Microsoft Surface Pro im Test
Mehr zum Thema: MicrosoftAuf neuen Pfaden - Microsoft macht mobil: Mit Intel-Chip und Windows 8 Pro geht das Surface auf Ultrabook-Kurs. Mit starker Performance, schwacher Ausdauer und hohem Preis.

Apps aus dem eigenen Store und eine Cloud für einheitliche Daten auf Tablet, Desktop und Smartphone: Damit sollte das ARM-Tablet Surface RT den Ökosystemen von Apple und Google Paroli bieten. Die Rechnung ging nicht auf: Wo Windows draufsteht, soll auch Windows drin sein, meinen die Kä...
Apps aus dem eigenen Store und eine Cloud für einheitliche Daten auf Tablet, Desktop und Smartphone: Damit sollte das ARM-Tablet Surface RT den Ökosystemen von Apple und Google Paroli bieten. Die Rechnung ging nicht auf: Wo Windows draufsteht, soll auch Windows drin sein, meinen die Käufer, verbinden damit volle Kompatibilität zu Windows-Desktop-Applikationen und wollen diesbezüglich keinen Verzicht leisten.
Microsoft legte nach: Das Surface Pro mit Intels i5-3317U Chip und 4 Gigabyte Arbeitsspeicher hat nicht nur Ultrabook-Qualitäten, sondern kommt auch gleich mit der High-End-Version des Betriebssystems, Windows 8 Pro.
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Mit Spannung erwarteten wir, was das Windows-8-Referenz-Tablet leisten würde. Aber der ersehnte Volltest fiel aus. Der Grund: Das Magnesiumgehäuse ist nicht nur optisch stabil und widerstandsfähig, sondern zeigte sich auch resistent gegen die versierten Techniken im connect-Labor, wo das Gehäuse für verschiedene Messungen hätte geöffnet werden müssen. Eine Lösung des Problems zusammen mit Microsoft war in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.
Ausdauer und Leistung
Dass das Surface Pro nach gut vier Stunden ausgesprochen früh wieder ans Netz muss, lässt sich auch mit anderen renommierten Testverfahren feststellen. In einem Szenario aus Textverarbeitung und Internetrecherche testiert zudem der frisch veröffentlichte PCMark8 von Futuremark einen Work Score von 3785 und einen Home Score von 2493 bei zusätzlicher Mediennutzung wie Videochats und Spielen.
Dabei ist die Eignung für Spiele, bei denen es auf eine schnelle Grafik ankommt, erwartungsgemäß geringer als bei Notebooks mit dedizierter Grafik. Im Vergleich mit Ultrabooks, die überwiegend ebenfalls nur mit einer Chipsatzgrafik ausgerüstet sind, schlägt sich das Surface Pro dagegen gut.
Angenehm leise verhielt sich während des gesamten Tests der Lüfter. Dessen Integration in das ansonsten mit dem Surface RT identische, von geradliniger und kühler Eleganz geprägte titangraue Chassis, ist gut gelungen: Kaum sichtbar sitzen die Lüftungsschlitze um die obere Hälfte der planen Rückwand herum, während die untere Hälfte für den ausklappbaren Ständer quasi gedoppelt ist. Der Neigungswinkel des Ständers ist fix.
Darunter versteckte sich beim RT noch der Micro-SD-Kartenslot, etwa um auf unserem 128 Gigabyte fassenden Testgerät den verbleibenden Nutzerspeicher von knapp 88 Gigabyte zu erweitern. Der Einschub sitzt nun gut sichtbar und besser erreichbar auf der rechten Geräteseite. Ebenso der Mini-Displayport, für den HDMI- oder VGA-Adapter optional, also nur für zusätzliches Geld zu haben sind. Während der USB-Port die Seite gewechselt und sich vom 2.0- zum 3.0-Standard gemausert hat, ist der proprietäre Stromanschluss geblieben, ebenso wie der zusätzliche USB-Ladeausgang von 5 Watt an dem 48-Watt-Netzteil.

Neu als kostenlose Dreingabe ist der digitale Eingabestift, der sich zur Verwahrung an den Powerconnector klemmen lässt: Das Drücken der seitlichen Taste simuliert einen Rechtsklick mit der Maus, das Stiftende einen Radiergummi beim Zeichnen. Mit dem Stift in der Hand lässt sich auch der Windows Desktop besser bedienen, was bei 1920 x 1080 Pixeln auf 10,7 Zoll mit den Fingern Geduld erfordert.
Schützen und Tippen: die Cover
An den proprietären Anschluss an der Unterseite kann man eines der optionalen Tastaturcover andocken. Die bonbonfarbenen Cover sind aus dem Microsoft-Store verschwunden. Das Touch Cover mit den aufgedruckten Tasten, das beim Öffnen auch den Bildschirm entsperrt, gibt es nur noch in Zyan, Schwarz und Weiß.
Die Handhabung ähnelt der Bedienung virtueller Tastaturen; Zehn-Finger-Tippern werden die erhabenen Tasten des Type Covers besser gefallen. Beidhändiger Einsatz erfordert allerdings auch die ungewohnt rechts liegende FN-Taste, beispielsweise beim Schließen einer Anwendung mit der Tastenkombi FN+Alt+F4.

Beide Tastaturen bieten für Umsteiger ein Mousepad mit Gestenerkennung. Zwar ist das Scrollen mit zwei Fingern auf dem 66 x 34 Millimeter kleinen Pad wenig ergiebig, linke und rechte Maustaste sind aber gut zu treffen. Die, wenn nötig, exakte Positionierung der Maus auf dem Screen wird dagegen zum Geduldsspiel. Oder gar unmöglich, wie ein Versuch mit winzigen Schaltflächen auf Objektrahmen zeigt. Hier hilft am Ende nur der Finger auf dem Touchscreen - als sollte es so sein.
Lieber ein Ultrabook?
Die beiden Kameras, häufig ein Pro bei Tablets gegenüber Note- und Ultrabooks, eignen sich mit gerade mal 1280 x 720 Bildpunkten vorne wie hinten zwar für 720p-HD-Videoaufnahmen, aber kaum für Fotos.
In der Hand gehalten sind 925 Gramm Gewicht ohnehin recht viel. Mit Type Cover summiert sich das Reisegewicht auf 1138 Gramm. Da stellt sich die Frage, ob man die 979 Euro, die das 128-Gigabyte-Modell kostet, plus 120 oder 130 Euro für eine der beiden Tastaturen nicht gleich in ein Ultrabook investiert. Das lässt sich, je nach Modell, unterwegs in ein Tablet verwandeln, und bietet beim Schreiben eine stabilere Tastatur sowie flexible Displaywinkel.
Es sei denn, man erliegt dem besonderen Charme, den das Surface zweifelsohne besitzt.