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Mattes Display fast wie Papier

Huawei MatePad 11.5 S im Test: Einzigartiges Tablet zum unschlagbaren Preis

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Das MatePad 11.5 S ist mit einer einzigartigen Displaytechnologie ausgestattet, die ein papierähnliches Erlebnis verspricht. Dabei ist es mit 399 Euro vergleichsweise günstig. Gibt es dabei einen Haken? connect hat das neue Huawei-Tablet ausführlich getestet.

Autor: Andreas Seeger • 3.7.2024 • ca. 7:20 Min

Online-Siegel
Sehr Gut
HuaweiMatePad 11.5 S
Tablets
Juli 2024 Zum Produkt
Huawei MatePad 11.5 S PaperMatte
Das Huawei MatePad 11.5 S PaperMatte ist für 399 Euro erhältlich. Das Bundle mit Stylus und Tastaturcover kostet 499 Euro.
© connect

Huawei MatePad 11.5 S: Preise und MarktüberblickWenn man nur das Tablet kauft, dann sind 399 Euro fällig. Wir empfehlen aber das Bundle mit Tastatur und Stylus für 499 Euro, weil das MatePad 11.5 S erst damit sein volles Potential ausschöpfen kann. Zudem ist der Aufpreis für ein hochwertiges Ta...

419,00 €
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Pro

  • Design und Haptik hochklassig
  • Display mit hoher Auflösung, 144 Hertz und einzigartiger papierähnlicher Oberfläche
  • E-Book-Modus und viele Einstellungen für das Display
  • günstiges Bundle mit Stylus und Tastatur
  • Stylus mit guter Software-Einbindung, etwa Huawei GoPaint
  • USB 3.0 mit einfacher Display-Spiegelung auf beliebigen Bildschirmen

Contra

  • kontrastarme Darstellung
  • keine offizielle Unterstützung für Google-Dienste
  • kein offizieller Zugang zum Play Store von Google

Fazit

connect-Urteil: sehr gut | Eines vorweg: Wirklich sinnvoll ist das Huawei MatePad 11.5 S nur in Kombination mit Stylus und Tastatur, nur damit kann es seine Stärken voll ausspielen. Zu denen gehören etwa die tiefe Stylus-Integration und die Möglichkeit, das Tablet als professionelles Tool zum Zeichnen zu nutzen. Das einzigartige Display mit einer papierähnlichen Darstellung und Haptik bietet hervorragende Voraussetzungen. Aber diese Technologie sorgt auch für eine relativ kontrastarme Darstellung, was bedeutet, dass für die Medienwiedergabe andere Modelle besser geeignet sind. Zudem bleibt das Handicap der fehlenden Google-Dienste, wer seine Fotos etwa bei Google Fotos hat, muss sich umstellen - oder Google über microG nachträglich auf das Tablet bringen. Für den Aufwand entschädigt Huawei in Form eines attraktiven Preises, denn das Preis-Leistungsverhältnis ist beim MatePad 11.5 S top.

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Huawei MatePad 11.5 S: Preise und Marktüberblick

Wenn man nur das Tablet kauft, dann sind 399 Euro fällig. Wir empfehlen aber das Bundle mit Tastatur und Stylus für 499 Euro, weil das MatePad 11.5 S erst damit sein volles Potential ausschöpfen kann. Zudem ist der Aufpreis für ein hochwertiges Tastatur-Cover und einen Stylus moderat. Man darf ja nicht vergessen, dass andere Hersteller allein 99 Euro für einen Stylus berechnen.

Vergleichbare Tablets von anderen Herstellern gibt es nicht, was kein Wunder ist: Die PaperMatte-Technologie wurde von Huawei selbst entwickelt. Apple bietet mit seinem Nanotexturglas etwas ähnliches an, aber diese Option ist nur für die iPad Pros ab 1 TB Speicher verfügbar, also ab 2.200 Euro aufwärts. Davon kann man 5 MatePad 11.5 S kaufen.

Zum Vergleich fallen uns nur die NXTPaper-Produkte von TCL ein - allerdings werden die in Deutschland gar nicht offiziell verkauft. Farbige E-Reader wie die von Boox sind nur auf den ersten Blick vergleichbar. Denn Boox setzt auf die ePaper-Technologie, die aufgrund der langen Latenzen kein mit einem normalen Tablet vergleichbares Arbeiten erlaubt.

