Vollverstärker
NAD D 3020 im Test
Über dreißig Jahre hat es gedauert und unzählige Versuche hat es gekostet, einen würdigen Nachfolger für die Verstärkerlegende NAD 3020 zu finden. Mit dem neuen D 3020 ist es NAD nun endlich gelungen. Wir haben ihn für Sie getestet.

Der Vollverstärker D 3020 von NAD im Test: Was ist eigentlich dran am Mythos NAD 3020? Nein, er war sicher nicht der audiophilste aller Verstärker - auch war er ganz bestimmt nicht der Vollverstärker mit den gewagtesten Schaltungstricks, als er Anfang der 80er-Jahre die HiFi-Szene eroberte.
Die Realität ist viel einfacher und gerade deshalb so besonders überzeugend: Der NAD 3020 war der erste Vollverstärker, der ein nach damaligem, noch immer gültigem Wissen kompromisslos HiFi-taugliches Schaltungskonzept mit einer praxisgerechten Ausstattung verband und zu einem außerordentlich günstigen Preis anbot.

Die Legende: NAD 3020
Statt auf audiophile Spielereien setzte er auf damals noch nicht etablierte professionelle Schaltungstechnik: So arbeitete er mit symmetrischer Versorgungsspannung, besaß eine Phono-Vorstufe mit rauscharmen PNP-Transistoren, kaskadiertem Eingangstransistor, Stromspiegel und niederohmigem, komplementären Ausgang.
Ähnlich war auch der Hochpegel-Vorverstärker gestrickt, nur dass er anstelle der Phono-Entzerrung die Klangregler im Gegenkopplungsweg integrierte. Der Vorverstärker war bereits so gut, dass es ihn als 1020 auch separat gab.
Die Endstufensektion arbeitete mit einer relativ einfachen, aber sehr stromergiebigen Quasi-Darlington-Schaltung ohne Ausgangs-Elko, also DC-gekoppelt: Sie konnte auch an niederohmigen Lautsprechern hinreichend Leistung für gehobene Party-Lautstärken bereitstellen.Interessant ist auch, dass sie bereits damals über eine Strom-Gegenkopplung verfügte.
Kaufberatung: Vier High-End-Vollverstärker im Test
Die komplette Elektronik des 3020 mitsamt aller Ein- und Ausgänge befand sich auf einer einzigen Platine. Dadurch waren die Signalwege kurz und die Gehäuse-Abmessungen hielten sich in Grenzen.
Der NAD 3020 bewies, dass kompromisslose Schaltungstrechnik nicht teuer sein muss: Durch die konsequente Umsetzung klanglich wichtiger Forderungen erreichte er eine Audioqualität, die weit über dem Klassendurchschnitt lag. Er war nicht nur technisch, sondern auch klanglich eine "ehrliche Haut" - und genau das machte ihn zum erfolgreischsten Vollverstärker aller Zeiten.

Digital: NAD D 3020
Unzählige Male hat NAD in den vergangenen Jahren versucht, an die Tugenden des 3020 anzuknüpfen - ohne dabei jemals sein geradezu zwingendes Konzept wirklich übertreffen zu können. Nun allerdings scheint der Bann gebrochen:
Der neue D 3020 hat wirklich das Zeug dazu, ebenso erfolgreich zu werden wie sein Urgroßvater. Spannenderweise setzt der neue 3020 dabei auf das gleiche Rezept wie der alte, nämlich dass sich seine Entwickler bei ihm genau die richtigen Fragen gestellt haben.
Und diese lauten: "Was ist wirklich wichtig?" und "Wie erreiche ich das Ziel möglichst kompromisslos und dennoch kostengünstig?" So geriet er nicht wie die vorhergehenden Versuche zu einer Art Neuaufguss.
Kaufberatung: Drei Röhren-Vollverstärker im Test
Vielmehr bietet der D 3020 mit integriertem D/A-Wandler und ebenso kompakter wie leistungsfähiger Class-D-Schaltungstechnik ein absolut zeitgemäßes Konzept, das sich mit USB-Eingang und drahtloser Bluetooth-Übertragung perfekt an aktuellen praktischen Belangen orientiert.
Dass er dabei auch noch pfiffig gestylt und erstaunlich hochwertig verarbeitet ist, macht ihn umso moderner. Zwei Analog- und drei S/PDIF-Digitaleingänge für klassische Tonquellen gibt es auch - nicht zu vergessen den Kopfhörerausgang, der ein eigenes Verstärkerchen besitzt.

Hörtest
Beim Hörtest machten sich die Juroren den Spaß, den winzigen NAD gleich an die exzellente, aber in Sachen Wirkungsgrad nicht gerade überragende Magico Q3 anzuschließen. Natürlich wird eine solche Paarung in der Praxis eher selten sein, aber man braucht sich damit auch nicht zu verstecken:
Der kleine NAD schlug sich nämlich ausgesprochen wacker an dem schwergewichtigen Amerikaner. Natürlich vermochte er angesichts seiner begrenzten Leistung keine donnernden Bassgewitter zu entfachen. Allerdings bewies er speziell in den mittleren Lagen seine highfidelen Qualitäten und ließ Kate Kilbanes Stimme bei "Let The Rain Come Down" von der CD "Medea Cycle" sehr klar und lebendig im Hörraum erschallen.
Digitale Audioformate: DSD vs. PCM
Alles in allem präsentierte sich der NAD tonal als recht geschmeidiger Amp, der sich auch bei höheren Lautstärken stets von der angenehmen Seite zeigte, ohne es dabei jedoch an Biss oder Randschärfe vermissen zu lassen: Definition war sogar eine seiner Stärken.

Das beste Klangergebnis mit dem D 3020 stellte sich mit einer guten Tonquelle über den Analogeingang ein - sehr dicht gefolgt vom temperamentvoll drauflos musizierenden USB-Eingang, der auch beim Umschalten der Eingänge die Verbindung mit dem Computer aufrechterhält, sodass man ihn nicht ständig wieder neu konfigurieren muss.
Auch via Bluetooth vom Smartphone ließ sich Musik hören - wenngleich man hier ein wenig Nachdruck bei tiefen Tönen und Luft im oberen Frequenzspektrum vermisste. An die Qualitäten der anderen Eingänge reichte die Bluetooth-Wiedergabe daher nicht heran.
Der Stauneffekt ist D3020-Besitzern auf jeden Fall sicher, kann doch der kleine Desktop-Amp in Sachen Klangfülle durchaus mit erwachsenen Amps mithalten. Vom AMC XIA wollte sich der NAD jedenfalls nicht so einfach abschütteln lassen:
Er besaß zwar nicht ganz die Leuchtkraft des Amerikaners, wirkte dafür aber unten herum ein wenig aufgeräumter. Das Ergebnis für den sympathischen 3020-Nachfolger lautete denn auch schließlich ebenfalls 40 Klangpunkte.