Aktivbox
KEF X300A im Test
Per USB-Kabel erhalten beide Boxen des KEF-Pärchens beste digitale Musikqualität. Wir haben uns die Aktivboxen genauer angehört.

Bereits vor dem offiziellen Marktstart sorgten die KEF X300A in HiFi-Foren für tumultartige Debatten: vollaktiv, mit integriertem, hochauflösendem D/A-Wandler - und das auch noch für 800 Euro das Paar? "Ja, sapperlot nochmal" wird sich der erfahrene und dem Digitalen nicht abgeneigte HiFiist zu Recht denken. Was die Mannen von KEF hier zusammengeschnürt haben, gleicht einem digitalen Sorglos-Paket. Die X300A gibt via USB direkt an einen Computer angeschlossen Musik-Dateien mit einer Auflösung von maximal 96kHz bei 24bit wieder.
Analogsignale dürfen auch rein, aber nur über ein Miniklinken-Hintertürchen, das sie dann gleich digitalisiert - warum, das erfahren Sie gleich.

Mit USB direkt in eine aktive Box?
Stimmt, das ist eigentlich nichts Neues. Doch anders als bei der Konkurrenz - und hier liegt der Knackpunkt - gibt der als Audio-Interface agierende KEF-Lautsprecher seinem Zwilling kein abgespecktes Analog-Signal weiter. Vielmehr erhält auch die zweite X300A eine vollwertige digitale Kopie mittels eines weiteren USB-Kabels, das die zwei Boxen miteinander verbindet. Dadurch liegt die Musik an beiden Lautsprechern in der selben Qualität an. PCM1754-Chips von Texas Instruments sind für die D/A-Wandlung verantwortlich.

Zwei kräftige analoge Verstärker bedienen Hoch- und Tiefmitteltöner getrennt. Der Fünf-Zoll-Koax mit belüftetem Hochtöner samt Tangerine-Waveguide ist bereits aus anderen KEF-Modellen bekannt und sollte sich auch in der X300A keine Fauxpas erlauben. Ein kleiner Schiebeschalter auf der Rückseite der "Master"-Box erlaubt die Anpassung an den Aufstellungsort: Stehen die KEFs auf dem Schreibtisch, korrigiert die "Desk"-Stellung den Frequenzgang, um tonale Verfärbungen durch Oberflächen- Reflektionen auszugleichen. Im "Stand"-Modus bleibt der Frequenzgang hingegen unangetastet.

Plug it in, turn it up!
Freistehend im AUDIO-Hörraum aufgestellt wirkten die kleinen KEFs tonal ausgewogen und bildeten die Bühne bei "Inpakuto" von Clammbon ("Ten") detailreich ab. Doch die Tester vermissten selbst bei einer stark angewinkelten Aufstellung die Direktheit, für die Koaxe so beliebt sind. Das änderte sich schlagartig, als die X300A auf einem Bürotisch standen und Musik von einem Mac bezogen. Der Anschluss ging spielend: einstöpseln und auswählen - fertig. Nun noch per Schiebeschalter in den "Desk"-Modus versetzt, brillierte die KEF mit einer genaueren Abbildung und eben jener Direktheit, die einen guten Koax auszeichnet.
Den Raum bei "El Jaguar" des Gitarristen-Duos Strunz & Farah ("Americas") vermochten die kleinen Aktivboxen auf überzeugende Art wiederzugeben. Die vielen musikalischen Akzente wie die Zupf-Techniken der Flamencogitarren oder die vielen Percussion-Instrumente wandelten die X300A verfärbungsfrei um. Der Tiefton wirkte druckvoll und mit einem präzisen Timing: Basslastige Songs wie "Collarbone" von Fujiya & Miyagi ("Transparent Things") steckten die kleinen KEF-Boxen ohne Anstrengung weg und sorgten damit auch gleich für Party-Laune in der Redaktion.

Fazit
KEF hat bei der X300A erkennbar viel Detailarbeit investiert: mit Erfolg. Ein "richtiger" 192kHz-USB wäre zwar noch audiophiler, doch selbst bei 96kHz lieferten die Aktivboxen einen detailreichen und dynamischen Klang. Im Nahfeld gefielen sie mir besonders gut, da sie so ihre Koax-Vorteile voll ausspielen konnten. Hut ab!