Mittelklasse-Smartphone
Motorola Moto G200 im Test
Auffallen zum kleinem Preis: Das Motorola Moto G200 nimmt’s zu Hause mit Tablet und Notebook auf. Aber wie schneidet das Phone im Test ab?
- Motorola Moto G200 im Test
- Motorola Moto GT200 - im Kameratest

Alles andere als gewöhnlich sein. Angesichts der enormen Auswahl in der Smartphone- Mittelklasse müssen sich die Hersteller etwas einfallen lassen, damit ihre Modelle in den Fokus der Kunden rücken. Lenovos Tochtermarke Motorola lässt sich beim Topmodell der elften(!) Generation der G-Serie nicht lange bitten: Mit dem vielseitigen Desktop-Modus „Ready For“ kann das G200 Apps, Games und Streaming-Inhalte auf SmartTVs und Computerbildschirmen groß herausbringen.
Der Datenaustausch läuft über eine WLAN-Direkt-Verbindung (Miracast) oder mit einem geeigneten Adapterkabel (beispielsweise USBC auf HDMI) über den Videoausgang. Anders als beim etwas teureren Vorgänger G100 gehören Kabel und Docking-Station nicht mehr zum Lieferumfang.
Ähnlich wie bei Samsungs Pendant DeX stellt auch die Ready-For- Plattform Android und mobile Apps an externen Bildschirmen über eine Desktop-typische Bedienoberfläche bereit. Das Smartphonedisplay mutiert dabei zum Touchpad für die Cursorsteuerung und die Bedienung. Maus, Tastatur oder Spielecontroller bindet man über Bluetooth ein.

Keine Frage:
Satte Hardware-Power muss vorhanden sein, wenn es darum geht, den Laptop zu ersetzen. Das ist hier der Fall: Ein Qualcomm- Top-Chipsatz drückt mächtig auf das Rechentempo. Der Snapdragon 888 steht hier in der hochgetakteten Plus-Variante bereit und liefert durch die Bank exzellente Benchmark-Resultate. Erwärmung und Leistungsrückgang bei intensiver Belastung sind in unseren Tests moderat ausgefallen.
Zum Speicherpaket:
8 GB RAM und 109 GB Platz für eigene Apps und Daten genügen den preisbezogenen Erwartungen. Für einen Laptop-Ersatz hätte es dennoch gern mehr sein dürfen, zumal der Dual- SIM-Slot keine Speichererweiterung vorsieht.
Gespart wurde auch am Äußeren:
Das tipptopp verarbeitete, gut 200 Gramm schwere Kunststoffgehäuse ist mit einer wasserabweisenden Beschichtung „versiegelt“ und nach IP52 eingeschränkt resistent gegen Staub und Wasser. Doch das mag vor Regentropfen schützen, nicht aber beim Eintauchen.
Eine gewisse Exklusivität bringt die glatte, mattschimmernde Oberfläche – obwohl Fingerspuren sichtbar bleiben. Die außermittige Kamera-Unit mit dem 108-MP-Sensor als Highlight ist in einem breiten, dezenten Steg platziert. Weniger schön: Das Gerät kippelt, wenn es auf dem Tisch liegt.

Solider 6,8-Zoll-LCD mit 144 Hz
OLED-Bildschirme sind heute auch in der Mittelklasse fast ein „Musthave“. Motorola hält hier weiter an der LCD-Technik fest. Das IPS-TFTPanel erweist sich als praxistauglich. Die Auflösung von 396 ppi gefällt ebenso wie die komfortable Bildschirmgröße von 17 Zentimetern.
Noch besser:
Für eine superstabile Darstellung beim Scrollen unterstützt das G200 eine Bildwiederholrate von 144 Hertz. Wegen ihrer Hintergrundbeleuchtung eignen sich LCDs nicht für die permanente Anzeige aktueller Infos im Sperrbildschirm. Die Always-on-Funktion wird anderweitig ersetzt: Beim Anheben des Phones oder beim Antippen des abgedunkelten Screens informiert auch das G200 für einen kurzen Moment über Neuigkeiten.
Das 144-Hertz-LCD dürfte dazu beitragen, dass die Ausdauer nicht ganz so hoch ist wie von einem 5000-mAh-Akku erwartet. Trotzdem erreicht das Motorola noch sehr gute 10:13 Stunden. Ladevorgänge verkürzt das beigelegte 33-Watt-Netzteil. Kabelloses Laden geht nicht.

Zur Software:
Hier bleibt es bei Android 11 und der Bloatware-freien My-UX-Oberfläche, die eng an Stock-Android angelehnt ist. Was Update-Versprechen angeht, zeigt sich Motorola, zurückhaltender als Oppo oder Samsung. Zumindest das aktuelle Android 12 wird das G200 sicherlich erhalten.
Markenspezifische Besonderheiten konzentrieren sich in der wie immer ansprechend aufgemachten und vorbildlich erklärten Moto-App, die eine erweiterte Gestensteuerung und einige nette Extras wie das „Clevere Display“ mitbringt. Dabei bleibt der Bildschirm aktiv, solange man daraufschaut. Die Bedienperformance? Formidabel. Und auch der im On-/ Off-Schalter integrierte Fingerprintsensor arbeitet fix und zuverlässig. Eine Zusatztaste links ruft Googles Sprachassistenten auf den Plan. Videos speichert das G200 unter anderem im speicherhungrigen 8K-Format mit 24 fps.
Ebenfalls möglich:
Super- Zeitlupenaufnahmen mit 960 Bildern pro Sekunde. Die Frontkamera mit 16 Megapixeln verbindet für eine höhere Lichtausbeute jeweils vier Bildpunkte miteinander. Damit gelingen sehr ansehnliche Selfies. In der Audiosektion wurde die Kopfhörerklinke gestrichen. Die Klangvorstellung des Monolautsprechers war trotz Dolby Atmos ausbaufähig.

Stark im Labor, top vernetzbar
An den Funkleistungen und an der Akustik gab es nichts zu beanstanden. Richtig stark waren die von uns gemessenen WLAN-Datendurchsätze. Das G200 trumpft im Heimnetzwerk mit hoher maximaler Download-Datenrate (1401 Mbit/s) und stabilen Verbindungen in größerer Entfernung zum Router auf. Der neue WLAN-Standard Wi-Fi 6E wird bereits unterstützt und trägt zur vorbildlichen Connectivity bei: 5G, 2-Gbit/s-LTE, Bluetooth 5.2 samt HiRes-Audio und NFC komplettieren das Verbindungsportfolio.
Das Gesamtergebnis kann sich sehen lassen. Auch wenn nicht alles passt – die Rechenpower und die Konnektivität sind für ein Mittelklassemodell allererste Sahne. Damit steht dem G200 als Smartphone und dank Ready For auch als PC-Ersatz die Welt offen.