Testbericht
Marantz SC-7 S2
Diese Vorstufe ist grandios, gegenüber ihrer Vorgängerin scheint sie im Jungbrunnen gebadet zu haben.
- Marantz SC-7 S2
- Datenblatt

Die Marantz-Mannen schliffen beharrlich an klangrelevanten Details, ohne die grundsätzliche Schaltung zu verändern. SC-7 S2 und MA-9 S2 sind wie ihre Vorgänger vollsymmetrisch aufgebaut, beinhalten also pro Stereo-Kanal zwei komplette Verstärkerzüge. Der eine ist für das normale, der andere für das phaseninvertierte Signal zuständig - quasi Bild und Spiegelbild. Theoretisch bringt das Vorteile. Wenn die Signale wieder zusammenkommen, heben sich zumindest alle gleichtaktigen Störungen auf, wie sie zum Beispiel Einstreuungen verursachen können. In der Praxis bedeutet das aber nicht nur doppelte Bauteile-Bestückung, sondern auch peniblen Abgleich derselben. Deshalb geben viele Hersteller ihren Verstärkern zwar symmetrische XLR-Ein- und Ausgänge mit, fahren intern aber kostensparend asymmetrisch, sprich eingleisig.

Marantz mogelt hier nicht, und das konsequenter denn je. In der Vorstufe SC-7 S2 sitzen jetzt hinter jedem der Hochpegel-Eingänge - ein Phono-Vorverstärker ist leider nicht vorgesehen - so genannte Pufferverstärker. Die übernehmen eine erste Verstärkung oder auch Abschwächung, denn jeder Eingang lässt sich in Halb-Dezibel-Schritten um bis zu plus/minus sechs Dezibel (dB) justieren. Das bedeutet elektrisch immerhin eine Verdoppelung oder Halbierung des Pegels, womit lästige Lautstärkesprünge beim Umschalten etwa zwischen CD-Player und Tuner ad acta, sprich: in den Datenspeicher des Preamps gelegt werden können.
Die eigentliche Lautstärke-Stellung, im blau hinterleuchteten Display in roten Ziffern von minus 100 bis 0 dB angezeigt, übernehmen Integrierte Schaltkreise (ICs) WM 8816 von Wolfson. Die müssen nicht nur zwei Stereokanäle, sondern auch deren invertierte Doppelgänger exakt gleich behandeln. Marantz setzt, um das Rauschen weiter zu mindern, pro Kanal inzwischen gleich zwei Wolfson-ICs parallel ein.

Der Mühe Lohn: Die nutzbare Dynamik, also der Fremdspannungsabstand, wuchs von sehr guten 95 Dezibel/Cinch beziehungsweise 93 dB/XLR auf überragende 99 beziehungsweise 96 dB. Das entspricht dem theoretischen Dynamik-Maximum der Compact Disc, ein Wert, wie er für Nobelvorstufen selbstverständlich sein sollte. Aber auch für die Super Audio CD ist die SC-7 S2 bestens gerüstet. Schnurgerade Frequenzgänge bis über 100 Kilohertz dokumentieren das ebenso wie ein Klirrverhalten, für das "exzellent" fast schon ein Urteil mit Understatement darstellt. Der Ausgangswiderstand liegt mit 141 Ohm niedrig genug, dass selbst zehn Meter Kabel zur Endstufe keinerlei Höhen kosten dürften.
Klang
Diese Vorstufe ist grandios, gegenüber ihrer Vorgängerin schien sie im Jungbrunnen gebadet zu haben. Im durchgehend symmetrischen Betrieb befeuerte die bleifreie Neuausgabe hiebfestes Schlagwerk (Dream Theater: "Train Of Thought") oder massive Bass-Attacken (Die Fantastischen Vier: "Unplugged") mit der richtigen Oktanzahl. Vor allem bei Stimmwiedergabe zeigte sich wieder einmal, welch hohen Einfluss die häufig als "Lautstärkeregler mit Quellenumschaltung" geschmähten Preamps am Klangergebnis haben. Im Vergleich mit der S1 schmetterte Luciano Pavarotti leidenschaftlicher, flehte Maria Callas intensiver, gurrte Bliss-Sängerin Rachel Morrison glückseliger. Das kraftvolle "I Hear You Call" von der exzellenten Pop-Produktion "Spirit Of Man" machte einfach mehr Spaß.Die Hörtester mussten schon sehr weit in der Bestenliste nach oben greifen, um diesem Spitzen-Vorarbeiter Paroli bieten zu können. Nun gut, die C-2810 von Accuphase brachte mehr an Klangfarben, Nuancen, Dynamik und Wucht. Doch diese Wunder-Vorstufe kostet das Doppelte der SC-7 S2, die ihr bis auf einen Wertungsschritt nahe kam. Selbst einem Favoriten des Autors, der röhrenbestückten Octave HP 500 SE, konnte der Transistor-Preamp von Marantz ein Remis abgewinnen.
Marantz SC-7S2
Marantz SC-7S2 | |
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Hersteller | Marantz |
Preis | 7000.00 € |
Wertung | 125.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |