Metz Blue 42MOD9001 im Test
Die deutsche Traditions marke Metz betreibt zwei unabhängige Produktlinien im TV-Markt: „Classic“ und „Blue“. Bei unserem Test des neuesten OLEDTVs Metz Blue 42MOD9001 stellt sich heraus, dass auch die günstige Variante ungeahnte Vorzüge bietet.

Zwei Herzen klopfen in der Brust des fränkischen TV- Herstellers Metz – das eine klassisch, das andere blaublütig. In 85 Jahren Markengeschichte hat Metz stets auf Topqualität gesetzt, die in Deutschland endgefertigt wird. Außerdem kann sich die Kundschaft mehr als bei jeder anderen Marke a...
Zwei Herzen klopfen in der Brust des fränkischen TV- Herstellers Metz – das eine klassisch, das andere blaublütig. In 85 Jahren Markengeschichte hat Metz stets auf Topqualität gesetzt, die in Deutschland endgefertigt wird. Außerdem kann sich die Kundschaft mehr als bei jeder anderen Marke auf den Service beim Fachhändler verlassen, denn die Beziehung zum Kunden hat einen extrem hohen Stellenwert. Metz hält Ersatzteile besonders lange vor, sorgt aber auch dafür, dass sie nicht oft zum Einsatz kommen.
Die verwendeten Panels sind handverlesen, die Elektronikbausteine großzügig dimensioniert. Zudem basiert mechanische Qualität auf teuren Materialien, und die verwendeten Lautsprecher- chassis sind ebenfalls besonders hochkarätig. Hier sprechen wir jedoch von den Produkten der Marke „Metz Classic“, die wegen des gesamten Konzepts deutlich teurer sein müssen als vergleichbare Konkurrenzprodukte.
Metz steckt in dem Dilemma, dass treue Kunden mehr Geld für nachhaltige Fernseher ausgeben, dafür aber persönliche Betreuung vom Fachhandel erwarten und nicht alle fünf, sondern nur alle zehn Jahre ein neues Gerät kaufen. Und Metz-Kunden wollen nicht auf das über Jahrzehnte entwickelte hauseigene Betriebssystem mit marktführenden Features für TV-Aufnahme, Heimnetz-Streaming und Drei-Sterne-Benutzerführung verzichten. Aus diesem Grund können Geräte von „Metz Classic“ in puncto Smart-TV leider nicht mit asiatischen Billigprodukten mithalten.
Metz blue: Neue Marke für preiswerte Produkte
Zum Glück trat vor einigen Jahren der chinesiche Elektronikkonzern Skyworth auf den Plan und übernahm die Kontrolle. Als Gegenwert für jede Menge Erfahrung in der TV-Entwicklung und die weltweite Nutzung des guten Markennamens gab es für die Deutschen deutlich bessere Konditionen beim Displayeinkauf. Sehr lobenswert ist dabei der Umstand, dass Metz seiner Linie absolut treu bleiben durfte, um die Fachhandelskunden zu behalten.
Für die weltweite Vermarktung wurde eine neue Marke etabliert, die preiswerte smarte Produkte von Skyworth mit dem guten Ruf von Metz kombiniert: „Metz blue“. Dabei kommt Google-TV (Android) als Betriebssystem zum Einsatz, in den allergünstigsten Varianten gar Roku-TV. Die Geräte sind in Sachen Streaming-Eigenschaften, Sprachsteuerung, Gaming und Internet der Dinge also hypermodern – kosten aber nur nahezu die Hälfte eines Metz-Classic-Modells.
Technik mit hohem Anspruch
Jetzt könnte man meinen, die „blauen“ Metz-Fernseher seien losgelöste Billigentwicklungen und hätten nichts von der guten Metz-DNA im Blut. Doch unser Test des brandneuen OLED-TVs 42MOD9001 zeigt, dass einiges von den hohen Ansprüchen der Zirndorfer in das asiatische Produktkonzept eingeflossen ist.
Das fängt beim Auspacken mit dem ordentlichen Produktgewicht und dem etwas fülligeren Korpus an. Die Rückwand des 42-Zöllers deckt größtenteils das 6 Zentimeter tiefe Gehäuse ab. Zu unserer großen Überraschung durften wir zuerst einmal eine edle Metallplatte als Standfuß montieren, auf der sich der Fernseher sogar drehen lässt. Und dann zeigte sich, dass das Volumen nicht nur den beiden 12-Watt-Downfiring-Boxen, sondern auch einem 20-Watt-Woofer und 5-Watt-Upfiring-Hochtönern als Resonanzraum dient. Damit klingt dieses Gerät überhaupt nicht nach abgespeckter Technik.
Benutzeroberfläche mit Google-TV
Als Betriebssystem ist Google-TV im Einsatz, das auf Android 11 basiert und mit 12 Gigabyte genügend Platz für große Apps bereithält. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Menüsteuerung wirkte schneller als auf vielen anderen Android-Geräten. Die Anmeldung im Google-Universum gelang bei der Erstinstallation wie üblich reibungslos mit dem Smartphone. Jedoch sind der Komfort bei der Sendersuche und das Handling von TV-Inhalten wie Sortierung, Aufnahme und Programmführer längst nicht so luxuriös wie bei Metz Classic. Das ist so gewollt, und auf den zweiten Tunerzug für Recording oder Streamserver verzichtet man bei „blue“ ja sowieso.
Danach sieht man das bekannte Google-TV-Hauptmenü, das vor Streaming-Apps, Sprachassistenz (inklusive Fernfeldmikro) und dem Internet der Dinge nur so strotzt. Wir vermissten lediglich den Zugriff auf unser Sky-Abo und die höheren Weihen von HD+. Dafür erlaubt der Chipsatz die HDR-Formate DolbyVision IQ und HDR10+, und zwei der vier HDMI-Eingänge vertragen fürs Gaming Pixelfrequenzen bis 48 Gbit/s – in VRR bis 120 fps.
Brillantes Bild im Standardmodus
Der erste Bildeindruck war trotz dieser exquisiten Voraussetzungen ernüchternd. Wie üblich arbeitet das Gerät ab Werk im Energiesparmodus, der zwar übertriebene Farbfröhlichkeit präsentiert, aber bei minimierter Leuchtkraft. Unser 42MOD9001 zeichnete sich dabei leider durch Absumpfen dunkler Inhalte aus. Das erhöht den Kontrasteindruck, wird hier allerdings übertrieben. Schnell schaltet man in den Standardmodus, in dem der Screen dann wunderbar brilliert.
Weiter geht es zu den Varianten Film und Spiel, die farblich identisch schön nah (Deltas <1,5) an der Produktionsreferenz BT.709 aufgehängt sind. Wer dann noch „Filmmaker“ aktiviert, bekommt die Bilder messtechnisch sogar noch sauberer. Hier gäbe es kaum etwas zu meckern, doch die wirklich sehr zahlreichen Optionen zur Bildverbesserung sind nicht immer ideal voreingestellt. Bei der Abstimmung könnte die Erfahrung eines professionellen Händlers helfen, doch die gibt es wohl nur für Metz Classic. So gilt für erfahrene Nutzer: Zuerst alle Bildmanipulatoren abschalten, dann vorsichtig je nach Qualität der Bildquelle ausprobieren, wie stark Rauschfilter, Dynamikerweiterung oder Bewegungsglättung sinnvoll sind. Das beste HDR-Bild bekommt, wer im Filmmodus die „erweiterte Dynamik“ aktiviert.
Etwas verwirrt waren wir von der Technik bezüglich Raumsensoren. Schon wegen der Unter- stützung von DolbyVision IQ müsste das Raumlicht analysiert werden. Wir fanden auch Optionen für die Adaption von Farben und Leuchtkraft. Bei „automatischer Hintergrundbeleuchtung“ wurde aber nur das Gesamtbild aufgrund seines Inhalts abgedunkelt. Überrascht waren wir, als sich das Bild abschaltete, nachdem wir den Raum verlassen hatten. Dazu hat das Gerät einen Anwesenheitssensor, der sogar warnen kann, wenn man sich zu nah am Panel aufhält. Ein tolles Feature, das aber in den Infos zum Energielabel nicht aufgeführt ist, auf das es einen positiven Einfluss hätte.
Kurz gesagt: Wenn man alle Features nutzt und richtig einstellt, hat man einen erstklassigen smarten Fernseher, der durchaus mit anderen Marken mithalten kann – deren 42-Zoll-OLED-TVs offiziell sogar teurer sind. Selbst Gaming mit geringen Latenzen macht Spaß. Im PC-Modus liefert er die volle RGB-Farbauflösung, die durch intensives Processing im Filmmode leidet.
Fazit
Der Metz blue reiht sich in die Bestenliste asiatischer OLED-Entwicklungen ein, aber mit einer Metz-typischeren Verarbeitungsqualität und harmonischerem Klang als erwartet.