Merian Scout Navigator
Ein stets ortskundiger Mensch, der über jede Sehenswürdigkeit etwas Kluges zu sagen weiß - so agiert der Merian Scout Navigator, ein Navi ganz neuen Typs.

- Merian Scout Navigator
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- Wertung
Ein "Ding-Dang-Dong" ertönt, dann Vogelgezwitscher. "Wilhelma." Eine freundliche Frauenstimme unterbricht den Verkehrslärm: "Wilhelm der Erste von Württemberg wollte auf dem Gelände ein Schloss bauen..."...
Ein "Ding-Dang-Dong" ertönt, dann Vogelgezwitscher. "Wilhelma." Eine freundliche Frauenstimme unterbricht den Verkehrslärm: "Wilhelm der Erste von Württemberg wollte auf dem Gelände ein Schloss bauen..."

Autofahren mit dem Merian Scout Navigator (779 Euro) läuft etwas anders als mit einem normalen Navigationssystem. Führt die Route an einer Sehenswürdigkeit vorbei - wie hier am Stuttgarter Tierpark Wilhelma -, betätigt sich der Navigator als Reiseleiter und spielt das dazugehörige Hörstück ab. Über 850 solcher Audio-Guides sind im Gerät gespeichert, dazu kommen 100 literarische Zeitreisen, allesamt aufwendig produziert und von hoher Qualität.
Eine neue Gerätegattung

Doch der Merian Scout Navigator bietet noch mehr, um seinen Anschaffungspreis zu rechtfertigen. Neben weiteren 30 000 redaktionell besprochenen Merian- und Feinschmecker-Sonderzielen mit Foto und Text ist das vor allem die Hardware: Merian setzt auf einen kapazitiven Touchscreen, der ähnlich wie beim Apple iPhone nicht auf Druck, sondern auf Berührungsfläche reagiert und so eine flüssige Bedienung des Geräts erlaubt. Merian hat hier ganze Arbeit geleistet: Lief die Eingabe bei den ersten Testmustern Ende Oktober noch zäh, so reagieren Touchscreen und Software nun feinfühlig und unmittelbar - die Bedienung macht Spaß. Man ist sogar versucht, das Gerät wie bei den Apple-Produkten mit einem Fingerstrich zu bedienen, doch noch kann das System keine Gesten verarbeiten. Die Optik des Merian Scout Navigator versprüht mit seinem blau leuchtenden Ring vielleicht einen Hauch zu viel Disco-Feeling für das eher konservative Zielpublikum - Geschmackssache. Gelungen ist die Bedienoberfläche, die das bekannte Design-Büro Frog Design entworfen hat. Zwar erschließt sich die Bedeutung der Icons am unteren Rand auch nach längerer Nutzung nicht auf Anhieb, die sonstigen Menüs überzeugen aber durch ihre klaren Bezeichnungen und die hochaufgelösten Schriften - das 3,8-Zoll-Display des Merian Scout Navigator bietet eine Auflösung von 640 x 480 Pixeln, was bei den Reiseführer-Inhalten besonders gut zur Geltung kommt.

Navigation und Reiseführer bilden zwei getrennte Menübereiche, die jedoch über die Navi-Schaltfläche ganz links miteinander verbunden sind. Auch beim Zielspeicher besitzen sie Querverbindungen - die Verzahnung ist gelungen und übersichtlich. Auch die Unterscheidung zwischen redaktionellen Sonderzielen (wie Hotels oder Sehenswürdigkeiten) und Standard-Sonderzielen (wie Tankstellen oder Flughäfen) ist stets klar, den Überblick kann man hier kaum verlieren. Eine Besonderheit ist der Einschalter auf der Oberseite des Navis, der neben der "Aus"- auch eine "Monitor aus"-Position kennt. Damit wird es möglich, das Gerät zum Beispiel in der mitgelieferten Gürteltasche auf GPS-Empfang zu lassen, ohne dass der Akku deswegen gleich leer wird. Apropos Lieferumfang: In der schmucken Verpackung in Milchglas-Optik liegt neben einem Reinigungstuch auch eine Halterung mit eingebautem TMC-Empfänger; die Antenne ist im Ladekabel integriert.
Vollwertige Navigation

Bei der Navigation setzt Merian auf Software von Elektrobit, die auch in vielen anderen Navis zum Einsatz kommt. Mit Highlights wie 3-D-Modellen oder einem Spurassistenten kann die Software nicht dienen; auch entspricht die Auflösung der Karte nicht der Bildschirmauflösung, was zu kantigen Linien führt. Doch davon abgesehen ist die Navigation absolut vollwertig, einfach zu bedienen und zuverlässig. Vor allem die Sprachausgabe via Text-to-Speech kommt über die hervorragenden Lautsprecher sehr gut zur Geltung. Die Kartendarstellung ist übersichtlich, wenngleich die Schriften auf dem Display etwas größer sein dürften. Sonst waren höchstens Kleinigkeiten wie der nicht immer präsente Tempowarner zu beanstanden, es überwog Zufriedenheit über die ausgewogenen Routen und die flüssige Funktion. Und schließlich ist es eine Show, wenn sich während der Fahrt mit dem "Ding-Dang-Dong"-Jingle eine Sehenswürdigkeit ankündigt und die Frauenstimme den virtuellen Reiseführer gibt. Da bleibt man doch ganz gerne noch einen Augenblick im Auto sitzen und ärgert sich, dass die Testphase für das Navi nicht bis nach dem nächsten Sommerurlaub dauert...
Fazit
Wer im Merian Scout Navigator lediglich ein Navisystem mit Zusatzfunktion sieht, für den sind 779 Euro sicher zu viel des Guten. Wer ihn hingegen bewusst als Reiseleiter mit Navigationsfunktion wählt, dürfte den Anschaffungspreis deutlich entspannter sehen. Konkurrenzlos ist das Navi in jedem Fall.