Testbericht
Lautsprecher B+W N 801 D
Ein Bild von einem Lautsprecher. Die B&W N 801 D ist schwer. Sie ist wuchtig. Und sie ist mit 16000 Euro auch nicht eben billig. Und dennoch gleicht sie in weiten Teilen ihrer kleinen, deutlich eleganteren Schwester N 802 D, die in stereoplay 6/05 ein sensationelles Ergebnis einfuhr und hier natürlich als Vergleichsmaßstab herhalten musste.
- Lautsprecher B+W N 801 D
- Datenblatt


Beide haben den gleichen Mitteltöner mit sickenloser Kevlar-Membran im akustisch perfekt geformten Marlan-Kopf, und beide sind mit der gleichen Hochton-Diamantkalotte bestückt, die schon in der N 803 D (stp 2/05)für einen überwältigend kompressions- und stressfreien Obertonbereich sorgte. Sogar die Frequenzweichen der Nautilus-Modelle ähneln sich - von kleineren Widerstandswerten zur exakten Pegelanpassung einmal abgesehen - wie ein Ei dem anderen.
Die Entwickler von B&W machen auch keinen Hehl daraus, dass der wesentliche Unterschied von 802 D zu 801 D im Tieftonbereich zu suchen ist. B&W-Produktmanager Ulf Soldan:"Es ist wie bei Daimler-Chrysler: Ich kann die E-Klasse mit einer Zweiliter- oder einer Fünfliter-Maschine bekommen. Es ist aber immer noch die E-Klasse." Ein bisschen anders ist es im Falle der N-Serie-Lautsprecher schon:Das Gehäuse besteht zwar in beiden Fällen aus aufwendig gebogenem Mehrschichtholz, aber das der N 801 D geriet mit 120 Kilo Kampfgewicht (der Tester freut sich über die eingebauten Rollen)deutlich schwerer und um einiges voluminöser. Das ist auch notwendig.

In ihm sitzt der mächtige 38-Zentimeter Bass, dessen kräftiger Antrieb und robuster Aufbau eher den Einsatz in einer PA-Box zur Beschallung von Discotheken denn im häuslichen Wohnzimmer für die HiFi Wiedergabe vermuten ließe. Zum Vergleich: Der 38er-Tieftöner kommt auf 800 Quadratzentimeter aktive Bassfläche, die beiden 20er-Tieftönern der N 802 D auf etwa 500 Quadratzentimeter.
Kann das so entscheidend sein? Und war es nicht lange Zeit herrschende Lehrmeinung, mehrere kleine Bässe seien einem großen überlegen, weil sie wegen des geringeren Membrangewichts und der Vielzahl der Antriebe "schneller" seien? Die auch hochpräzise Audio Physic Caldera stützt diese These.
Doch wer den Unterschied von N 801 D zu N 802 hört, wird wie wir anderer Meinung sein.Der 38er macht mehr als nur mehr Bass. Wo die beiden 20er-Tieftöner der N 802 D zwar sehr tief und wuchtig, fast wie ein Subwoofer agierten, dabei aber im oberen Bassbereich etwas an Druck vermissen ließen, klang der 38er der N 801 D noch druckvoller, wuchtiger und erdiger. Auch schien die Anbindung des Basses bei der N 801 D noch ein bisschen besser gelungen als bei der kleinen Schwester.
Das wirkte sich auf das gesamte Klangbild aus. Ob die glockenklare Stimme von Beady Belle auf dem fantastischen Album "Closer" (Jazz-Klangtipp stereoplay 6/05)oder die kraftvollen Hörner im dritten Satz von Bruckners Vierter Symphonie (perfekt eingespielt von Nikolaus Harnoncourt und dem Royal Concertgebouw Orchestra, auch auf der Titel-CD): Stets bot die N 801 D im wichtigen Mittenbereich noch ein bisschen mehr Information, spielte etwas agiler und ließ die Musik selbstverständlicher fließen. Die N 802 D wirkte hier distanzierter, vielleicht sogar feiner und highendiger, aber eben nicht richtiger.
Die Unterschiede zwischen N 802 D und N 801 D sind eindeutig hörbar, und sie liegen keineswegs nur im Bassbereich. Nicht der größere Tiefgang (der in kleineren Räumen sogar zu Problemen führen kann)und der etwas höhere Maximalpegel, sondern die größere Autorität und Authenzität machen die N 801 D zum besseren von zwei überragend guten Schallwandlern.
B&W; 801 D
B&W; 801 D | |
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Hersteller | B&W; |
Preis | 16000.00 € |
Wertung | 63.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |