Loewe We. SEE 55 im Test
Mit der Marke „We. by Loewe“ verjüngt sich der Kronacher Hersteller und sucht gleichzeitig nach neuen Vertriebswegen. Die TV-Geräte heben sich nicht nur durch Design und Sound von der Masse ab. Wir testen den Größten.

Bei den neuen TV-Geräten aus dem Hause Loewe kann man getrost von einem großen „Mut zur Lücke“ reden, den der Hersteller hier aufbringt. Schaut man sich in der übrigen TV-Landschaft um, erblickt man fast nur Geräte im schwarzen Einheitslook, bei denen der Rahmen minimiert wurde und selbst d...
Bei den neuen TV-Geräten aus dem Hause Loewe kann man getrost von einem großen „Mut zur Lücke“ reden, den der Hersteller hier aufbringt. Schaut man sich in der übrigen TV-Landschaft um, erblickt man fast nur Geräte im schwarzen Einheitslook, bei denen der Rahmen minimiert wurde und selbst die Lautsprecher keinen Charakter mehr erkennen lassen.
Nun gehören pfiffiges, elegantes Design und eine gehobene Klangqualität seit jeher zu den Qualitäten, für die man Loewe zu schätzen wusste. Nirgends sah man mehr edles Metall verarbeitet, konnte garstige Anschlusskabel besser verstecken und fand hochwertigere Lautsprecherchassis. Diese Tradition will Loewe auch bei der jungen Zweitmarke „We. by Loewe“ ( https://we-by-loewe.com/ ) weiterführen – hier aber nicht ganz so verschwenderisch.
Die Zielgruppe der Young Digital Natives braucht hauptsächlich mehr Vernetzung und Interaktivität als es mit den älteren Serien von Loewe-TVs möglich war, und die bietet der hier getestete We. SEE 55. Loewe will den potenziellen neuen Kunden auch mit neuen Wegen bei Marketing und Vertrieb gerecht werden. Zur Kommunikation sollen stärker die Netzmedien herangezogen werden.
Und schaut man sich die Produkte auf der äußerst modern und ansprechend gestalteten Webseite an und will sie gar direkt kaufen, landet man sofort bei Amazon mit einem Preis von 100 Euro unter der UVP. Dennoch betont Loewe, den Servicegedanken hochzuhalten, und der vergleichsweise hohe Preis des Gerätes lässt uns das auch erwarten.

Was bei Loewes neuer Serie sofort ins Auge springt und wir eingangs als sehr mutig beschrieben hatten, sind natürlich die Farbvarianten dieses Modells. Während das zweifarbige „Storm Grey“ noch als klassisch-elegant durchgeht, setzen die anderen beiden Farben nahezu karibische Akzente und stellen eine Designaussage dar, statt sich unscheinbar in jedes Ambiente einfügen zu wollen. Das macht diese TVs allerdings sofort zur absoluten Besonderheit im Markt, die auch schnell einen IF-Designaward eingeheimst hat.
Eine gute Portion Individualität
Zwar kommt der We. SEE lange nicht an die legendären Produkte aus dem Hause Loewe heran, die in unzähligen Farb- und Maserungsvarianten mit austauschbaren Intarsien erhältlich waren und Dutzende Soundlösungen anboten, doch ist die Auswahl an sehr hochwertig ausgeführten Aufstellvarianten eine ausgezeichnete Basis. Neben dem in der ausgewählten Farbe mitgelieferten Metall-Tischfuß gibt es fünf optionale Variationen für Wand und Boden.

In einem anderen, eigentlich viel wichtigeren Bereich war Loewe gezwungen, die Individualität einzuschränken. Viele Jahre war der Hersteller führend darin, mit Doppeltuner, eingebauter Festplatte und bidirektionalem Streaming TV-Material komfortabel handhaben zu können.
Mit dem Siegeszug von Video-on-Demand, Sprachsteuerung und anderen smarten Accessoires änderte sich die Welt der TV-Anforderungen allerdings schnell, und hier können nur die größten, weltweit agierenden TV-Marken mit Hunderten Softwareentwicklern mithalten.
Selbst wenn man guten Willen zeigt, erteilt beispielsweise Netflix keinem TV-System, das unter einer Million Stück verkauft werden soll, eine Lizenz. Und ohne den Marktführer beim Streaming hatten ältere Loewegeräte bei einer jungen Zielgruppe einen schwachen Stand.
Jetzt hat Loewe mit seinem os7, das offensichtlich auf VIDAA aufbaut, deutlich bessere Karten. Netflix, Amazon Prime, DAZN und RTL sind bereits im Boot, kürzlich stieß Disney+ dazu, und auf einer geheimen Liste mit kommenden Partnern konnten wir weitere wichtige Dienste entdecken, die sich unter den Top 10 der VoD-Anbieter befinden.
Displayeinstellungen und -qualität
Diese systemische Umstellung beziehungsweise Aufrüstung betrifft auch die „bild“-Geräte der Tochtermarke Loewe, und von denen hat der We. SEE auch Eigenschaften geerbt, die Freunde der Farbqualität freuen.
Die Geräte sind nämlich im Gegensatz zu alten Loewe-Fernsehern exzellent kalibrierbar. Den Zugang zu Farbmischung und Gammakorrekturen überließ der Hersteller damals exklusiv den Händlern, heute kann jeder nach Belieben feinjustieren.
Empfohlener Sehabstand: Loewe We. SEE 55
Vollbild an/ausKategorie | Entfernung |
---|---|
TV: | 3,6 m |
DVD: | 3,2 m |
HD: | 2,1 m |
UHD: | 1,9 m |
Bei unseren Tests fiel allerdings sehr angenehm auf, dass man das erst mal gar nicht muss. Ab Werk ist der Standardmodus hübsch aufgefrischt, jedoch nicht so stark geglättet und kontrastüberzogen wie bei vielen Mitbewerbern. Die „Kino“-Varianten machen ihrem Namen alle Ehre und liefern normgerechte Kost. Mit der passenden Lizenz hätten sie auch gern „Filmmaker“ heißen dürfen.
Was Loewe hier abliefert, also an optimaler Abstimmung aus dem LCD-Panel holt, ist makellos. Kritik muss sich der Hersteller allerdings dafür gefallen lassen, nicht gerade das hochwertigste Panel eingesetzt zu haben. Zwar liefert das VA-Display 500 Nits und ordentliche 94 % des DCI-Farbraums, und das sogar bei einem tollen Schwarzwert, jedoch tut es das nur direkt nach vorn abstrahlend.
Unter schrägen Blickwinkeln knicken Kontrast und Farbneutralität ein. Um diesen Effekt zu mindern, ist es üblich, Farbflächen diagonal zu strukturieren. Ein voll geöffnetes Pixel strahlt nämlich besser zur Seite ab als zwei halb geschlossene. Leider geht dabei Auflösung verloren und man erkennt Muster, wenn man zu nah am TV sitzt.
Optimale Einstellungen: Loewe We. SEE 55
Vollbild an/ausEinstellung | Wert |
---|---|
Bildmodus: | Kino dunkel |
Kontrast: | 82 |
Helligkeit: | 50 |
Schärfe: | 0 |
Farbsättigung: | 50 |
Farbtemperatur: | warm1 |
RGB-Gain: | 0, -2, -7 |
RGB-Offset: | 0, 0, 0 |
Gamma: | 2,2 |
Von einem Einsatz des We. SEE als PC-Monitor ist also abzusehen. Mit seinem 60-Hz-Panel und der zugehörigen mittelmäßigen Reaktionszeit ist der Loewe aber sowieso auf TV-Konsum abgestimmt. Seine vier HDMI-Buchsen passen genauso ins Konzept.
Auch wenn sie formal durch den automatischen Gamemodus (ALLM) und variable Bildrate (VRR mit 48-60 fps) der Variante 2.1 zugeschrieben werden, unterstützen sie nur Bandbreiten bis 18 Gbit/s, was aber selbst für 4K-TV und Ultra-HD Blu-ray völlig passt. Und hier macht der Loewe einen sehr guten Eindruck.
Die Fernbedienung ist mechanisch hochwertig, dazu übersichtlich layoutet – natürlich inklusive Zahlen- und Farbtasten, aber auch mit Mikrofon für die Interaktion mit Alexa. Ein Vorteil des effizienten Betriebssystems sind die auffällig schnelle Reaktion der Setupmenüs und eine gute Umschaltgeschwindigkeit zwischen TV-Sendern.
Testergebnisse: Loewe We. SEE 55
Vollbild an/ausKategorie: | Wertung |
---|---|
BILDQUALITÄT: | 426 VON 500 |
TV-Empfang (50): | 42 |
High Definition (75): | 71 |
Ultra High Definition(+HDR) (85): | 73 |
Kontrast (90): | 76 |
Schärfe (60): | 47 |
Farbdarstellung (55): | 49 |
Geometrie /Blickwinkel (40): | 31 |
Bildruhe /Bildfehler (45): | 37 |
KLANGQUALITÄT: | 44 VON 60 |
AUSSTATTUNG: | 204 VON 260 |
Tuner (65): | 50 |
Anschlüsse / Kommunikation (85): | 72 |
Medien / Smart-TV / Gaming (60): | 49 |
Sonstiges / Ökologie (50): | 33 |
BEDIENUNG: | 90 VON 105 |
Menügestaltung /Handling (25): | 20 |
Einstellungsmöglichkeiten (40): | 35 |
Installation (15): | 13 |
Fernbedienung (25): | 22 |
VERARBEITUNG: | 73 VON 80 |
Anmutung (25): | 23 |
Material (55): | 50 |
GESAMT: | sehr gut 837 VON 1005 |