Huawei steht mit seinem Tablet also ziemlich allein da. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie groß der Markt für diese spezielle Technologie ist. Nach eigenen Angaben möchte man damit "junge Berufstätige" erreichen, "die ein modernes, papierähnliches kreatives Erlebnis suchen". Aber die müssen bereit sein, auf Google-Dienste zu verzichten. Ist es das wert?

Huawei MatePad 11.5 S Tastaturcover
Weiches Kunstleder mit unauffälliger Haptik, guter Tastenhub: Das Tastaturcover des MatePad11.5 S kann sich sehen lassen.
© connect

Evolution der Produktlinie

Die Papermatte-Technologie ist eine Eigenentwicklung von Huawei und das MatePad 11.5 S das erste Tablet, das damit ausgestattet ist. Es handelt sich um ein Upgrade des MatePad 11.5 von Mitte 2023, das wir hier getestet und für sehr gut befunden haben. Mit alternativen Display-Technologien experimentiert man allerdings schon länger, ein Beispiel ist das MatePad Paper mit E-Ink-Display. Das ist aber schon etwas älter (Mitte 2022) und mehr E-Book als Tablet. Insofern ist das MatePad 11.5 S eine Neuentwicklung.

Hochklassige Haptik für 400 Euro

Das MatePad 11.5 S steckt in einem schnörkellos-glatten Aluminium-Unibody, der mit 6,2 Millimeter ultraflach ist und das Tablet teurer aussehen lässt, als es ist. Dazu passt auch die makellose Verarbeitung. Zu kritisieren gibt es allerhöchstens den relativ breiten Displayrand, andere Hersteller bauen enger an der Kante. Aber diese Tablets kosten dann auch locker doppelt so viel.

Huawei MatePad 11.5 S Rückseite
Schlicht wertig, gut: Der Aluminium-Unibody des MatePad 11.5 S ist gelungen.
© connect

Stift und Tastatur für 100 Euro

Auch beim Stylus und beim Tastaturcover liefert Huawei hochklassig ab. Der "M Pencil" sieht wie ein Bleistift aus und besteht aus glattem Kunststoff, der sich wertig anfühlt. Die Stiftspitze lässt sich abschrauben und gegen andere mit unterschiedlichem Härtegrad austauschen, sodass man den Stift an das eigene Schreibverhalten anpassen kann. Eine zweite Stiftspitze gehört zum Lieferumfang.

Das Tastaturcover (das Huawei Smart Magnetic Keyboard) hat eine weiche Kunstlederoberfläche die das Tablet sehr gut schützt. Die Haptik ist im positiven Sinne unauffällig, für den Preis kann man nicht mehr erwarten. Der Tastenhub ist gleichmäßig und fast so hoch wie bei einer Notebook-Zastatur, sodass man schnell und komfortabel darauf schreiben kann. Ein Touchpad oder Anschlüsse gibt es nicht.

Huawei Matepad 11.5 S Papermatte Display
Das matte LCD liefert eine sehr hohe Auflösung und eine einzigartige Darstellung.
© connect

Das Display des MatePad 11.5 S ist ein Highlight

Die technischen Daten weisen das Display des MatePad 11.5 S als absolute Top-Klasse aus: 144 Hertz Bildwiederholrate, 2.800 x 1.840 Pixel Auflösung - viel mehr geht nicht. Die maximale Helligkeit gibt Huawei mit 500 Nits an, was ein guter, aber kein besonders hoher Wert ist. Da es sich um ein LCD handelt sind Kontraste und Farben nicht so intensiv wie bei einem OLED, aber das hätte zum einen den Preisrahmen gesprengt, zum andern will Huawei mit der PaperMatte-Technologie andere Schwerpunkte setzen. Es geht nicht um besonders intensive Farben, sondern um eine augenfreundliche Darstellung, die Papier nahe kommen soll.

Huawei realisiert das mit einer besonders fein geätzten Display-Beschichtung, die das auftreffende Licht zerstreut und so Spiegelungen enorm reduziert. Der Unterschied zu einem normalen Display ist sofort spürbar, die Inhalte wirken plastischer, nicht wie auf Papier gedruckt, aber der Eindruck kommt dem schon sehr nahe. Noch buchähnlicher wird es, wenn man den E-Book-Modus über die Schnellzugriffsleiste aktiviert, der die Farben rausnimmt und in eine monochrome Darstellung wechselt. Es gibt nach wie vor einen Unterschied zu einem E-Ink-Display, aber der Abstand ist viel kleiner als bei einem klassischen Bildschirm.

Huawei MatePad 11.5 S Screenshot Display-Einstellungen
Es gibt diverse Einstellungen für die Darstellung, unter anderem einen eBook-Modus.
© connect/Hersteller

Hinzu kommt, dass die spezielle Beschichtung für eine samtige Displayoberfläche sorgt. Das ist ein riesiger Unterschied zu den glatten Beschichtungen normaler Displays, was man aber erst beim Schreiben oder Zeichnen mit dem Stylus realisiert . Anders formuliert: Nicht nur die Optik ist papierähnlich, sondern auch die Haptik.

Prozessor leistungsgerecht

Aufgrund des US-Embargos ist Huawei gezwungen, stärker auf selbst produzierte Halbleiter zu setzen. Die in China produzierten Chips sind aber technisch nicht so weit wie die Modelle von Qualcomm & Co, auch wenn die chinesische Industrie mit Hochdruck daran arbeitet, die Lücke zu verkleinern. Und die Fortschritte, die man in den letzten Jahren gemacht hat sind beachtlich. Von der Leistung und Effizienz eines Top-Modells wie dem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 ist man aber noch weit entfernt.

Der im MatePad 11.5 S eingebaute Kirin 9000W ist ein 12-Kerner, der wahrscheinlich im 7-Nanometer-Verfahren produziert wird - technische Eckdaten zu diesem Modell sind rar und die Angaben von Huawei dazu sogar irreführend. So gibt der Hersteller den Prozessor als 8-Kerner an, obwohl Benchmarks 12 Kerne ausweisen.

Die Leistung bewegt sich auf Mittelklasse-Niveau, unterhalb der 7er Serie von Qualcomm - eine Performance-Rakete ist das SoC also nicht. Für ein 400-Euro-Tablet ist der Prozessor aber eine angemessene Wahl, zumal das System gut abgestimmt ist und schnell und flüssig auf Eingaben reagiert.

Huawei MatePad 11.5 S: Kameras, Connectivity, Lautsprecher

Wie üblich sind zwei Kameras eingebaut, dabei baut Huawei hinten 13-Megapixel ein, die Frontkamera schafft 8 Megapixel. Die Qualität der Hauptkamera reicht für Schnappschüsse, was in unseren Augen ausreichend ist, da man Fotos mit dem Tablet eher zu Dokumentationszwecken macht. Dafür reicht die Bildqualität auch bei schlechten Lichtnissen knapp aus. Wichtiger ist die Qualität der Frontkamera bei Videochats und hier ist die Darstellung ansprechend.

Die Connectivity ist mit WiFi 6 und Bluetooth 5.2 klassentypisch. Die USB-C-Buchse überträgt Daten mit dem 3.0-Standard, was ist dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist, hier sind veraltete 2.0-Buchsen keine Seltenheit. Stark: Wenn man das Tablet per USB/HDMI-Kabel mit einem Monitor verbindet, wird der Bildschirminhalt anstandslos gespiegelt (Huawei Easy Projection). Der interne Speicher fasst 256 GB, was für ein Tablet auf diesem Preisniveau ordentlich ist.

Positiv fällt auch der Sound über die 4 an den kurzen Seiten positionierten Lautsprecher auf, Huawei bewegt sich hier im gehobenen Mittelfeld.

Huawei Matepad 10.5 S Screen Homescreen
Huawei Harmony ist ein modernes OS mit vielen Features wie transparenten, skalierbaren Ordnerfenstern.
© connect/Hersteller

Software: Notizen und Zeichnen mit dem Stift

Als Betriebssystem ist Huaweis Harmony OS in Version 4.2 installiert, ein modernes Tablet-Betriebssystem auf Basis von Android AOSP, das niemanden vor Herausforderungen stellt, der von Android oder iPad OS kommt. Die moderne Optik mit den vielen Widgets gefällt uns sehr gut, schön ist zudem die Möglichkeit, die Ordner auf dem Homescreen so zu vergrößern, dass man die App-Icons darin sehen und direkt ansteuern kann, ohne den Ordner zu öffnen.

