoch nicht, denn die Freebuds Pro 4 klingen auch so sehr gut! Ihr Klang ist natürlich abgestimmt und bietet eine hervorragende Feinauflösung mit druckvollen Tiefbässen und spritzigen oberen Mitten. Eine ideale Untermalung von Gesang. Mit 109 dB ist die maximale Lautstärke zudem recht hoch. Damit hat man einige Reserven.

Die Freebuds Pro 4 haben ein richtig starkes ANC

Weiter verbessert hat Huawei auch das Active Noise Cancelling (ANC). Im Testlabor haben wir eine Dämpfung von durchschnittlich 24 dB gemessen, was ein ausgezeichneter Wert ist! Das ANC erreicht eine sehr breite und gleichmäßige Dämpfung von maximal 30 dB. Im Vergleich zu den Platzhirschen Sony (WF-1000XM5) und Bose (Quiet Comfort Ultra Earbuds) ist das äußerst stark. Sony erreicht im Schnitt 21 dB, Bose 19 dB. Die Freebuds Pro 4 sind vor allem bei den tieferen Frequenzen deutlich besser als die zwei Mitbewerber.

In der App kann man als Nutzer zwischen gleich vier verschiedenen ANC-Modi mit unterschiedlicher Stärke wählen. Eine dynamische Anpassung ist ebenfalls an Bord. Um mit der Außenwelt zu kommunizieren, während man die In-Ears trägt, gibt es ebenfalls einen Transparenzmodus. Dieser funktioniert gut und erfreut sich über eine geringe Dämpfung, könnte nach unserem Geschmack allerdings etwas natürlicher und weniger stumpf klingen.

Akkulaufzeit und ruhige Telefonate in lauter Umgebung

Doch nicht nur beim Musikhören, auch beim Telefonieren sollen die Freebuds Pro 4 den Lärm herausfiltern, damit man selbst in lauten Umgebungen verständliche Telefonate führen kann. Huawei verspricht eine Dämpfung um bis zu 100 dB. Messtechnisch sind die Freebuds nicht ganz auf der Höhe. Allerdings ist es für unser Labor auch schwierig, das Knochenschallmikrofon messtechnisch zu erfassen, das Huawei verbaut. Im realen Einsatz liefern die Freebuds Pro 4 in lauten Umgebungen richtig gut ab.

In einem Testsetting haben wir die Freebuds Pro 4 mit Sonys WF-1000XM5 und Apples AirPods Pro verglichen und mit den In-Ears Anrufe vor sehr lauter Musik durchgeführt. Wir waren erstaunt von dem Ergebnis: Sonys In-Ears haben die Musik wenig aus dem Gespräch herausgefiltert, sodass man das Gegenüber schwer verstehen konnte. Apples AirPods waren in dem Setting noch schlechter. Die Musik war deutlich zu hören, wenn das Gegenüber gesprochen hat. Ein normales Gespräch war so gut wie nicht möglich. Nur die FreeBuds Pro 4 konnten die laute Hintergrundmusik aus dem Telefonat fernhalten. Zwar klang die Stimme nicht mehr ganz natürlich, die Sprachqualität war allerdings um Längen besser als bei der Konkurrenz und ein Gespräch wahr ohne Probleme möglich.

Ein minimaler Dämpfer ist die Akkulaufzeit der Freebuds Pro 4. Mit aktiviertem ANC kommt man mit einer Ladung auf maximal fünf Stunden. Eine halbe Stunde muss man davon abziehen, wenn man den HiRes-Bluetooth-Codec LDAC nutzt. Das ist ordentlich, die Konkurrenz schafft jedoch etwas mehr.

Fazit: Sehr gute Performance für den Preis

Huawei hat ihren Top-In-Ears ein solides Update verpasst. Für ihren Preis bieten die Freebuds Pro 4 einen ausgezeichneten, warmen Klang und ein ziemlich starkes ANC, das die deutlich teureren Konkurrenzprodukte von Sony und Bose in den Schatten stellt.

Sehr angetan sind wir von der Telefoniequalität in lauten Umgebungen, bei denen Huawei der Konkurrenz weit voraus ist. Die Möglichkeit, mit den Freebuds Lossless Audio zu hören, ist zwar einzigartig, leider aber nur für Käufer mit aktuellen Huawei-Top-Phones nutzbar und damit hierzulande weniger relevant.