Aus dem Messlabor
Farbmessung Ultra-HD HDR BT.2100 12 Bit
Auf den ersten Blick erscheinen 69 % des BT.2100 Farbraums recht mäßig, doch das deckt hier bis zu 95 % des DCI-Farbraums ab. Die Abstimmung der Mischfarben ist sehr gut, die Brillanz nicht riesig, doch DolbyVision wurde genau für solche Fälle entwickelt.
Farbmessung HDTV Full-HD, BT.709, 8 Bit
Bei klassischen Inhalten macht Loewe alles richtig. Ab Werk ist der Kinomodus bestens abgestimmt, liefert nur wie üblich erst mal eine magere Lichtstärke, um das Energiesiegel zu erhalten.

Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Welche Ausstattung hat der We. SEE?
Wie eingangs angedeutet, besitzt der We. SEE einen Vierwegetuner in Einfachausführung. Durch Audioausgang mit Fixpegel werden Kopfhörer besser über Bluetooth verbunden, und eine der beiden USB-Buchsen liefert genügend Strom für Festplatten.
Außergewöhnliches gibt es also nicht, außer den Abdeckungen, hinter denen die Kabel verschwinden können. Deutlich besser als bei den meisten Konkurrenten erwies sich die Klangqualität. Durch die nach vorn abstrahlenden Schallwandler wirkt alles direkt und präzise, besitzt dazu eine sehr hohe Dynamik mit exzellenter Verständlichkeit von Dialogen – zumindest im Standardmodus.
Aktiviert man „Film“ oder „Musik“ und damit Dolby Atmos, erfährt man zwar eine erstaunliche virtuelle Räumlichkeit, die Gesamtlautstärke bricht aber immens ein, und man muss lauter stellen. Wo wir bei Dolby sind: Gerade bei TV-Geräten mit eingeschränkter Brillanz wirkt sich DolbyVision bei den passenden Quellen positiv auf die Durchzeichnung von HDR aus, so auch hier.
Noch nicht ganz perfekt implementiert, aber ein prima Ansatz ist die Einbindung des Lichtsensors. Er regelt das Backlight abends schön und sogar dosierbar herunter.
Fazit
Loewe überrascht wieder einmal durch mutige Design-Ideen, liefert der jungen Zielgruppe diesmal aber mehr digitale und smarte Addons als früher. Was die Bildattribute betrifft, nutzt der We. SEE zwar keine State-of-the-art-Technologie, liefert aber eine hohe Natürlichkeit und dazu einen überzeugenden Sound.