Huawei MatePad 11.5 S Screenshot Stylus Einstellungen
Der Stylus ist tief in das System integriert. Es gibt etwa die Möglichkeit, Notizen auf dem ausgeschalteten Display zu schreiben.
© connect/Hersteller

Es gibt eine Vielzahl von Einstellungen und Features, die Optionen für Multitasking etwa sind umfangreich (App Multiplier und vieles mehr). Man spürt sofort: Mit Harmony OS präsentiert sich Huawei auf der Höhe der Zeit. Umfangreich sind auch die Einstellungen für den Stylus und die Einbettung des Stylus in das Betriebssystem. Wie Samsung bietet Huawei dafür eine Notiz-App an, die sich als mächtiges Tool entpuppt, das auch geschriebenen Text digitalisieren kann.

Huawei MatePad 11.5 S Screenshot GoPaint
Feinste Schraffuren, unzählige Einstellungsmöglichkeiten: Die App GoPaint ist eine Zeichnen-App für Profis.
© connect/Hersteller

Besonderen Wert legt Huawei auf die Zeichen-App GoPaint, die laut Hersteller von führenden Kunsthochschulen empfohlen wird. Und in der Tat verwandelt sie das MatePad 11.5 in ein professionelles Tool zum Zeichnen mit vielen Profi-Funktionen, die auf Wunsch in umfangreichen Tutorials erklärt werden.

Huawei und das Problem mit den Google-Apps

Huawei ist nach wie vor einem US-Embargo betroffen, sodass keine Apps oder Dienste von Google auf dem Tablet laufen. Was der Smartphone-Sparte des chinesischen Tech-Riesen Mitte 2019 das Genick gebrochen hat, ist auch 2024 noch eine schwere Hypothek, gerade in Märkten wie Deutschland, wo Google-Dienste weit verbreitet sind.

Mittlerweile gibt es Wege, Google trotzdem auf Huawei-Geräte zu bringen, die beste und einfachste heißt microG, das Google nahezu ohne Einschränkungen auch auf das MatePad 11.5 S. bringt. Aber die Anleitung dazu ist lang (hier das HowTo vom Huaweiblog) und es gibt keine Garantie, dass diese Lösung dauerhaft funktioniert. Außerdem gilt: Wer gerade mehrere hundert Euro für ein Gerät ausgegeben hat, der möchte, dass out of the box alles funktioniert.

Huawei MatePad 11.5 S: Akkulaufzeit und Aufladen

Der 8.800 mAh starke Akku sorgt für lange Laufzeiten: Im PC Mark Akkutest haben wir sehr gute 16:02 Stunden erreicht. Das MatePad 11.5 S gehört damit zu den besonders ausdauernden Tablets, die selbst bei intensiver Nutzung am Abend noch Reserven übrig haben. Das langsame Aufladetempo sorgt allerdings für einen Dämpfer: Über das mitgelieferte 22,5-Watt-Netzteil dauert es locker anderthalb Stunden, bis der Akku wieder voll ist. Wenn man ein Standard-Netzteil nimmt, dann sind maximal 18 Watt möglich, sodass es noch länger dauert.

Fazit: Innovatives Tablet für eine spitze Zielgruppe

Eines vorweg: Wirklich sinnvoll ist das Huawei MatePad 11.5 S nur in Kombination mit Stylus und Tastatur, erst dann kann es seine Stärken voll ausspielen. Zu denen gehören etwa die tiefe Stylus-Integration und die Möglichkeit, das Tablet als professionelles Tool zum Zeichnen zu nutzen. Das einzigartige Display mit einer papierähnlichen Darstellung bietet hervorragende Voraussetzungen dafür.

Aber diese Technologie sorgt auch für eine relativ kontrastarme Darstellung, was bedeutet, dass für die Medienwiedergabe andere Modelle besser geeignet sind. Zudem bleibt das Handicap der fehlenden Google-Dienste, wer seine Fotoes etwa bei Google Fotos hat, muss sich umstellen - oder Google über microG nachträglich auf das Tablet bringen. Für den Aufwand entschädigt Huaei in Form eines attraktiven Preises, denn das Preis-Leistungsverhältnis ist top.

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HuaweiMatePad 11.5 S
Tablets
Juli 2024 Zum Produkt
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